Während der Corona-Krise werden immer wieder kritische Stimmen über Jugendliche laut, die sich nicht an Maßnahmen hielten, um eine Verbreitung des Virus einzudämmen. Gleichzeitig sind viele Schüler erheblich von den Umständen betroffen, fürchten sich vor der Ungewissheit, müssen nun ausschließlich zu Hause lernen oder auf digitale Plattformen zurückgreifen. Vor allem für Kinder, die von Armut betroffen sind, ist das eine große Herausforderung, mahnt auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger.
Der Deutsche Lehrerverband erwartet, dass als Folge der Corona-Krise noch lange eine Ausnahmesituation an deutschen Schulen herrschen wird. "Die Schulen werden auf absehbare Zeit nicht mehr so sein wie vor Corona", sagte Meidinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Freitag. So werde es Schulkonzerte, Ausflüge und Klassenfahrten vorerst nicht mehr geben.
Die Abiturprüfungen sollen hingegen größtenteils wie geplant stattfinden. In Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland, das mit am stärksten von den Corona-Krise betroffen ist, sollen sie um drei Wochen verschoben werden und beginnen am 12. Mai. Darüber, dass trotz Unterrichtsausfällen die Prüfungen stattfinden sollen, zeigen sich viele Abiturienten besorgt. In einer Online-Petition aus Hessen hieß es beispielsweise:
Meidinger sprach sich für eine graduelle Wiedereröffnung der Schulen unter Wahrung des Infektionsschutzes aus. Nach der Osterpause könnten zunächst nur die Abschlussklassen wieder in die Schulen kommen, um eine "räumliche Entzerrung" zu ermöglichen. Nach und nach könnten dann abhängig von der Entwicklung der Infektionsschutz-Regeln die anderen Klassenstufen wieder hinzukommen.
Riskant sei es dagegen, noch lange auf digitalen Unterricht zu setzen, warnte Meidinger. Studien zeigten, dass digitaler Unterricht im Gegensatz zu Präsenzunterricht im Durchschnitt nur ein Viertel des Lernerfolgs bringe. Viele Kinder würden dadurch "komplett abgehängt". Dazu gehörten Kinder aus Familien, die sich keinen PC leisten könnten, Kinder mit Förderbedarf und solche aus Familien, in denen kein Deutsch gesprochen werde.
(afp/dpa/ak)