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Giant Rooks mit Kritik: "Live-Bereich alles andere als klimaneutral"

Jonathan Wischniowski, Luca Göttner, Finn Thomas, Fred Rabe und Finn Schwieters sind Giant Rooks.
Jonathan Wischniowski, Luca Göttner, Finn Thomas, Fred Rabe und Finn Schwieters sind Giant Rooks. bild: moritz kind / universal
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Giant Rooks über Nachhaltigkeit in der Musik-Branche: "Live-Bereich ist alles andere als klimaneutral"

23.07.2022, 12:2123.07.2022, 16:06
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Giant Rooks ist derzeit eine der erfolgreichsten deutschen Indiebands. Seit 2015 machen die fünf aus Hamm gemeinsam Musik, 2017 feierten sie mit ihrer Single "New Estate" und der gleichnamigen EP ihren Durchbruch. Seitdem haben sie auf allen großen Festivals gespielt und mehrere Touren in Deutschland und sogar in den USA absolviert. 2020 brachten Giant Rooks dann ihr Debütalbum "Rookery" heraus. Nun haben sie ihre erste Single "Morning Blue" veröffentlicht.

watson hat mit Sänger Fred Rabe und Gitarrist Finn Schwieters über virale Tiktoks, Fridays for Future und die Mystik ihrer Musik gesprochen.

watson: Euer Debütalbum "Rookery" kam 2020 heraus, nun habt ihr auch eure erste Single veröffentlicht, "Morning Blue". Wie war das für euch?

Finn: Nach dem Release von "Rookery" haben wir direkt angefangen, neue Songs zu schreiben. Wir haben hunderte von Ideen gesammelt, aber sind nie so richtig zu dem Punkt gekommen, an dem wir dachten: Das ist jetzt der eine Song, den wir als nächstes herausbringen wollen.

Fred: Einen Song bis ins letzte Detail zu Ende zu schreiben und zu produzieren, geht bei uns am einfachsten mit einer Deadline. Einem Zeitpunkt, wo gesagt wird: Bis dann muss es fertig sein.

"Bei unserer neuen Single haben wir wieder diesen Prozess durchlaufen: Was wollen wir jetzt eigentlich machen? Wie soll es weitergehen?"

Worum geht es in dem Song?

Finn: Irgendwann haben wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen. Im Song geht es um den Prozess, den wir als Band in den vergangenen zwei Jahren durchlebt haben. Es geht darum, wie man mit den eigenen Erwartungen und den Erwartungen von außen umgeht.

Ihr habt euer Debütalbum erst nach mehreren Jahren veröffentlicht. Hat euch da auch jemand eine Deadline gesetzt?

Finn: Als wir 2015 Giant Rooks gegründet haben, waren wir noch nicht bereit, das Debütalbum zu schreiben. Und ich finde es gut, dass wir uns da die Zeit genommen haben, die wir brauchten. Bei unserer neuen Single haben wir wieder diesen Prozess durchlaufen: Was wollen wir jetzt eigentlich machen? Wie soll es weitergehen? Bis wir eben mit 'Morning Blue' das Gefühl hatten, so weit zu sein.

"Ich habe das Gefühl, dass die Leute noch mehr Bock auf Konzerte haben. Einfach, weil es so lange nicht möglich war."

Mögt ihr eure eigene Musik denn noch hören?

Fred: Nee. Wenn wir einen Song rausgebracht haben, dann höre ich ihn höchstens ein paar Mal nach dem Release. Und danach nie wieder. Ich kann unsere Songs selber nicht gut hören, weil mir dann die ganzen Dinge auffallen, die wir hätten besser machen können.

Aber die Songs zu spielen, macht noch Spaß?

Finn: Total, es ist ja weiterhin mit einer Anspannung verbunden, den Song dem Publikum in der bestmöglichen Variante zu präsentieren. Wir sind dabei hochkonzentriert und wir lieben es, live zu spielen. Das ist für uns das Allergrößte.

Es ist der erste Sommer seit 2019, in dem es wieder die großen Festivals gibt. Merkt ihr einen Unterschied beim Publikum?

Fred: Ich habe das Gefühl, dass die Leute noch mehr Bock auf Konzerte haben. Einfach, weil es so lange nicht möglich war. Wir sind auch selber enthusiastischer, insgesamt wird ausgelassener gefeiert.

Finn: Ja absolut. Wir in der Band genießen das nochmal mehr. Klar, wir haben in den vergangenen Jahren auch corona-konforme Picknick-Konzerte gegeben und das war für den Moment auch schön. Aber wenn ich jetzt wieder die normalen Festivals erleben darf, merke ich, wie krass mir das gefehlt hat. Dieses Gefühl: Du bist in einer Menschenmasse und schaust zusammen ein Konzert, ist einfach unbeschreiblich.

