Cambridge Analytica macht nach Facebook-Datenskandal dicht
03.05.2018, 07:06
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Die im Mittelpunkt des jüngsten
Datenskandals um Facebook stehende Firma Cambridge
Analytica stellt den Betrieb ein. Cambridge Analytica und die
britische Dachgesellschaft SCL Group hätten Insolvenz beantragt,
teilten die Unternehmen am Mittwoch mit. Die Medienberichte über die
Firma hätten praktisch alle Kunden vertrieben, lautete die Begründung. Die finanzielle Lage sei "prekär". Das "Wall Street
Journal" berichtete über steigende Anwaltskosten.
Der Sender NBC berichtete unterdessen,
Cambridge-Analytica-Investorin Rebekah Mercer und diverse Top-Manager
des Unternehmens seien bereits kurz vor Ausbruch des Skandals bei
einer neuen Datenanalyse-Firma mit dem Namen Emerdata an Bord
gegangen. Darunter sei der Technologie-Chef von Cambridge Analytica,
Alexander Tayler. Die Firma sei in New York an derselben Adresse wie
die dortige Filiale von Cambridge Analytica angemeldet worden.
Cambridge Analytica hatte von einem Cambridge-Professor Daten von
Millionen Facebook-Nutzern erhalten, die er über eine Umfragen-App
gesammelt hatte. Dabei hatten nur einige hunderttausend Nutzer an der
Umfrage teilgenommen. Die restlichen Informationen stammten von
Facebook-Freunden der Umfrageteilnehmer, zu deren persönlichen Daten
die App nach damaliger Funktionsweise des Online-Netzwerks auch
Zugang hatte.
Facebook machte diese Schlupflöcher bereits 2014 dicht und
bezeichnete die Weitergabe der Daten durch den Professor als "Vertrauensbruch". Dennoch stürzte der Fall auch Facebook in eine
Krise und brachte das weltgrößte Online-Netzwerk unter anderem dazu,
den Zugang von Software-Entwicklern zu Nutzerinformationen
einzuschränken. Nach Einschätzung von Facebook könnten Daten von bis
zu 87 Millionen Mitgliedern weltweit betroffen sein. Cambridge
Analytica erklärte, Informationen zu 30 Millionen Nutzern erhalten zu
haben.
Das in Verruf geratene Unternehmen beurlaubte im Zuge des
Skandals Firmenchef Alexander Nix, nachdem er vor der versteckten
Kamera eines Journalisten mit Methoden wie Erpressung von
Wahlkandidaten geprahlt hatte. Nix sagte später zu seiner
Verteidigung, er habe nur bei der Unterhaltung "mitgespielt".
Die Firma hatte im Wahlkampf um das US-Präsidentenamt für das
Team von Donald Trump gearbeitet, behauptet aber, dabei seien keine
Daten von Facebook verwendet worden. Manager von Cambridge Analytica
ließen zugleich immer wieder durchblicken, ihre Hilfe bei der
gezielten Wähleransprache im Internet habe zu Trumps Wahlsieg
beigetragen.
Am Mittwoch bekräftigte Cambridge Analytica, das Unternehmen habe
im Rahmen der Gesetze gehandelt, die Vorwürfe seien falsch. Das habe
auch eine unabhängige Untersuchung bestätigt. Facebook betonte, das
Online-Netzwerk wolle auch nach dem Insolvenzantrag unvermindert
herausfinden, was genau passiert sei und arbeite dafür mit den
Behörden zusammen.