Facetune sei dank kann heute jeder Bilder bearbeiten wie ein Profi. Viele Influencer tun das regelmäßig und werden von Accounts wie CelebFace entlarvt.Bild: imago/monatage watson
Digital
02.04.2019, 10:3302.04.2019, 10:35
Instagram ist eine Scheinwelt. Erklären muss man das im Jahr 2019 den wenigsten, bietet die App doch selbst eine Vielzahl an farbverändernden sowie Katzenohren-zaubernden Filtern. Addiert man dazu noch ein bisschen Photoshop oder justiert mit Apps wie FaceTune nach oder posiert wie ein professionelles Model, hat man die Zauberformel geknackt. So scheint es zumindest in der Scheinwelt.
Instagram, du Einheitsbrei
Fakt ist: Kaum ein Foto, das der Ottonormal-Instagram-Nutzer heute zu sehen bekommt, ist naturbelassen. Und bei der Flut an optimierter, beziehungsweise konstruierter Realität, die man täglich durchscrollt, tut ein wenig Realität zum Ausgleich richtig gut.
Der Laie erkennt die Retouche meist nicht, das ist ja auch der Sinn der Sache: Der Abonnent soll schließlich auch denken, alles sei echt. Transparenz? Fehlanzeige! Dabei müssen mittlerweile Produktplatzierungen und Anzeigen auf Instagram als Werbung gekennzeichnet werden. Eine ähnliche Regelung für Bildbearbeitungen gibt es aber nicht.
Und so scrollt man sich eben durch die App und schaut sich Menschen an, die es so gar nicht gibt.
Über Photoshop-Fails wie den oberen von Kourtney Kardashian (na, siehst dus?) kann man vielleicht noch lachen aber die mentalen Auswirkungen, der konstanten Flut an vermeintlich perfekten Fotos sind ganz und gar nicht zum Lachen. Zahlreiche Studien beweisen: Social Media macht depressiv, einsam und unglücklich und das vor allem Jugendliche.
Der Mythos der Perfektion
Was also tun? Posern und Photoshop-Künstlern entfolgen? Klar, das ist die "ganz oder gar nicht"-Lösung, aber dann kann man die App schon fast komplett löschen. Anderen Accounts folgen? Geht auch!
Accounts wie celebface, beauty.false und exposingcelebphotoshop nehmen ihren Abonennten die rosarote Brille ab.
Mit den Worten "Welcome to Reality", also "willkommen in der Realität" begrüßt der Account celebface seine Abonnenten. Diesem Versprechen gehen die Macher gewissenhaft nach und posten das originale, unbearbeitete Bild neben die retouchierte Version der Stars oder Fotografen und kreieren Videos, die den Prozess zeigen.
"Photoshop kann vieles verändern, aber einen hässlichen Charakter nicht."
Lola Weippert, Influecerin und Moderatorin
Kendall Jenners Foto ist krasser bearbeitet, als man auf den ersten Blick vermuten mag.Bild: instagram/celebface Wieder Kendall Jenner, diesmal mit schmalerer Hüfte. Schwester Kim bekommt mit ein paar Klicks eine ganz neue Augenfarbe und Bella Hadid eine höher sitzende Braue.
Bilder bearbeiten geht schneller, als du denkst!
Nach gleichem Prinzip arbeitet auch der Account ExposingCelebPhotoshop. Manchmal deckt er nur ein paar dazugemalte Haare auf oder einen Hals, der um einige wenige Zentimeter verlängert wurde. Kleine Änderungen nur, die jeden aber näher an das das Mainstream-Schönheitsideal führen, der das unbedingt will. Und die in Minuten gemacht sind.
Wie schnell, zeigt die YouTuberin Amelia zeigt in diesem bereits im Jahr 2016 veröffentlichten Video. Dank (oder eher wegen) Apps wie FaceTune ist es heute möglich, Bilder auf dem Smartphone so zu bearbeiten, wie Photoshop-Profis.
Die Powerformel: Perspektive und Pose
Ein weiterer Punkt, der zum Schein von Instagram beiträgt, ist natürlich die Bildauswahl. Logisch, dass ein gestelltes, selbst geschossenes Selfie von schräg rechts oben anders wirkt, als der Schnappschuss eines Paparazzo oder ein Video. Wie anders? Nicht besser, nicht schlechter, einfach nur echter und individueller.
Accounts wie beauty.false gibt es viele – aber bei Weitem nicht so viele, wie es Influencer gibt, die ihre Bearbeitungen nicht kennzeichnen.
Zuletzt: Ein Lichtblick!
Doch: Es gibt auch Promis und Influencer, die freiwillig zugeben, nachgeholfen zu haben. Eine von ihnen ist die deutsche Moderatorin Lola Weippert, die diese beiden Beispiele postete und mit folgendem Satz ein schönes Fazit findet: "Photoshop kann vieles verändern, aber einen hässlichen Charakter nicht."
"Germany's Next Topmodel"-Gewinnerin Stefanie Giesinger hat sogar einen zweiten Account, auf dem sie ausschließlich "ihr wahres Ich" postet, wie es in der Bio heißt. Ihr wahres Ich sieht auf Schnappschüssen nämlich genauso bedäppert aus, wie du und ich.
Willst du auch mehr Transparenz und Realität auf Instagram? Schreib es uns in die Kommentare!
23 mal Instagram-Einheitsbrei
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23 mal Instagram-Einheitsbrei
Bild: instagram.com/insta_repeat/
Warum gucken Frauen "Germany's Next Topmodel"?
Video: watson