Gesundheit & Psyche
24.07.2018, 07:2524.07.2018, 07:25
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Ein neuer Skandal um schadhafte Impfstoffe erschüttert China. Ein Hersteller soll Tollwut-Impfstoffe regelwidrig und unsachgemäß produziert haben. Chinas Ministerpräsident Li Keqiang rief sofort dazu auf, den Fall zu untersuchen und die Verantwortlichen zu bestrafen.
Staatsmedien forderten am Montag zudem, dass Lücken in der
behördlichen Überwachung geschlossen werden müssten.
Was ist passiert?
Der Hersteller Changsheng Life Sciences in der Stadt Changchun (Provinz
Jilin) in Nordostchina soll Unterlagen über den
Herstellungs- und Inspektionsprozess gefälscht und willkürlich die
Einstellungen für die Produktion und Ausrüstung geändert haben, berichtete die
Nachrichtenagentur Xinhua.
Die Arzneimittelaufsicht verfügte wegen "schwerer Verstöße gegen betreffende Gesetze und Vorschriften" einen Produktionsstopp.
Sind Menschen in Gefahr?
In den staatlich streng kontrollierten Medien tauchten bisher
keine Berichte auf, dass Menschen zu Schaden gekommen seien oder
Tollwut bekommen hätten, weil die Medikamente fehlerhaft oder
vielleicht unwirksam waren.
Es wird noch untersucht, ob die
mangelhaft hergestellten Impfstoffe überhaupt gegen Tollwut schützen.
Die Vorgänge sind laut Xinhua am 5. Juli durch einen nicht näher
beschriebenen Hinweis über die Manipulationen ans Licht gekommen.
Nicht der erste Fall
Im Oktober vergangenen Jahres war bereits eine Ladung mit
unwirksamem Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DPT)
bei dem selben Hersteller entdeckt worden, sodass diese Produktion
seither schon ausgesetzt war. Auch hatte es in China schon 2016 einen
Skandal gegeben, weil Impfstoffe verkauft worden waren, deren
Haltbarkeit abgelaufen war oder die unangemessen gelagert worden
waren. Mehr als 350 Funktionäre wurden damals bestraft.
Der Ministerpräsident sagte, die Zwischenfälle hätten eine "moralische Grenze" überschritten und müssten dem Volk eindeutig
erklärt werden. Seine Regierung werde sofort eine Kommission nach
Changchun entsenden, um die ganze Prozesskette der Produktion und des
Vertriebs der Impfstoffe zu untersuchen und die Wahrheit so schnell
wie möglich herauszufinden.
Er kündigte eine "strenge Bestrafung" an.
Seine Regierung werde energisch gegen alle illegalen Taten vorgehen, "die das Leben der Menschen in Gefahr bringen". Auch werde gegen
Vernachlässigung der Aufsichtspflicht vorgegangen.
Gerüchte verbreiten sich schnell
Skandale mit fehlerhaften Medikamenten oder Nahrungsmitteln haben
in China eine starke politische Sprengkraft, besonders wenn – wie in
diesem Fall – viele Kinder betroffen sind. Es gibt ohnehin wenig
Vertrauen in die Aufsichtsbehörden. Auch werden Berichte in den
Staatsmedien zensiert. Bei dem Mangel an Transparenz und angesichts
des hohen Misstrauens in die Behörden verbreiten sich Gerüchte rasant
über soziale Medien.
(sg/dpa)
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