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"Anne Will": Karl Lauterbach mit deutlicher Warnung in Talkshow

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet mit härteren Pandemie-Maßnahmen im Herbst.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet mit härteren Pandemie-Maßnahmen im Herbst.
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Karl Lauterbach mit deutlicher Warnung bei "Anne Will": "Müssen uns auf schwere Entwicklungen vorbereiten"

04.07.2022, 07:07
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Damit Deutschland nicht wieder unvorbereitet in den nächsten Pandemie-Herbst schlittert, will Bundesgesundheitsminister Lauterbach den Ländern Maßnahmen in verschieden schweren Szenarien vorlegen. Einen Lockdown schließt er in der Talkshow-Runde von "Anne Will" am Sonntag zwar aus, Schulschließungen aber nicht so ganz.

Diese Gäste waren am Sonntagabend bei Anne Will:

  • Karl Lauterbach (SPD), Gesundheitsminister
  • Christine Aschenberg-Dugnus (FDP), Gesundheitspolitikerin
  • Christina Bernd, Wissenschaftsjournalistin "Süddeutsche Zeitung"
  • Ricardo Lange, Intensivpfleger

In den letzten drei Wochen hat sich die Corona-Inzidenz verdreifacht, doch das Infektionsschutzgesetz läuft im September aus, die kostenlosen Bürgertests sind schon abgeschafft. Um die Maßnahmen für den Herbst vorzubereiten, wollte Justizminister Marco Buschmann (FDP) auf das Gutachten des Sachverständigenrates warten, der am Freitag veröffentlicht wurde. "Dieser Bericht ist wissenschaftlich so dünn, dass man vorher politisch mehr hätte angehen müssen," kritisiert Wissenschaftsredakteurin Christina Bernd gleich zu Beginn der Sendung.

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Journalistin Christina Bernd war vom Corona-Gutachten des Sachverständigenrats enttäuscht.Bild: screenshot ard

FDP-Politikerin unterstellt Journalistin "Respektlosigkeit"

Buschmanns Parteikollegin Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) ist dagegen der Meinung, dass man durch das Gutachten sehr viel erfahren hätte, unter anderem, dass man für konkrete Maßnahmen eine bessere Datengrundlage brauche. "Das wussten wir doch schon alles," unterbricht Will mit verwirrter Mimik. Aschenberg-Dugnus zählt weiter auf: Schulschließungen seien keine Option mehr, die psychosozialen Folgen enorm. Dann unterstellt sie Bernd bereits vor der Veröffentlichung das Gutachten kritisiert zu haben, das sei "respektlos" gegenüber den 18 Experten in dem Gremium. "Man muss manchmal respektlos sein, um Dinge richtig zu bewerten", kontert Bernd. Ihr sei ein Exemplar des Berichts vorgelegen, der "noch viel schlechter war", legt sie nach. Er sei dann etwas nachgebessert worden.

"Der Bericht ist fachlich so schlecht aufgestellt. Er hat keinen Erkenntnisgewinn gebracht, was die Konzeption der Maßnahmen betrifft."
Wissenschaftsjournalistin Christina Bernd

Besonders von einer Person hängt das Maßnahmenpaket für den Winter nun ab: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Im Kabinett sei unter anderem bereits beschlossen worden, dass die Datengrundlage verbessert werden solle und dass Covid-Medikamente besonders in Pflegeheimen früher und vermehrt eingesetzt werden. Nun komme es auf die Maßnahmen im Infektionsschutzgesetz an. "Ein Lockdown ist auszuschließen, dazu haben wir einen zu hohen Immunschutz in der Bevölkerung", stellt Lauterbach klar. Bei Schulschließungen äußert er sich deutlich zurückhaltender: Er würde sie nicht kategorisch ausschließen wollen, sie seien aber "das letzte Mittel" und "unwahrscheinlich".

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Die Runde bei "Anne Will" am Sonntagabend.Bild: screenshot ard

Lauterbach: Lockdown würde "wahrscheinlich nichts bringen"

Ganz einig scheinen sich die Koalitionäre der Runde dabei jedoch nicht zu sein. Man könne nicht einfach die Instrumente von vor zweieinhalb Jahren nehmen, sagt Aschenberg-Dugnus. Einen Lockdown und Schulschließungen könne es nicht mehr geben, beteuert sie erneut. Dabei sei die Ampel einer Meinung, sagt sie, Lauterbach blickt dagegen skeptisch. Dann ändert er seine vorherige Stellungnahme leicht, doch entscheidend, ab. "Lockdown-Maßnahmen würden wahrscheinlich nichts bringen, über alles andere wird vertraulich gesprochen", äußert er sich für Will wenig zufriedenstellend.

