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Corona-Fälle bei FC Bayern und BVB Dortmund – Bundesliga zieht Konsequenzen

Manuel Neuer hat sich mit dem Corona-Virus infiziert. Er ist einer von neun Bayern-Stars, die sich aktuell in Quarantäne befinden.
Manuel Neuer hat sich mit dem Corona-Virus infiziert. Er ist einer von neun Bayern-Stars, die sich aktuell in Quarantäne befinden.Bild: www.imago-images.de / MIS
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Besprechungen unter freiem Himmel und zu Hause duschen: So wollen die Bundesliga-Klubs ihre Spieler vor Omikron schützen

06.01.2022, 17:40
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Noch nicht einmal ein Spiel haben die Vereine der Fußball-Bundesliga im Jahr 2022 hinter sich gebracht und dennoch ist die Bundesliga schon wieder in aller Munde. Der Grund ist allerdings wenig erfreulich: Viele Spieler steckten sich in der kurzen Winterpause mit Corona an, sind nun in Quarantäne und fehlen ihren Klubs wohl am 18. Spieltag am kommenden Wochenende.

Die "Bild"-Zeitung berichtete am Dienstag von insgesamt 38 Spielern, die fehlen würden. Am meisten betroffen ist aktuell der FC Bayern München. Mit Manuel Neuer, Kingsley Coman, Corentin Tolisso, Omar Richards, Lucas Hernández, Tanguy Nianzou, Leroy Sané, Dayot Upamecano und Alphonso Davies befinden sich neun Spieler in Quarantäne.

Viele Corona-Fälle bei Reiserückkehrern

Klar ist, viele der Bundesligaspieler haben sich im Weihnachtsurlaub infiziert. Sei es Leverkusens Piero Hinacpie, der sich über die Feiertage den Virus in der Heimat in Ecuador einfing oder Neuer und Hernández im Urlaub auf den Malediven. Die meisten Fälle gehen wohl auf Reiserückkehrer zurück. Dennoch hat watson bei den Bundesliga-Vereinen nachgefragt, ob sie wegen der aggressiveren Omikron-Variante und den steigenden Zahlen ihr Sicherheitskonzept für die Spieler angepasst haben.

Der FC Bayern hatte beispielsweise schon vor dem Trainingsstart am 3. Januar mitgeteilt, dass "alle Hygienemaßnahmen intensiviert" würden und "engmaschiger getestet" würde. Auch die Abstandsregel, das Tragen von Masken und eine Kontaktreduzierung im Umfeld der Spieler gehöre dazu. Prof. Dr. Roland Schmidt, Mannschaftsarzt des FC Bayern sagte in einer Mitteilung des Klubs: "Mit dem der aktuellen Lage angepassten Hygienekonzept und der erweiterten Teststrategie wollen wir das Risiko der Eintragung einer Corona-Infektion möglichst reduzieren. Wir werden hierbei auch auf eine Reduzierung von engen Kontaktsituationen abseits des Fußballplatzes achten."

Weitere Angaben zu den neuen Maßnahmen machte der Verein nach einer Anfrage von watson nicht. Auch Borussia Dortmund äußerte sich nicht ausführlich, versicherte aber, "dass Borussia Dortmunds Hygienekonzept immer schon klar und schlüssig war und das es obendrein mit dem Dortmunder Gesundheitsamt abgestimmt wurde."

Die wohl größten Vorsichtsmaßnahmen haben Aufsteiger Greuther Fürth und der VfB Stuttgart getroffen. Beide haben die Kabinen für ihre Spieler vorerst geschlossen. Umziehen und duschen ist daher nicht mehr möglich.

Naouirou Ahamada und Mateo Klimowicz zählen zu den zwei Corona-Fällen beim VfB Stuttgart.
Naouirou Ahamada und Mateo Klimowicz zählen zu den zwei Corona-Fällen beim VfB Stuttgart.Bild: www.imago-images.de / Alexander Keppler

Immanuel Kästlen, Sprecher von Fürth, erklärt gegenüber watson: "Wir haben zum ohnehin schon umfangreichen Hygienekonzept der DFL zusätzlich beschlossen, dass wir die Kabinen und Duschen nicht nutzen. Die Spieler kommen also in Sportkleidung zum Vereinsgelände und müssen danach zu Hause duschen. Dadurch versuchen wir die Aktivitäten in geschlossenen Räumen zu minimieren und auch ein Ansteckungsrisiko zu vermindern, wenngleich wir wissen, dass es eine hundertprozentige Sicherheit nicht gibt."

In Stuttgart werden sogar auch längere Besprechungen am Trainingsplatz im Freien abgehalten. Ein Sprecher erzählt:

"Es gibt keine gemeinsamen Mahlzeiten und keine Besprechungen in geschlossenen Räumen. Die Mannschaft ist somit nur auf dem Platz, an der frischen Luft zusammen."

