
Carl Brandi führt schlecht gelaunt durch das Düsseldorfer Museum Kunstpalast .Bild: imago images / Funke Foto Services
Leben
Wer mit unfreundlichem Personal zu tun haben will, muss eigentlich nur in ein altes Berliner Lokal nach einer besonders speziellen – und Gott bewahre, veganen – Extrawurst fragen. In Düsseldorf wird man stattdessen lieber im Museum angebrüllt.
24.06.2025, 13:5224.06.2025, 13:52
Museen sind langweilig, sagen viele. Kunst ist elitär, sagen viele. Kultur ist nur was für Bildungsbürger:innen, sagen viele. All das kann wahr sein, muss es aber nicht.
Wer aktuell durch den Düsseldorfer Kunstpalast stolpert, bekommt eher das Gegenteil bewiesen. Oder besser: ins Gesicht gebrüllt.
Denn dort führt ein schlecht gelaunter Kunsthistoriker durch die Sammlung – mit mäßiger Begeisterung für Besucher:innen, noch weniger Geduld für Fragen und absolut null Toleranz für Unwissen. "Grumpy Guide – eine höchst unangenehme Tour durch die Sammlung": Der Name ist Programm.
Düsseldorf: Bekanntes Museum mit beleidigendem Personal
Der "Grumpy Guide" ist ein Kunsthistoriker namens Joseph Langelinck. Auf den ersten Blick wirkt er wie die fleischgewordene Fußnote einer Dissertation über deutsche Museumspädagogik – Brille, Pferdeschwanz, beiger Pullover, chronisch genervter Blick inklusive.
Nur: Langelinck ist eine Kunstfigur. Gespielt wird er vom Performance-Künstler Carl Brandi, der das Unangenehme zur Kunstform macht. Und das Publikum? Feiert es. Die Touren sind bereits Wochen im Voraus ausverkauft.
Denn während klassische Museumsführungen oft Gefahr laufen, wie eine Einschlafhilfe mit Bildungsauftrag daherzukommen, nimmt Langelinck hier das Publikum lieber mit vollem Anlauf auf die Hörner. Durchgehend gibt er dem Publikum mal mehr, mal weniger subtil das Gefühl, fehl am Platz zu sein – und genau das macht es offenbar so unterhaltsam.
"Selten wurde bei einer unserer Veranstaltungen so viel gelacht, wie bei der ersten Führung dieses Formats", erklärt Alina Fuchte, stellvertretende Leitung der Kulturellen Bildung des Museums laut "WAZ".
Carl Brandi, der die Figur entwickelt hat, erklärt laut "Rheinische Post": "Es macht mir unheimlich Spaß, diese Rolle zu spielen. Das Format zwischen Fiktion und Wirklichkeit ist sehr spannend." So bezeichnet der Grumpy Guide auch mal die Werke der Renaissance als "künstlerische Selbstüberschätzung". Und wer Kleopatra nicht erkennt, wird von dem Grumpy Guide zusammengeschnauzt: "Erbärmlich".
Auch Generaldirektor Felix Krämer findet: "Gerade in einer Branche, die sich oft sehr ernst nimmt, setzen wir hier bewusst auf einen Perspektivwechsel und sprechen mit Humor und einer Prise Selbstironie all jene an, die sich nicht mit Hochkultur-Klischees identifizieren, aber trotzdem neugierig auf Kunst sind."
Ausflug in Düsseldorf: Grumpy Guide erinnert an Karen's Diner
Was der Kunstpalast da mit seinem "Grumpy Guide" zelebriert, mag in Museen innovativ sein, ist aber Teil eines langjährigen Trends. Unfreundlichkeit ist im Entertainment längst ein eigenes Genre geworden, um aus der Konkurrenz herauszustechen.
So serviert man in Karen’s Diner, einem internationalen Gastrophänomen, Burger mit einer ordentlichen Prise Beleidigungen. Das Personal ist auf Krawall gebürstet, Gäste werden degradiert, falsch angesprochen oder demonstrativ ignoriert – und das verkauft sich.
Und auch Tiktok ist voll von Clips, in denen Kellner:innen mit maximalem Desinteresse Getränke auf den Tisch knallen und Gäste mit einem entrüsteten "What do you want now?" begrüßen. Wem's gefällt ...
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