Wann werden Kinder und Jugendliche in Deutschland gegen Corona geimpft? Das ist eine Frage, mit der sich Bund und Länderchefs beim Impfgipfel am Donnerstag befassen. Nach wie vor ist hierzulande kein Impfstoff gegen das Virus Sars-Cov-2 für unter 16-Jährige zugelassen. Der Impfstoff-Hersteller Biontech hat vor Kurzem die Zulassung für 12- bis 15-Jährige bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) beantragt, Moderna plant dasselbe.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) zeigt sich mit einer Impfempfehlung gegen Corona für Kinder und Jugendliche bisher zurückhaltend. "Bei unklarem Risiko kann ich zurzeit noch nicht vorhersehen, dass es eine Impfempfehlung für eine generelle Impfung geben wird", sagte Stiko-Mitglied Rüdiger von Kries. Die Stiko will das Verhältnis zwischen Risiko der Impfung und Risiko der Erkrankung, die bei Kindern selten schwer ausfällt, gut gegeneinander abwiegen.
Gleichzeitig kehren immer mehr Schulen in den Präsenzunterricht zurück, wo in vollen Klassenräumen das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus steigt. Obwohl die deutschlandweite Inzidenz aktuell sinkt – am Donnerstag liegt sie bei einem Wert von 47 gemessen an 100.000 Einwohnern – ist die Zahl der Ansteckungen bei jungen Menschen noch sehr hoch: Die 10- bis 14-Jährigen sind die einzige Gruppe, bei denen die Inzidenz bei knapp über 100 liegt.
Bisher keine Impfungen, hohe Ansteckungszahlen: Kann man unter diesen Umständen eine Rückkehr zum Präsenzunterricht verantworten? "Das Hauptkriterium dafür, ob vollständiger Präsenzunterricht möglich ist, ist die Inzidenz in der Region", sagt Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband (DL) gegenüber watson. "Für uns sollte es eine Inzidenz unter 50 sein." Meidinger zeigt sich zuversichtlich, dass dieser Wert "aller Voraussicht nach bald in ganz Deutschland erreicht" sein wird.
Gleichzeitig betont er:
Meidinger rechnet damit, dass das Infektionsgeschehen sich weiterhin stärker auf Kinder und Jugendliche verlagern wird, sie aber dennoch in die Schulen zurückkehren können – unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen:
Eine gänzliche Rückkehr zum normalen Schulalltag wie vor der Pandemie schließt Meidinger allerdings bisher aus: "Es wird also vollständigen Präsenzunterricht geben, aber wohl nicht die Normalität vor Corona erreicht – zum Beispiel, was Gemeinschaftsveranstaltungen, Sportwettkämpfe, Schülerfahrten und Schüleraustausch und so weiter betrifft."
Dass Schülerinnen und Schüler direkt an Schulen geimpft werden könnten, hält der Lehrerpräsident für denkbar: "Wenn es bei verbesserter Studienlage zukünftig einmal eine Impfempfehlung der Stiko für Kinder geben wird, dann spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, dass es auch niederschwellige Impfangebote etwa durch freiwillige Impfaktionen an Schulen geben kann." Eine Impfpflicht für Schüler und Lehrkräfte lehnt Meidinger allerdings ab.