Der Tourismus boomt wieder im Lieblingsurlaubsland der Deutschen: Nach Spanien reisten dieses Jahr bereits mehr als 20 Millionen ausländische Touristen, wie das Spanische Fremdenverkehrsamt angab.
Gleichzeitig hat Spanien diese Woche ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Einsparung von Energie verabschiedet, um die Abhängigkeit von russischem Gas weiter zu reduzieren – und aus Solidarität mit Ländern in Gasnot, um im Notfall Gasreserven abtreten zu können, auch an Deutschland. Dazu gehören folgende Maßnahmen, die schnellstmöglich in allen spanischen Regionen und Städten umgesetzt werden sollen:
Die neuen Temperaturregelungen gelten ab Dienstag (9.8.) und waren erst eine Woche zuvor verabschiedet worden. Landesweit werden also alle Spanier und Spanierinnen aus Solidarität mit anderen früher das Licht ausschalten und etwas mehr schwitzen.
Doch was ändert sich damit für Reisende, die jetzt ihren Urlaub in Spanien genießen wollen? Immerhin verbringen im August noch mehrere Tausend Menschen extra ihren Urlaub in Touristenhochburgen wie an der Costa Brava, auf den Kanaren oder Mallorca.
Watson hat für euch bei den Reiseunternehmen Holidaycheck und TUI, sowie beim spanischen Fremdenverkehrsamt nachgefragt, was sich für Urlauber ab jetzt ändert.
Auf Anfrage von watson stellt Arturo Ortiz, vom Botschaftsrat für Tourismus in Spanien, klar: "Die Energiesparmaßnahmen der spanischen Regierung betreffen Touristen und lokale Bevölkerung gleichermaßen."
Die Antworten der Reisebetreiber fallen dagegen abweichend aus: "Urlauber müssen sich mit den neuen Temperaturvorgaben nach aktuellem Stand 'arrangieren'", antwortet Christoph Heinzmann, Tourismusexperte bei HolidayCheck, auf Anfrage von watson. "In Richtung Herbst/Winter heißt dies zum Beispiel, die Kofferpackliste entsprechend anzupassen und ein Jäckchen mehr einzupacken."
Da der Beschluss jedoch erst vor ein paar Tagen erlassen wurde, könne Holidaycheck aktuell die Durchführung der Maßnahmen und auch die Definition von etwaigen Ausnahmen nicht abschätzen.
Denn hier stelle sich für das Reisebuchungsunternehmen noch die Frage, ob dieser auch Hotels einschließt, die unabhängig von Gas bereits durch nachhaltigere Technologien ihre Räumlichkeiten kühlen beziehungsweise wärmen würden.
"Aus diesem Grund können wir auch keine konkreten Vorbereitungstipps an die UrlauberInnen geben. Generell sollte die Berichterstattung aufmerksam verfolgt und sich im Vorfeld der Reise auf der Seite des Auswärtigen Amts informiert werden", ergänzt Tourismusexperte Heinzmann.
Diese Ansicht zur Ausnahme des Energiesparens im Hotelbetriebteilt teilt auch der Touristikkonzern TUI. Auf watson Anfrage antwortet Susanne Stünckel, Pressesprecherin von TUI Deutschland: "Nach unserem Kenntnisstand betrifft die neue Stromspar-Richtlinie der spanischen Zentralregierung öffentliche Räumen und nicht Hotelzimmer."
Auch nach Angaben der "Mallorca Zeitung" dürften Urlauber auf der Insel ihre Hotelzimmer auch stärker als nur auf 27 Grad abkühlen. Die Begründung: das Hotelzimmer werde als privater Raum definiert und damit wie Privatwohnungen und -häuser nicht unter die Regulierung fallen..
Anders sehe die Situation für Gemeinschaftsräume, Buffet und Speisesäle von Hotels aus: In diesen darf ab sofort nur noch bis 27 Grad gekühlt, beziehungsweise auf 19 Grad geheizt werden.
Noch bis Ende August herrscht Hochsaison für Urlauber in Spanien. Ab Anfang September kehrt das spanische Parlament aus der Sommerpause zurück, das dann noch schärfere Regelungen erlassen könnte.
Die spanische Botschaft gibt jedoch vorerst Entwarnung: "Spanien ist nach wie vor ein sicheres Ziel für die Sommer- und Winterferien und seine Energieversorgung ist auch im kommenden Winter garantiert, da das Land nicht von russischem Gas abhängig ist", erklärt Arturo Ortiz vom spanischen Fremdenverkehrsamt.
"Spanien-Touristen müssen keine besonderen Maßnahmen ergreifen oder – anders als in der Heimat – Energieversorgungsprobleme in ihrem Urlaubsland fürchten." Denn Spanien kommt im Hinblick auf die kommenden Wintermonate vor allem seine energiepolitische Schlüsselrolle zugute: Es beherbergt sieben von europaweit 26 LNG-Terminals, das größte Europas steht dabei in Barcelona.