"Drei Stunden später habe ich auf mein Handy geschaut und dann hatte das Video schon mehrere Millionen Aufrufe und tausende von Kommentaren. Vor allem von Leuten aus Amerika, das war schon absurd."

Fred: Wir haben es vor Kurzem zum ersten Mal wieder selbst erlebt, bei Coldplay. Ich stand da und war wirklich überwältigt.

Mit einem Cover von "Tom’s Diner" hattet ihr einen viralen Hit bei Tiktok. Wie habt ihr das erlebt?

Finn: Das war überhaupt nicht zu greifen. Wir haben den Clip morgens auf Tiktok hochgeladen und haben dann erstmal an irgendetwas anderem im Proberaum gearbeitet. Drei Stunden später habe ich auf mein Handy geschaut und dann hatte das Video schon mehrere Millionen Aufrufe und tausende von Kommentaren. Vor allem von Leuten aus Amerika, das war schon absurd.

Der virale Hit:

Mittlerweile hat es über 100 Millionen Aufrufe und war zwischenzeitlich sogar das meistgeklickte und meistgeteilte Video der Plattform.

Fred: Das Lustige ist ja auch, dass das Video schon drei Jahre alt ist. Viele kannten das hier schon. Aber in Amerika und dem Rest der Welt kam das damals noch nicht an.

"Bei uns war es zumindest früher so, dass Jungs eher zum Schlagzeug- oder Gitarrenunterricht geschickt wurden und Mädchen eher zum Geigen- oder Klavierunterricht."

Ihr hattet schon Collabos mit AnnenMayKantereit, Felix Kummer von Kraftklub, ihr seid im Musikvideo von Von Wegen Lisbeth aufgetreten. Ist deutscher Indie ein Boys Club?

Finn: Klar, da gibt es leider nach wie vor ein großes Ungleichgewicht. Das hat sehr viel mit Repräsentation zu tun. Es kann viel bewirken, wenn zum Beispiel mehr Musikerinnen auf Festival-Bühnen stehen würden. Ein kleines Mädchen, das im Publikum steht, kann sich dann viel eher identifizieren und denkt sich: "Das kann und möchte ich auch machen", und gründet dann mit 16 ihre eigene Band.

Fred: Genau, und da müssen wir und die gesamte Musikwelt eben noch mehr tun, um Musikerinnen diese Bühne zu bieten, damit das in Zukunft ausgeglichener ist.

"Wir verarbeiten im Prinzip alles, was wir erleben in unserer Musik, und da wir auch politisch sind, lässt sich das natürlich nicht ausklammern."

Warum gibt es immer noch weniger Musikerinnen?

Fred: Ich bin kein Experte, aber ich könnte mir vorstellen, dass es schon im frühen Alter anfängt und da unter anderem das Problem liegt. Bei uns war es zumindest früher so, dass Jungs eher zum Schlagzeug- oder Gitarrenunterricht geschickt wurden und Mädchen eher zum Geigen- oder Klavierunterricht. Ich hoffe, dass sich das ändert oder sogar schon ein Wandel stattfindet.

Ihr seid auch schon bei Fridays-For-Future-Demos aufgetreten. Ist euch Klimaschutz ein Anliegen?

Finn: Klar, wen das Thema nicht beschäftigt, der lebt vermutlich unter einem Stein. (lacht) Die Auswirkungen der Klima-Krise sind ja mittlerweile auch schon überall zu sehen und zu erleben.

Festivals produzieren viel Müll, auf Tour muss man teilweise fliegen. Sollte man nicht lieber auf Live-Konzerte verzichten?

Finn: Der ganze Live-Bereich ist alles andere als klimaneutral. Aber eigentlich ist unser ganzes Leben, unsere ganze Existenz auf diesem Planeten nicht klimaneutral. Als Individuen können wir alle unseren Beitrag leisten. Das ändert aber nichts daran, wie wir als Gesellschaften wirtschaften und dass unsere Industrien auf fossilen Brennstoffen beruhen.

Hier könnt ihr die aktuelle Single "Morning Blue" hören:

Fred: Man kann sich mit seinem Aufenthalt auf der Erde nur bemühen, so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Was wir machen können, ist, zu Fridays-for-Future-Demonstrationen zu gehen und dort aktiv zu sein, um Druck auf Regierende auszuüben. Das ist wesentlich effektiver, als sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Ist eure Musik denn auch politisch?

Fred: Wir verarbeiten im Prinzip alles, was wir erleben, in unserer Musik und da wir auch politisch sind, lässt sich das natürlich nicht ausklammern.

Finn: Und vor allem versuchen wir unsere Plattform und Reichweite zu nutzen für Themen, die uns wichtig sind.

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