
Nicht alle Fluggäste können sich an Bord benehmen.Bild: unsplash / Suhyeon Choi
Leben
Immer wieder machen auf Social Media Videos randalierender Passagier:innen die Runde. Die Airlines sehen dadurch nicht nur die Mitreisenden, sondern auch die Crew zunehmend in Gefahr.
25.06.2025, 14:1425.06.2025, 14:14
Eigentlich könnte das Flugzeug der perfekte Ort zu Entspannung sein: Endlich mal das Handy ausschalten, den Gedanken freien Lauf lassen und vielleicht auch ein ausgiebiges Schläfchen machen. Gerade beim Start in den Jahresurlaub gibt es für viele kaum etwas Besseres.
Doch immer wieder wird diese Ruhe in der Luft durch Passagier:innen gestört, die sich alles andere als entspannt verhalten. "Unruly passengers" sind längst keine Seltenheit mehr, auf Social Media finden sich etliche Beweisvideos, aufgenommen von teils verängstigten Mitreisenden.
Laut der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA haben sich die Zahlen solcher Vorfälle bei US-Airlines seit der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt. Auch europäische Airlines melden, dass sie in den vergangenen Jahren einen starken Anstieg beobachten.
Airlines sehen "ernsthaftes Risiko" durch Randalierer an Bord
Der Sicherheitsbeauftragte der europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA spricht gegenüber der ARD von einer immer stärkeren Belastung für die Crew an Bord. "Wenn sie sich mit widerspenstigen oder schwierigen Passagieren auseinandersetzen muss, lenkt sie das von ihrer Hauptaufgabe ab, die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten", erklärt er.
Für das Magazin "Report Mainz" hat die ARD mehrere deutsche Airlines um Einschätzung der Sicherheit gebeten. Viele schulen ihr Personal demnach mittlerweile speziell für entsprechende Übergriffe. Ein Sprecher räumt dennoch ein "ernsthaftes Risiko für die Flugsicherheit" durch die Randalierer an Bord ein.
So wird in der Sendung ein Vorfall vom März diesen Jahres geschildert. Ein Passagier rannte kurz nach dem Start seiner Maschine aus New York auf ein weibliches Crew-Mitglied zu und fasste ihr an die Brüste. Anschließend wurde er gewalttätig und versuchte sich Zugang zum Cockpit zu verschaffen.
Eine Passagierin spricht gegenüber der ARD von "Todesangst" während der Szene. Die Piloten mussten schließlich sogar den Notfallcode "Pan-Pan" senden, da sie die Passagier:innen in ernsthafter Gefahr sahen. Der Flug wurde abgebrochen, der Randalierer nach der Landung verhaftet.
Was der Auslöser für seine Aggressionen war, ist bisher unklar. Laut EASA sind Medikamente, Drogen und sehr häufig Alkohol ein Beschleuniger für das gewalttätige Verhalten an Bord.
Experten fordern höhere Strafen für "unruly passengers"
Doch in den meisten Fällen haben derlei Übergriffe keine rechtlichen Konsequenzen, weder in den USA noch in Deutschland und Europa. Die Vorständin der Gewerkschaft der Flugbegleiter UFO, Mandy Lüdemann, fordert einen Ausschluss aggressiver Fluggäste "von allen Flügen weltweit".
Zumindest bei den Airlines scheint man das Problem mittlerweile ernster zu nehmen. So sanktioniert Ryanair Fehlverhalten an Bord seit einigen Tagen mit einer Strafe von 500 Euro.
Das Bundesverkehrsministerium merkt gegenüber der ARD hingegen an, dass kein "akuter gesetzgeberischer Handlungsbedarf" bestünde. Einheitliche internationale Vorgaben für den Umgang mit "unruly passengers" würde man allerdings unterstützen.
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