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Kovac raus bei Bayern München: Das war der Tag, an dem sein Untergang begann

FC Bayern Muenchen trennt sich einvernehmlich von Niko KOVAC. Archivfoto: Niko KOVAC Trainer Bayern Muenchen blick nach unten, Enttaeuschung,Frust, enttaeuscht,frustriert,niedergeschlagen,. Einzelbild ...
Bild: imago images / Sven Simon
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Niko Kovacs Ende: Das war der Tag, an dem sein Untergang begann

05.11.2019, 08:39
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Am 1. Oktober war die Bayern-Welt noch in Ordnung. Mit 7:2 hatten die Münchner den Champions-League-Finalisten Tottenham Hotspurs gedemütigt. Der Erfolg sollte den Verein "die kommenden Wochen tragen", stellte sich Niklas Süle nach dem Spiel vor – und jetzt das: Niko Kovac ist keine fünf Wochen nach der Gala von London nicht mehr Trainer des FC Bayern. Wie konnte das passieren? Ein Drama in sechs Akten.

1. Akt: Die Causa Müller

Es begann an einem Bundesliga-Samstag, der für die Bayern und Trainer Kovac einen Realitäts-Check in Sachen sportlicher Leistungsfähigkeit darstellte: Mit 1:2 verlor der Rekordmeister am 5. Oktober das Spiel gegen TSG Hoffenheim. Danach musste sich Kovac die Frage gefallen lassen, warum Thomas Müller die Partie wieder einmal auf der Bank verbracht hatte – und gab eine mehr als unglückliche Antwort.

"Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen", sagte der Kroate. Müller, der letzte echte Bayer im FCB-Trikot, Ex-Weltmeister und Sympathieträger, war in einem Satz zum Notnagel degradiert worden und machte sich Gedanken über seine Zukunft an der Säbener Straße. Es folgten: Aufschrei, Aussprache und öffentliche Entschuldigung. "Was die Aussage anbetraf, das war mal ein Fehler von mir", sagte Kovac zwei Tage vor dem Bayern-Derby gegen den FC Augsburg.

2. Akt: Verpasster Derbysieg

Mit den Worten "Wir könnten gar nicht besser aufgestellt sein" verabschiedete sich Kovac dann am 18. Oktober in den Bus nach Schwaben. Die Atmosphäre und Stimmung seien gut, einem erfreulicheren Herbst stehe fast nichts mehr im Weg. Doch weit gefehlt.

Denn statt die in der Saison 2019/20 im Tabellenkeller beheimateten Augsburger zu zerlegen, brachten es die Münchner gegen den Underdog gerade mal auf ein 2:2 Unentschieden. Ausgerechnet Müller hatte nach seiner Einwechslung das 3:1 liegen gelassen, dazu riss bei Süle das Kreuzband. Damit war für den Abwehrchef der Bayern das Spiel (und vermutlich die gesamte Saison) vorbei. Die gute Stimmung war verflogen.

3. Akt: Würgesieg gegen Olympiakos

Besser wurde diese auch in der Folgepartie nicht. Am 23. Oktober ging es in der Champions League gegen Olympiakos Piräus. Das Spiel endete mit 3:2 in einem Sieg für die Bayern, die sich nur unter großen Mühen und dank Torjäger Robert Lewandowski gegen die Griechen hatten durchsetzen können.

Karl-Heinz Rummenigge analysierte nach dem Spiel: "Ich glaube nicht, dass die Leistung, die wir heute Abend gebracht haben, uns in diesem Jahr große Erfolge bescheren wird." Und auch Manuel Neuer war unzufrieden: "Die Mannschaft steht aktuell nicht da, wo sie sein soll", sagte der Kapitän.

Auf der Strecke blieb zudem Neuzugang Lucas Hernandez, der sich einen Innenbandriss im Sprunggelenk zugezogen hatte und damit die Personallage in der Bayernabwehr weiter verschärfte. Dieses Jahr wird der Franzose nicht mehr auf den Rasen treten.

4. Akt: Neuer gegen Union Berlin

Am Samstag darauf stand für die Münchner wieder ein Liga-Spiel auf dem Plan. Zuhause ging es gegen Aufsteiger Union Berlin aus der zweiten Tabellenhälfte. Gegen Union traf Lewandowski zum 2:1 Endstand gegen eine robuste Abwehr.

Den Fähigkeiten von Torwart Manuel Neuer war es allerdings zu verdanken, dass ein Handelfmeter in der 58. Minute nicht im Bayern-Netz landete. So zeigte sich Kovac nach dem Spiel selbstkritisch: "Wir sind Erster. Wir können es trotzdem noch besser machen."

5. Akt: Beinah-Blamage im DFB-Pokal

Gelegenheit, es noch besser zu machen, hätte das DFB-Pokalspiel gegen den Vfl Bochum geboten. Allein aus einem Pflichtsieg gegen den Zweitligisten wäre fast ein historisches Pokal-Aus in Runde zwei geworden.

Nach dem Youngster Alphonso Davies in der 36. Minute das falsche Tor getroffen hatte, durften die Bayern den Rest des Spiels einem Rückstand hinterherlaufen. Und dabei wäre ihnen fast die Puste ausgegangen.

Erst in der 83. Minute traf Serge Gnabry zum 1:1, Thomas Müller vollendete sechs Minuten später zum 2:1 Endstand. Kovacs Analyse lautete hinterher "Fehlpass-Festival" in der ersten Halbzeit und Bayern-Dusel: "Wir hatten lange keine Kontrolle über das Spiel. Zum Schluss hatten wir das Quäntchen Glück und den längeren Atem."

6. Akt: Peinlich-Pleite gegen Frankfurt

Was dem VfL im Pokal versagt blieb, schaffte dann am vergangenen Samstag Eintracht Frankfurt. Ausgerechnet die Hessen, die es in der letzten Saison auf unterirdische 1:13 Tore gegen die Bayern gebracht hatten, demontierten den Rekordmeister mit 5 Treffern. Entsprechend breit grinste Eintracht-Abwehrchef Martin Hinteregger nach dem Spiel in die Kameras: "Es war ein richtiger Festtag".

Des einen Freud' war des anderen Leid': "Ich gehe traurig und enttäuscht in den Bus", kommentierte Kovac die Niederlage. Ob er die kommende Woche mit Spielen gegen Olympiakos Piräus und Borussia Dortmund noch als Bayern-Trainer erlebe? "Das weiß ich nicht", antwortete Kovac.

Sein Aus hatte er da wohl schon geahnt.

(mit dpa)

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