In den vergangenen Tagen sorgten heftige Verluste an der Börse weltweit für Unruhe bei Anlegern und Analysten. Ausgelöst wurden diese durch schwache Arbeitsmarktdaten aus den USA. Grund zur Panik sei das laut Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, jedoch nicht.
Und tatsächlich: Nach dem jüngsten Kursrutsch stabilisiert sich der Dax aktuell wieder. Der deutsche Leitindex steigt an, ebenso der MDax, der mittelgroße Unternehmen repräsentiert, und auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erholen sich.
Der japanische Leitindex Nikkei-225 befindet sich ebenfalls rapide auf Erholungskurs. Auch in den USA zeichnet sich nach einem sehr schwachen Wochenauftakt jetzt Besserung ab. Die Lage habe sich erst einmal beruhigt, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.
Auch wenn es das Rezessionsgespenst wieder zurück auf das Parkett geschafft habe, finde diese Furcht vor einem wirtschaftlichen Abschwung momentan nur in den Köpfen der Anleger statt. Wirklich belastbare Beweise gebe es nicht.
Hierzulande richtet sich die Aufmerksamkeit wieder stärker auf die laufende Berichtssaison der Unternehmen. An der Dax-Spitze gewannen die stark schwankungsanfälligen Aktien von Zalando mehr als fünf Prozent. Die Experten von Capital Economics äußerten sich ebenfalls zuversichtlich.
Sie halten in den Vereinigten Staaten trotz der zuletzt schwachen Daten vom Arbeitsmarkt eine "weiche Landung" der Wirtschaft noch immer für das wahrscheinlichste Szenario. Im Falle weiterer Marktturbulenzen könnte sich die US-Notenbank dazu veranlasst sehen, die Geldpolitik schneller zu lockern als gedacht, hieß es weiter
Bei so einer Situation fragen sich Kleinanleger:innen trotz allem verständlicherweise, wie sie nun reagieren sollen, und ob es eigentlich eine sichere Möglichkeit gibt, Geld anzulegen.
US-Finanzexpertin Sandra Navidi sagte dazu im Interview mit Fernseh-Nachrichtensender ntv: "Kleinanleger sollten in so einer Situation erstmal gar nichts machen. Wenn es eine kurze Panik ist, kann sich diese wieder beruhigen. In der jetzigen Situation war gewollt, dass sich der Arbeitsmarkt verlangsamt."
Aktuell spielen auch kurzzeitige Phänomene wie der Hurrikan Barryl oder die starke Einwanderung in die USA mit zusätzlichen Arbeitskräften eine Rolle. Grundsätzlich gehe Navidi davon aus, dass die US-Wirtschaft stabil bleibt.
In jedem Wirtschaftszyklus gebe es Rezessionen, führt die Expertin weiter aus. Da müsse man immer schauen, wie lange und schwer diese sind. In der aktuellen Situation sei die Abschwächung gewollt, deswegen bestehe kein Handlungsbedarf.
Auch Portfolio-Experte Andreas Beck warnt vor überstürzten Handlungen. Dem Finanzportal "Wallstreetone" sagte er, entscheidend für Anleger:innen bei einem Börsenabsturz sei eine breite Streuung der Aktien und eine Investitionsreserve vor der Krise.
Wer das gemacht hat, kann "sehr entspannt abwarten, wie es weitergeht", führt Beck aus. Ob man gut durch so eine Situation komme, entscheide sich also schon vor der Krise.
(mit Material der dpa)