Es ist ein Handwerk und eine Kunstform einer jeden Marketing-Abteilung: Wie preist man die Produkte, die man verkauft, attraktiv bei der Kundschaft an? Werbung darf nicht zu aufdringlich und nicht zu weit entfernt von den Leuten sein, nicht zu nervig und nicht zu langweilig, nicht zu cringe und dennoch witzig. Am besten soll sie auch noch klug sein.
Ein deutscher Discounter-Riese ist diesen Kriterien nun ein wenig erlegen. Seine Verantwortlichen haben nämlich auf eine spezielle Taktik gesetzt: Sie schossen gegen ein anderes Unternehmen, um sich selber besser darzustellen.
Ein stets riskantes Vorgehen, wie man auch an diesem Beispiel sieht – zumal es gegen das beliebte Einrichtungshaus Ikea ging. Denn im schlimmsten Fall wird man in einer solchen Situation selbst Opfer eines Marketing-Gegenangriffs.
In der Schussbahn von Ikea steht der Discounter Lidl. Doch dieser ist wohl an der Situation gewissermaßen selbst Schuld. Denn alles begann wiederum mit einem Lidl-Prospekt. Fotos davon machen derzeit auf Social Media die Runde.
Demnach schrieb der Discounter auf einer Seite mit Angeboten für den 5. August: "Unschlagbar im Preis!" Anschließend folgte eine Gegenüberstellung. Über einer Spalte stand die Überschrift "In deiner Lidl-Filiale erhältlich", über einer zweiten "Angebot bei Ikea".
Es folgte besagte Gegenüberstellung dreier Produkte, die Lidl derzeit im Angebot hat und die eins zu eins aussehen, wie ihre Pendants beim Möbel-Giganten Ikea – dort jedoch fünf bis 30 Euro teurer sind. Konkret ging es um eine hängende Garderobe, einen Garderoben-Ständer und eine Schuhbank.
Damit war der Ton gesetzt. Und auch den Verantwortlichen bei Ikea blieb der Angriff mit Augenzwinkern nicht verborgen.
Nur wenige Tage später folgte nun der Konter. Ikea änderte die Preise der drei betreffenden Produkte – und überschrieb die Aktion mit den Worten: "A Lidl bit günstiger."
In einer Grafik mit diesen Worten in Anlehnung an den Namen des Discounters gibt Ikea die neuen Preise für seine drei Produkte bekannt.
Diese kosten nun deutlich weniger als zuvor. Die Preise stehen bei 12 statt 29,99 Euro, 34 statt 79,99 Euro und 5 statt 12,99 Euro. Durch diese krassen Preiskürzungen sind alle Artikel günstiger als die neuen Konkurrenzprodukte von Lidl. Diese liegen bei 19,99 Euro, 49,99 Euro und 7,99 Euro.
Es bleibt abzuwarten, ob darauf noch eine weitere Antwort von Lidl folgt. Tatsächlich ist es nicht die erste Auseinandersetzung einer solchen Art in den vergangenen Jahren, die Lidl provoziert.
Nachdem der Discounter 2019 einige seiner Konkurrenten mit Wortspielen gedisst hatte, etwa mit dem Spruch "mehr Lidl vom Netto", antwortete Netto wiederum mit dem Werbespruch: "Du willst a Lidl bit more Auswahl? Dann geh doch zu Netto."