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Supermarkt: Ein Jahr alte Äpfel – so tricksen die Händler die Kunden aus

Supermärkte halten beim Obst nicht, was sie versprechen. (Symbolbild)
Supermärkte halten beim Obst nicht, was sie versprechen. (Symbolbild)Bild: gettyimages/watson/montage
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ZDF deckt auf: So schummeln Supermärkte beim Obst-Verkauf

15.01.2020, 13:5615.01.2020, 14:09
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Regional, frisch und schön anzusehen: Geht es ums Obst, wollen wir nur das Beste. Entsprechend makellos sieht die Obstauslage vieler deutscher Supermärkte aus. Dellige Äpfel und matschige Erdbeeren sind da nur selten zu finden. Außerdem versprechen Schilder häufig einen regionalen Ursprung. Dass das jedoch mehr Schein als Sein ist, zeigt der "ZDF-Lebensmittelreport" mit Nelson Müller.

Dabei prüfte der Sternekoch, wie regional, nahrhaft und frisch das Obst in deutschen Supermärkten wirklich ist – und kommt zu enttäuschenden Ergebnissen.

Erdbeeren sind meist weniger regional als du denkst

Bei Erdbeeren ist es den Verbrauchern besonders wichtig, regionale Produkte zu kaufen. Die sind im Anbau jedoch wesentlich teurer – vor allem außerhalb der Hauptsaison. Stammen also alle Erdbeeren, die als regional deklariert werden, tatsächlich aus Deutschland? Immerhin müssen Verbraucher den Angaben blind vertrauen.

Nicht so Experten. Deshalb hat das ZDF den Lebensmittelchemiker Andreas Rossmann Erdbeeren aus verschiedenen Discountern analysieren lassen. Über ein chemisches Verfahren lässt sich rausfinden, in welchem Land diese angebaut wurden. Dabei stellte Rossmann fest, dass ein Supermarkt seine Kunden scheinbar hinters Licht führte. Die Erdbeeren des Discounters Netto stammen laut Analyse aus Südeuropa.

Der Discounter bestreitet diesen Vorwurf jedoch. So betonte ein Sprecher der Kette in der Sendung, dass die Erdbeeren zu 100 Prozent aus deutschem Anbau stammten. Lediglich die Pflanzen der Sorte "Portolas" stammten aus Spanien. Nun ist die Frage, wem man Glauben schenkt: dem Discounter oder der Expertenanalyse?

Gesundheitlich bedenklich sind die Erdbeeren aus anderen Ländern nicht, wie Rossmann betont. Allerdings haben sie einen wesentlich höheren CO²-Fußabdruck, werden sie doch bei minus 18 Grad tiefgekühlt importiert. Das braucht viel Energie und erzeugt rund 710 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm – Transport nicht eingerechnet. Deutsche Erdbeeren werden hingegen auf nur sechs Grad heruntergekühlt und erzeugen etwa 320 Gramm Kohlendioxid pro Kilogramm.

Billig-Bananen kommen uns teuer zu stehen

Dass hierzulande keine regionalen Bananen angeboten werden, dürfte allen klar sein. Dafür stellt sich hier die Frage: Billig oder Bio? Bio-Bananen kosten meist rund 30 Prozent mehr als die konventionelle Alternative. Lohnt sich dieser Aufpreis?

Beim Anbau von Bio-Bananen dürfen keine chemischen Dünger zum Einsatz kommen. Zu 100 Prozent nachhaltig ist er allerdings nicht. Um die Bananen vor äußeren Schäden und Insekten zu schützen, reifen sie in Plastiksäcken heran, wie sich im ZDF-Report herausstellt. Das ist jedoch immer noch umweltfreundlicher als das Besprühen mit Pestiziden aus Flugzeugen, wie es auf konventionellen Plantagen Gang und Gebe ist. Das schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch den Arbeitern.

Die Pestizid-Belastung der Bananen ist sogar so hoch, dass bei einem Test in der ZDF-Doku bei allen getesteten konventionellen Bananen eine starke Belastung mit den Giftstoffen festgestellt wurde. Teilweise empfehlen Experten sogar sich nach dem Verzehr die Hände zu waschen. Leider wurden auch bei einigen der getesteten Bio-Bananen Pestizid-Rückstände festgestellt. Wie kann das sein, wo diese doch beim Bio-Anbau verboten sind?

Die Bio- und Fairtrade-Bauern erhalten etwa 55 Cent pro Kilogramm Bananen. Für konventionelle Früchte wird weitaus weniger gezahlt. Deshalb versuchen einige Bauern offenbar zu tricksen. Durch die wenig strengen Kontrollen fällt das oft nicht auf. Die Bauern dürfen sich die zuständigen Kontrolleure immerhin selbst aussuchen. Zumindest ist das so in der Dominikanischen Republik, ein Beispielland, deren Bananenproduzenten in der Sendung befragt wurden.

Alte Äpfel neuverpackt

Wenn du dir im Supermarkt einen Apfel anschaust, wie alt würdest du ihn schätzen? Vielleicht ein paar Tage, vielleicht ein paar Wochen oder, ganz großzügig, einen Monat? Nun, in den meisten Fällen ist es ein Jahr. Das klingt kaum vorstellbar, ist aber dank speziellem Lagerverfahren möglich, wie der Report vom ZDF zeigt.

So werden Äpfel nach ihrer Ernte in zentrale Lager gebracht und in einem Raum auf null Grad heruntergekühlt. Außerdem wird in dem Raum der Sauerstoff aus der Luft gezogen, wodurch die Äpfel nicht oxidieren und sich entsprechend länger halten. Händler können so regionale Früchte über das gesamte Jahr verkaufen. Das Verfahren hat jedoch einen Nachteil.

Auf die Frage, ob sich die lange Lagerung auf den Vitamingehalt der Äpfel auswirke, verneinte einer der Lagermitarbeiter. Ein Vergleich zeigt etwas Anderes. Ein frischer Apfel enthalte demnach auf hundert Gramm 2,7 Milligramm Vitamin C – einer aus dem Lagerbestand dagegen weniger als ein Gramm.

Dafür werden die Äpfel süßer. Denn mit der Zeit wandeln sich mehrkettige Kohlenhydrate, etwa Stärke, in Zucker um. Ob der Tausch "Zucker gegen Vitamine" fair ist, muss jeder selbst entscheiden.

(tkr)

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