Diese Maßnahmen folgen der Devise und den Erkenntnissen von Tim Meyer, der einer der Ärzte der Nationalmannschaft und auch Leiter der "Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb" ist. Er hatte schon mehrfach erklärt, "dass es eigentlich auf dem Spielfeld kaum zu Infektionen kommen kann."

Auch der SC Freiburg ist sich der erhöhten Ansteckungsgefahr bewusst und verschärfte die Kontakt- und Abstandsmaßnahmen. Dazu gehört eine Maskenpflicht in den Innenräumen. Zusätzlich werden für die Mannschaft nun alle Kabinen genutzt. Die Spieler können sich daher aufteilen. Auch die Krafteinheiten finden nun im Freien statt. Der FC Augsburg hat nach eigenen Angaben das Hygienekonzept erweitert, verweist außerdem darauf, dass die "komplette Mannschaft doppelt geimpft und zum größten Teil geboostert bzw. genesen" sei.

"14 Tage Quarantäne für Leute, die kein einziges Symptom haben: Da können wir einiges verbessern."
Eintracht Frankfurts Trainer Oliver Glasner

Das gilt auch für der den sportlichen Bereich (Team, Trainer, Staff) vom FSV Mainz 05. Der habe inzwischen den 2G-Status. Aufgrund dieser Tatsache und weil sich das bestehende Hygienekonzept bewährt habe, bliebe es "die Grundlage für die Abläufe der Mannschaft". Gleichzeitig teilte der Verein mit: "Allerdings gibt es nun natürlich ein wieder erhöhtes Bewusstsein für die Maßnahmen und die teilweise wieder strengere Auslegung beispielsweise bezüglich Maske- oder Abstandsregeln."

Ähnlich verhält es sich auch in Leverkusen. Dort hat Sportdirektor Simon Rolfes am 29. Dezember beim Trainingsstart vor der Mannschaft gesprochen und wohl auch noch einmal für die aktuelle Corona-Lage sensibilisiert.

Quarantäne-Verkürzung wohl auch für Bundesliga erforderlich

Neben den Infektionen könnten demnächst aber auch Quarantäne-Verordnungen die Kader der Bundesligisten ausdünnen. Sobald ein Spieler mit der Omikron-Variante infiziert ist, müssten aktuell sämtliche Kontaktpersonen in eine zweiwöchige Quarantäne. Dabei ist völlig egal, ob die Person, ungeimpft, geimpft, geboostert oder genesen ist. "Wir haben noch nicht gelernt, mit Corona zu leben", sagt Eintracht Frankfurts Trainer Oliver Glasner zuletzt. "14 Tage Quarantäne für Leute, die kein einziges Symptom haben: Da können wir einiges verbessern."

Eine Aussage, die sich klar an die Politik richtet. Am 7. Januar wird erneut eine Ministerpräsidentenkonferenz abgehalten. Spätestens da soll auch besprochen werden, wie es sich mit den Quarantäneregeln bei einem Omikron-Fall verhält. Sollte die strenge Auslegung beibehalten werden, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis ein ganzer Kader in Isolation müsste. Auch der Spielbetrieb wäre dann in Gefahr.

Aktuell heißt es in Paragraph 2 der DFL-Spielordnung unter Punkt 3 ("Absetzung wegen Erkrankung von Spielern"), dass eine Mannschaft "mehr als 15 spielberichtigte und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler" haben muss. Von den 15 spielberechtigten Akteuren müssen neun Lizenzspieler sein, inklusive eines Torwarts.

Angst vor Spielverschiebungen

Lamentieren wollen die Vereine wegen dieser Klausel jedoch nicht. Frankfurts Glasner sagte unlängst: "Wir haben alle einen Kader von 20 und mehr Profis, um für Ausfälle gewappnet zu sein." Augsburg-Trainer Markus Weinzierl ergänzte: "Wir müssen die Probleme lösen, wie sie kommen." Und auch Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes klingt kämpferisch: "Es wird noch mal ein knackiger Winter." Anschließend blickt Rolfes auf den Spielplan und erklärt: "Von Spiel zu Spiel ist Flexibilität gefragt."

Ähnlich sieht es auch Wolfsburgs Sportvorstand Jörg Schmadtke, der im Interview mit dem "Sportbuzzer" erklärt, "dass Corona noch eine Rolle im Spielplan spielen wird, glaube ich schon."

Die Befürchtung vor Verlegungen und damit zusammenhängenden Terminengpässen scheint bei den Bundesligisten gegeben. Zunächst soll aber am Freitag die Rückrunde starten. Mit dem Spiel zwischen Gladbach und den Bayern. Wenn beide Teams denn wirklich genug Spieler zusammenbekommen.

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