Bernd finde es schwierig, derzeit Maßnahmen auszuschließen. "Niemand von uns weiß, wie sich das Virus weiterentwickelt", so die Journalistin von der "Süddeutschen Zeitung". Deswegen müssten möglicherweise auch Lockdowns und Schulschließungen im Gesetz enthalten sein.

"Wenn wir wieder unvorbereitet in den Herbst gehen, würden uns das die Bürger zurecht nicht verzeihen."
Gesundheitsminister Karl Lauterbach

Die neuen Maßnahmen für den Herbst würden deutlich strikter ausfallen als die derzeitigen, kündigt Lauterbach an. Die Länder würden für mehrere Szenarien in drei verschiedenen Stufen Maßnahmen erhalten. "Wir müssen auch auf sehr schwere Entwicklungen vorbereitet sein“, sagt er.

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Intensivpfleger Ricardo Lange verzweifelt über die Arbeitsbedingungen und den Personalmangel in der Pflege.Bild: screenshot ard

Intensivpfleger Lange mit emotionalem Monolog

Doch drohen auch erneut schwere Erkrankungen und überfüllte Intensivstationen? Intensivpfleger Ricardo Lange wird in die Runde geholt. Er setzt direkt zu einem minutenlangen Monolog gerichtet an Lauterbach an, in dem er der Politik vorwirft, auch in den letzten Monaten nichts gegen den Personalmangel in der Pflege getan zu haben, um einer Überlastung entgegenzuwirken. "Im Sommer redet niemand darüber, dass das Personal fehlt. Sie haben dafür die Verantwortung!", geht er Lauterbach an. Stattdessen würden erneut Maßnahmen getroffen werden, ohne dafür belegbare Daten zu haben. "Da fass ich mir an den Kopf! Wir sind im dritten Jahr der Pandemie, Herr Lauterbach."

"Das ist mir alles bestens bewusst", erklärt Lauterbach, und zählt auf, dass unter anderem das Pflegeentlastungsgesetz vor der Sommerpause vorgelegt werden würde. Dieses Gesetz würde Krankenhäuser und Kliniken belohnen die Entlastungsverträge haben. Wie das den Personalmangel lösen soll, beantwortet er nicht. Die Arbeitsbedingen müssten besser werden, sagt er. "Ja, aber wie denn? Was sind Ihre konkreten Ideen?", will Lange von den beiden Ampel-Vertretern wissen.

"Warum kann ein Soldat mit 55 Jahren in Pension gehen, und warum muss dann ein Pfleger, der das ganze Leben im Schichtdienst ist, bis 67 oder 70 arbeiten?"
Intensivpfleger Ricardo Lange
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FDP-Politikerin Christine Aschenberg-Dugnus bei "Anne Will". Bild: screenshot ard

Aschenberg-Dugnus appelliert an flexiblere Kita-Plätze für Pflegekräfte, und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten. Pflegekräfte würden schließlich weniger tun, als was sie können würde, sagt sie. "Das ist doch totaler Quatsch", unterbricht Lange. Viele Pflegekräfte würden mit einem Bein im Gefängnis stehen, weil es schließlich auch nicht genug Ärzte gebe. Lauterbach fällt wenig ein: Er sagt nur, dass es in den vergangenen Monaten bereits mehr junge Menschen an der Pflege interessiert seien. Lange blickt fast verzweifelt drein.

Lauterbach: Bürgertests waren zu teuer

Zum Schluss werden noch fast beiläufig zwei Kernstrategien der Pandemie erwähnt: Testen und Impfen. Der Staat hätte die kostenlosen Bürgertests im Herbst nicht mehr tragen können, schließlich würden sie mindestens eine Milliarde Euro pro Monat kosten würde, rechtfertigt Lauterbach den kürzlich gefassten Beschluss. "Wir kamen mit diesen hohen Kosten nicht mehr klar", so Lauterbach. "Wir hätten sie uns leisten müssen", sagt dagegen Bernd. Es würde Menschen vom Testen abhalten. Auch bei einer neu-strukturierten Impfkampagne würde sie keine großen Fortschritte mehr sehen. Lauterbach beendet die Sendung mit einem Appell: "Bei den Über-60-Jährigen ist eine vierte Impfung ganz besonders sinnvoll, damit wird die Sterblichkeit noch weiter herabgesetzt."

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