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Hertha BSC Berlin: Klinsmanns Rücktritt hat keinen Stil und hinterlässt Chaos im Team

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Mit Geschmäckle: Jürgen Klinsmanns Abgang als Cheftrainer von Hertha BSC. bild: Imago images/eibner
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Der Abgang von Klinsmann ist stillos und hinterlässt Chaos in der Mannschaft

12.02.2020, 09:15
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Der Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC hat Geschmäckle, wie der Schwabe sagt.

Auf Facebook erklärte der 55-Jährige am Dienstagvormittag, dass er "nach langer Überlegung" zu dem Schluss gekommen sei, sein "Amt als Cheftrainer der Hertha zur Verfügung zu stellen" – "HaHoHe Euer Jürgen".

Die Pressestelle des Klubs konnte dies kurz darauf noch nicht bestätigen. Klinsmann, der nur zehn Wochen auf der Trainerbank saß, hatte Hertha BSC offenbar nicht über seinen bevorstehenden Abgang informiert. Keine Vorwarnung, keine Absprache, nichts, nur große Verwunderung. HaHoHä?

Klinsmanns Rücktritt zeugt von schlechtem Stil

Per Facebook den Trainerposten im Alleingang hinzuwerfen, das zeugt von schlechtem Stil des ehemaligen Bundestrainers. Er hätte das der Vereinsführung wenigstens kommunizieren können.

Am Montagabend war Klinsmann noch in einem Livechat-Video auf Herthas Facebookseite zu sehen, in dem er den Fans gut gelaunt Fragen beantwortete.

Klinsmann sagt in dem Video Sachen wie:

"Wir haben noch viel Arbeit vor uns, die Mannschaft ist auf einem guten Weg"

"Für uns zählt der Abstiegskampf"

"In der nächsten Saison können wir über neue Ziele sprechen"

"Freu mich auf den nächsten Chat, bis zum nächsten Mal. Euer Jürgen"

Von einem Rücktritt am Tag darauf war da noch nichts zu spüren. Und jetzt macht er sich einfach aus dem Staub, so wirkt es. Der Abgang kommt so plötzlich wie seine Einstellung als Trainer vor wenigen Wochen.

Plötzlicher Abgang hinterlässt Chaos

Damit hinterlässt Klinsmann Chaos in der Mannschaft. Klinsmann krempelte Hertha in der Winterpause mit seiner Strahlkraft und dem Geld von Investor Lars Windhorst um.

Knapp 80 Millionen Euro steckte der Hauptstadtklub fast hysterisch in vier neue Starspieler, um dem Abstiegsstrudel zu entkommen. Die Neuen kamen wegen Klinsmann, die Erwartungen stiegen. Andere Spieler mussten dafür weichen, altgediente Leistungsträger wie Salomon Kalou zeigten offen ihren Unmut über diese neue Situation, fühlten sich vergrault. Auch im Trainerstab setzte Klinsmann an. Das wiederum führte zu Unzufriedenheit bei den Torhütern: Den langjährigen Torwarttrainer Zsolt Petry bestellte er ab, ersetzte ihn durch den der U23.

Was hat das alles gebracht? Zumindest keinen großen sportlichen Erfolg. Drei knappe Siege, vier Niederlagen, drei Unentschieden. In TV-Interviews unmittelbar nach Abpfiff grinste und scherzte Klinsmann viel und gerne, auch bei Pleiten. Als Beobachter wurde man das Gefühl nicht los, dass Klinsmann seine Sache nur halbernst nimmt und nur als Schönredner fungiert.

Und so steht am Ende ein riesengroßer PR-Unfall, der dem selbsternannten "Big City Club" gar nicht gut steht.

Klinsmann erklärt in seinem Rücktrittsposting außerdem, dass er als Cheftrainer "auch das Vertrauen der handelnden Personen" benötige. Gerade im Abstiegskampf seien "Einheit, Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche die wichtigsten Elemente". Dies sei aber "nicht garantiert". Es wirkt wie ein Seitenhieb auf Hertha-Manager Preetz und Präsident Gegenbauer.

Ob Klinsmann sich wirklich "wieder auf die ursprüng­liche lang­fristig ange­legte Auf­gabe als Auf­sichts­rats­mit­glied zurück­ziehen" wird, wie er in seinem Facebook-Beitrag schreibt? Dafür hat dieser Abgang eigentlich einen viel zu faden Beigeschmack. Oder wie der Schwabe sagt: Geschmäckle.

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