Ein Strandbesuch ist im Rahmen von Extreme Day Trips auch ohne Urlaubstag möglich.Bild: dpa-tmn / Christin Klose
Leben
Reisepass, Powerbank, Cappuccino: Wer früh startet, kann an nur einem Tag mehr erleben, als andere in einem ganzen Wochenende – zumindest, wenn die Kondition stimmt.
24.06.2025, 19:3624.06.2025, 19:36
Kurz mal zum Frühstück nach Barcelona, zum Wandern nach Málaga oder für ein Instagram-taugliches Selfie zu den Gletschern Lapplands – und abends wieder zurück im eigenen Bett.
Was wie das verrückte Leben eines besonders ambitionierten Reise-Influencers klingt, ist ein wachsender Trend, der weltweit immer mehr Anhänger:innen findet: Sogenannte Extreme Day Trips – also extreme Tagesreisen – per Flugzeug in eine europäische Stadt, inklusive Sightseeing und Rückflug, innerhalb von 24 Stunden.
Kurzurlaube liegen 2025 im Trend – je günstiger desto besser
Möglich machen das vor allem Billig-Airlines wie Ryanair oder EasyJet, die zahlreiche europäische Metropolen für kleines Geld anfliegen – oft günstiger als eine Zugfahrt innerhalb des eigenen Landes.
Ein Beispiel: Während eine Zugfahrt von London nach York schnell über 100 Pfund kosten kann, fliegt man für 30 Pfund nach Mailand und zurück. Auch in Deutschland wirbt Ryanair mit Flügen unter 30 Euro, weniger als die meisten Tickets bei der Deutschen Bahn.
Rick Blyth, Betreiber der Seite ExtremeDayTrips.com, hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht. Mit seiner Plattform hilft er Nutzer:innen dabei, günstige Hin- und Rückflüge am selben Tag zu finden, erstellt passende Tagespläne und verspricht ein ganzes Wochenende Spaß in nur 12 Stunden. Zu den beliebtesten Routen gehören unter anderem ein Besuch in der Altstadt von Lissabon, eine Spa-Auszeit in Bukarest oder eine Wüstenwanderung in Marokko.
Für besonders Planungsfreudige gibt es seit Kurzem sogar eine kostenpflichtige Premium-Version (35 Pfund pro Jahr), mit der sich Trips noch gezielter konfigurieren lassen.
Klimawandel nebensächlich: Hauptsache billiger Kurztrip
Um der Umwelt etwas Gutes zu tun, pflanzt die Seite pro Mitglied Bäume – sechs für Premium-User, zwölf für die Premium-Plus-Variante. Nur ein kleiner Ausgleich für die ökologischen Bedenken, die mit Kurzstreckenflügen einhergehen.
Denn natürlich ist die Klimabilanz solcher Reisen nicht ideal – und das ist auch Blyth bewusst. Er verteidigt den Trend gegenüber "CNN" mit dem Hinweis, dass Extreme-Day-Tripper in der Regel mit leichtem Gepäck reisen, Randzeiten wählen und oft ohnehin nicht belegte Flugzeugplätze nutzen würden.
Zudem falle durch den Verzicht auf Hotelübernachtungen auch weniger Energieverbrauch etwa für Wäsche und Klimaanlage an. "Du hast die Wahl: eine teure Zugfahrt zu einem Ort, den du schon kennst – oder im Stau auf der Autobahn stehen," erklärt Blyth gegenüber "CNN". "Oder aber du steigst in einen Billigflieger und entdeckst Lappland, die Wüste in Marokko, gönnst dir einen Spa-Tag in Bukarest, besuchst Barcelona oder wanderst auf dem Caminito del Rey in Málaga."
Dass der Trip alles andere als perfekt sein kann, berichtet Georgia Fowkes, Reiseberaterin bei Altezza Travel. Sie erklärt gegenüber "CNN", es gebe eine wachsende Nachfrage nach solchen Ein-Tages-Trips – aber auch einige Tücken. "Der typische Tagestrip ist oft zu ambitioniert. Vor allem, wenn man die Zeit berücksichtigt, die an Flughäfen, in Warteschlangen und für Transfers draufgeht", erklärt sie.
Sie selbst flog im Frühjahr von Pittsburgh nach Chicago, um Freunde zu besuchen – Hinflug bei Sonnenaufgang, Rückflug kurz vor Mitternacht. "Ich war völlig erledigt. Und ehrlich gesagt hat es zwei weitere Tage gebraucht, bis ich mich wieder normal fühlte."
Ihr Fazit: Der Zeitgewinn sei oft nur vermeintlich, der Erlebniswert überschätzt. "Ein guter Brunch und ein Cappuccino machen den Stress nicht wett."
Die Klimakrise macht keinen Urlaub. Das bekommen auch die Tourist:innen auf Mallorca zu spüren. Auch diesen Sommer wird wohl wieder mehrfach die 40-Grad-Marke geknackt werden.
Die Klimakrise hat schon jetzt spürbare Folgen für viele Urlaubsländer im Mittelmeerraum. Durch steigende Temperaturen verlängern sich zwar die Badesaisons, doch gleichzeitig nehmen Hitzewellen, Dürren und Waldbrände zu – und das oft in der Hauptreisezeit. Solche Probleme sind auch auf Mallorca nicht unbekannt.
