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Epidemiologe: "Mitte Januar werden wir die Quittung bekommen"

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Schluss mit Weihnachtsshopping-Getümmel: Fußgängerzone in LeipzigBild: dpa / Jan Woitas
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Epidemiologe kritisiert Lockerungen an Weihnachten: "Mitte Januar werden wir die Quittung über die Feiertage bekommen"

14.12.2020, 09:0714.12.2020, 16:19
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Schluss mit "Lockdown light“, ab Mittwoch macht Deutschland im Kampf gegen die Corona-Pandemie wieder ernst und setzt unter anderem dem weihnachtlichen Shopping-Getümmel ein Ende. Dies war zuletzt von vielen Seiten gefordert worden, weil die Infektionszahlen einfach nicht runter gehen wollten. Inhaltlich seien die aktuellen Beschlüsse gut, bestätigt Epidemiologe Timo Ulrichs gegenüber watson, "nur leider kommen sie reichlich spät“.

Schon Mitte November sei abzusehen gewesen, dass der leichte Lockdown keine Trendumkehr bei den Neuinfiziertenzahlen bewirken würde. Die Verantwortung für die Verzögerung sieht Ulrichs, Professor an der Akkon-Hochschule in Berlin, bei den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten.

Feiertagslockerungen: "Mitte Januar werden wir die Quittung bekommen"

Die nun beschlossenen Maßnahmen stimmen den Mikrobiologen und Infektionsepidemiologen aber "zuversichtlich“ in Bezug auf ihre Wirksamkeit. Auch weil nun hoffentlich alle gelernt hätten, "dass ein zu lockeres Handhaben der Reduzierung der eigenen Kontakte für die gegenwärtige Lage verantwortlich ist.“

Professor Dr. Timo Ulrichs, Epidemiologe an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften Berlin. Studiengangsleiter Internationale Not- und Katastrophenhilfe.
Hält die Weihnachtslockerungen für leichtsinnig: Epidemiologe Timo UlrichsBild: Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften Berlin

Entsprechend kritisch sieht Ulrichs Lockerungen der Kontaktbeschränkungen über Weihnachten. "Mitte Januar werden wir die Quittung über die Feiertage bekommen.“ Umso wichtiger sei es, dass die Schulen nun vom Präsenzunterricht Abstand nehmen – einen Lockdown mit einem "Leck“ bei den Schulen "dürften wir uns nicht leisten".

Der Winter macht es schwieriger für das Immunsystem

Ob die Maßnahmen dazu führen, dass sich die Lage ab dem 10. Januar wieder normalisieren wird – da zeigt sich Ulrichs eher skeptisch, nicht zuletzt, weil wir mitten im Winter stecken: Es gebe weniger UV-Strahlung, die Menschen hielten sich vermerkt im Haus auf, das Immunsystem reagiere bei niedrigen Umgebungstemperaturen langsamer. "Das muss nun wirklich abgewartet werden“.

Immerhin: Bei Neuinfiziertenzahlen, die wieder unter 50 pro 100.000 liegen, "könnten die Gesundheitsämter wieder Ausbrüche nachverfolgen "und wir können kontrolliert wieder hochfahren und diesen Zustand stabilisieren", so der Epidemiologe.

Öffentliches Leben wird heruntergefahren

Das öffentliche Leben in Deutschland wird angesichts der sich ausbreitenden Corona-Pandemie schon ab dem kommenden Mittwoch (16.) drastisch heruntergefahren. Der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf muss bis vorerst 10. Januar schließen. Das teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten mit. Der seit Anfang November geltende Teil-Lockdown habe "nicht gereicht", sagte die CDU-Politikerin in Berlin. Die Verschärfung der Maßnahmen habe Auswirkungen auf die Feiertage. Aber: "Wir sind zum Handeln gezwungen und handeln jetzt auch."

Das exponentielle Wachstum der Corona-Neuinfektionen habe eine Zeit lang gestoppt werden können, sagte Merkel. Dann habe es aber eine "Seitwärtsbewegung" gegeben, und seit einigen Tagen gebe es wieder ein exponentielles Wachstum.

(hau/andi/mit Material von dpa)

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