52 Jahre begleiten das deutsche Fernsehen nur wenige Serien: Vor allem Krimi-Reihen lieben die Deutschen. Aber auch Kinderformate liefern seit vielen Jahrzehnten beständiges Programm für unsere Kleinsten. Seit 1981 gibt es Löwenzahn und mit unglaublichen 22.000 Episoden ist "Unser Sandmännchen" sogar weltweit die Serie mit den meisten Folgen.
Auch die "Sesamstraße" reiht sich mit Unterbrechungen in diese Erfolgsliste ein. Vor 52 Jahren startete die Kultserie mit den Puppenfiguren, immer wieder ergänzt durch einen Gaststar-Auftritt.
So auch Riccardo Simonetti, der in der neuen Staffel eine Rolle einnehmen wird. Der Moderator veröffentlichte bereits zwei queere Kinderbücher, zwei Bücher über sein Leben als homosexueller Mann und war Co-Host im Podcast "Free Hugs", an der Seite von Anke Engelke.
Seit März werden neue Episoden der Kika-Kultserie produziert. Komikerin Martina Hill, Schauspielerin Nora Tschirner und Sänger Herbert Grönemeyer sorgten in der Vergangenheit bereits für unterhaltsame Momente in Gastauftritten der Show.
"Der Sesamstraße ist es schon immer gelungen, gesellschaftliche Themen auf kindgerechte Art und Weise widerzuspiegeln. Genau deshalb freue ich mich auch so sehr, ein Teil dieser legendären Sendung zu sein", kommentierte Simonetti freudig, als der Sender sein Casting bekanntgab.
Mit der Ankündigung hagelte es gleichzeitig Kritik, die in Hass und Hetze gegenüber dem schwulen Simonetti ausartete. Schließlich reagierte der NDR, der die Serie produziert, schloss die Kommentarspalte und kommentierte: "Die Sesamstraße war schon immer bunt, steht für Vielfalt und Toleranz."
In einem Instagram-Beitrag wendet sich der zukünfigte "Sesamstraßen"-Star an seine Community. Überrascht von der Reaktion sei er nicht, "weil man das ja mittlerweile immer liest, wenn eine sichtbar queere Person in irgendeinem Kinder-Kontext auftaucht". Und er stellt klar:
In dem Beitrag schießt er zudem zurück gegen die Verfasser:innen der Hasskommentare: "Die Menschen, die beim Verfassen solcher Kommentare das Kindeswohl vorschieben, haben in keinster Weise Interesse daran, Kinder zu schützen." Sie würden Kinder "instrumentalisieren", um "in eigener Absicht Hetze zu betreiben".
Denn in der noch nicht ausgestrahlten Folge mit Simonetti im Cast gehe es nicht um ihn oder die Themen sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität. "Die Folge dient einzig und allein Kindern, die das Gefühl haben, nicht reinzupassen, zu zeigen, dass sie trotzdem wertvoll und liebenswert sind", kündigt er in dem Beitrag an.
Er schließt positiv: "Ich für meinen Teil bin jedenfalls mehr als dankbar, dass die Sesamstraße ein Ort ist, an dem Kinder etwas lernen und sich sicher fühlen können. Und zwar alle Kinder".
In der Kommentarspalte hagelt es an Unterstützungsnachrichten. Fernsehmoderations-Kollegin Aminata Belli kommentiert: "Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Danke dir für deine Arbeit und dein Sein."
Auch Influencerin Marie Johnson äußert sich: "Ich bin so dankbar, dass meine Kinder in einer Welt aufwachsen dürfen, in der es Menschen wie dich gibt. Danke für deine unermüdliche Arbeit."
Die Hassnachrichten lassen Simonetti jedoch nicht unberührt. Am 31. März äußert er sich in seiner Instagram-Story: "Leute, I am not gonna lie. Diese ganzen hetzenden Sesamstraßen-Nachrichten und -Kommentare haben die letzten Tage zu einer echten Mental-Health-Herausforderung gemacht. Auch wenn ich natürlich weiß, dass es wichtig und richtig ist, aber it’s not easy!"
Die "Sesamstraße" läuft werktags um 7:45 Uhr auf Kika, ist jederzeit auf kika.de und im Kika-Player abrufbar. Der NDR sendet sie dienstags bis freitags bereits um 6:00 Uhr. Alle neuen Folgen gibt es außerdem in der ARD Mediathek.