
Bei der gehypten App "Clubhouse" geht es ums Zuhören.Bild: dpa / Arne Dedert
Digital
Bis zu 50 Euro für "Clubhouse-Invite". Nicht
nur bei Ebay Kleinanzeigen waren am Wochenende die
Einladungen zur neuen Audio-App Clubhouse knapp und begehrt. Nachdem
sich der Twitter-Konkurrent im vergangenen Sommer in den USA viral
verbreitete, ist nun der Hype um die Social-Media-App aus dem
US-Bundesstaat Utah in Deutschland angekommen. Dabei kann die App
derzeit nur auf dem iPhone verwendet werden, nicht auf
Android-Smartphones.
Den Rummel um Clubhouse kann man auch an den Top-Listen der
Downloads im App-Store von Apple ablesen. Am Montag
verdrängte die Audio-Anwendung den populären Messengerdienst Telegram
in Deutschland von Platz zwei der Liste der am häufigsten
heruntergeladenen Gratis-Anwendungen im App-Store von Apple. Auf
Platz 1 liegt der Messenger Signal.
Clubhouse bietet Vorträge zum Zuhören und Diskussionen zum teilnehmen
Clubhouse ist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie
bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen
beteiligen können. Im Gegensatz zu Netzwerken wie Twitter kann man
Beiträge nicht schriftlich kommentieren oder "Likes" vergeben.
Der Anbieter Alpha Exploration Co aus der Mormonenstadt Salt Lake
City definiert die App als "eine neue Art von sozialem Dienst, der
auf Sprache basiert und es Menschen überall auf der Welt ermöglicht,
sich zu unterhalten, Geschichten zu erzählen, Ideen zu entwickeln,
Freundschaften zu vertiefen und interessante neue Leute zu treffen".

Das ist Clubhouse.Bild: dpa / Christoph Dernbach
Datenschützer kritisieren den Umgang mit Datenschutz bei Clubhouse
Zum Marketing-Konzept der Clubhouse-Macher gehört eine künstliche
Verknappung. So sind nicht nur alle Nutzerinnen und Nutzer eines
Android-Smartphones außen vor. Auch die meisten iPhone-Besitzer, die
Clubhouse installiert haben, müssen noch warten, um die App überhaupt
nutzen zu können. Sie benötigen eine Einladung von einem aktiven
Clubhouse-Anwender.
Für die virale Verbreitung setzt Clubhouse außerdem auf eine
umstrittene Methode, die bereits Grundlage des rasanten Wachstums von
WhatsApp war. Nachdem man die App installiert und die Einladung
aktiviert hat, fordert die App Zugriff auf sämtliche Einträge im
Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones. Diese Praxis wurde bei
WhatsApp von Datenschützern in Europa heftig kritisiert, weil die
Anwender eigentlich zuvor jeden einzelnen Kontakt um Erlaubnis fragen
müssten, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA
übertragen werden. Das dürfte aber kaum jemand machen.
Die Digitalministerin Dorothee Bär sprach über das "Diversity Jahr 2021"
Die Clubhouse-Mitglieder werden außerdem von den Machern des
Dienstes als auch von den Moderatoren einzelner Gruppen aufgefordert,
ihre Profile auf anderen Plattformen zu verknüpfen und dort die
Inhalte der Gespräche zu kommentieren. Damit soll in Netzwerken wie
Twitter, Linkedin und Instagram der Wunsch geweckt
werden, möglichst schnell an eine Einladung zu dem Netzwerk zu
kommen. "Fear of missing out" (Angst, etwas zu verpassen) nennen
Marketing-Experten diesen Ansatz.
Das fragwürdige Datenschutzkonzept von Clubhouse, das vermutlich
auch gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)
verstößt, hinderte am Wochenende viele Influencer in Deutschland
nicht daran, schnell auf den Clubhouse-Zug aufzuspringen. So
versammelten sich über 1000 Menschen virtuell in einem
Clubhouse-Raum, in dem die Digitalministerin im Bundeskanzleramt,
Dorothee Bär (CSU), mit der Unternehmerin Tijen Onaran, der
Journalistin Niddal Salah-Eldin und vielen anderen über das
"Diversity Jahr 2021" diskutierten.
In den USA ist die App schon länger bekannt und beliebt
Clubhouse wurde im April 2020 gestartet und löste zunächst in den
USA in der Coronakrise einen Boom aus, der an die Anfänge von
WhatsApp oder Snapchat erinnert. Der Wagnis-Kapitalgeber Andreessen
Horowitz, der auch früh in Silicon-Valley-Stars wie Airbnb, Facebook, Instagram, Lyft und Twitter
investiert hatte, steckte im Mai 2020 zwölf Millionen Dollar in
Clubhouse. Damit wurde das Start-up mit 100 Millionen Dollar (aktuell
82,78 Millionen Euro) bewertet – zu einem Zeitpunkt, als nur 1500 Nutzer
die Anwendung aktiv dabei waren. Darunter befanden sich aber schon
prominente User wie der Rapper Drake, der Comedian Kevin Hart und die
US-Schauspielerin Tiffany Haddish.
In der Clubhouse-App können die Anwender verschiedene Rollen
einnehmen. Als Moderatoren können sie Audio-Chats starten und andere
User auf die Bühne holen und ihren das Mikrofon übergeben. Sprecher
beteiligen sich aktiv an der Diskussion. Die Masse der Anwenderinnen
und Anwender beschränkt sich aber auf eine Zuhörer-Rolle. Sie können
aber virtuell die Hand heben, um den Moderator auf sich aufmerksam zu
machen, wenn sie etwas zu der Gesprächsrunde beitragen wollen.
Mit der ersten großen Clubhouse-Welle im deutschsprachigen
Internet kommt nun ein neuer Schwung von Einladungen auf den Markt.
Das kann man auch an den Durchschnittspreisen ablesen, die bei eBay
Kleinanzeigen dafür verlangt werden. Die sanken zuletzt auf 15
Euro.
(lfr/dpa)