Kürzlich in einem ICE von Berlin nach Düsseldorf: Die Koffer stapeln sich schon an den Türen, die Sitzreihen sind entsprechend voll, Sitznachbar klebt an Sitznachbarn und die Maske an der Nase. Oder zumindest am Kinn.
Es ist ein Reise-Szenario, wie man es sich während einer Pandemie eigentlich nicht wünscht: zu viele Menschen auf zu engem Raum für viel zu lange Zeit. Obwohl die Deutsche Bahn mit Maskenpflicht und überarbeitetem Buchungssystem versucht, verstärkt auf Corona-konforme Fahrgastbeförderung zu setzen, ist das in der Realität offenbar nicht immer umsetzbar. Das sorgt bei den Fahrgästen immer wieder für Verunsicherung, Sorge und auch Wut:
Sitzen viele fremde Menschen dicht gedrängt auf engem, schlecht belüftetem Raum, könnten sich Viren über kleinste Tröpfchen, das Aerosol, leicht verbreiten – und zwar auch über mehr als zwei Meter hinweg. Das Tragen von Masken bietet in diesem Fall Schutz: Zwar bieten die meisten Masken, vor allem die selbstgenähten, keinen Infektionsschutz für den Träger selbst. Dafür wird weniger Aerosol in die Umgebung abgegeben. Insofern gilt: Wenn kein Abstand gehalten werden kann, sollte zumindest Maske getragen werden. Das will die Deutsche Bahn laut Deutscher Presse-Agentur nun auch vehementer kontrollieren – zur Not auch mithilfe der Bundespolizei, sollte sich jemand gegen den Mundschutz im Zug wehren.
Das möchte aber nach wie vor nicht jeder tragen. "Das Problem sind die Maskenverweigerer, insbesondere, wenn diese aggressiv werden", sagt auch Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn gegenüber watson. "Das Bahnpersonal hat mit aggressiven Verweigerern in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Beide Eisenbahngewerkschaften können solche Aggressivitäten aus Umfragen belegen."
Auch Naumann selbst hat Szenen beobachtet, in denen sich Fahrgäste entschieden gegen das Tragen von Masken gewehrt haben – zum Beispiel:
Naumann meint auch, es gebe ausreichend Hinweise, die auf das Tragen der MNS hinweisen: "Plakate und Durchsagen, die diejenigen daran erinnern, ihre Maske aufzusetzen, wenn man nicht sofort dran gedacht hat. Auch in den Zügen habe ich erlebt, dass das Personal auch einzelne Fahrgäste auf die Maskenpflicht anspricht, wenn diese keine Maske tragen."
Die meisten Mitreisenden würden der Aufforderung wohl nachgehen und ihre Maske aufsetzen, sofern sie eine dabei haben. Zeigen sie sich uneinsichtig, hat Naumann Verständnis dafür, wenn das Bahn-Personal nicht rigoros durchgreift:
Hilfe ist wohl nur durch die Polizei möglich, meint Naumann. Auch ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigt gegenüber watson:
Seit Bestehen der Maskenpflicht informiere die Deutsche Bahn darüber breit in Zügen, Bahnhöfen sowie in allen Medien (bahn.de, Bahn-App DB Navigator) und appelliere an Fahrgäste, dies zum Schutz aller Kunden und DB-Mitarbeiter zu beachten, sagt der Sprecher weiterhin. "Neben der Einhaltung verbindlicher Verordnungen geht es zudem darum, gegenseitige Rücksichtnahme zu leben und Verantwortung für die Gesundheit jedes Einzelnen und in der Gesamtbevölkerung zu empfinden."
Außerdem sei ganz klar:
Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich also auf strengere Kontrollen und Konsequenzen einstellen, sollten sie sich gegen den Mundschutz weigern und so andere Menschen in den Zügen gefährden.
Ähnlich handhabt es Flixbus und der Bahn-Konkurrent Flixtrain. Gegenüber watson bestätigt ein Sprecher, das Einhalten der Maskenpflicht streng zu kontrollieren:
"Sollte es zu einer Situation kommen, in der Busfahrer der Meinung sind, einen Fahrgast von der Beförderung ausschließen zu müssen, sind sie angehalten die Polizei zu rufen, wenn der Reisende nicht kooperiert", heißt es weiterhin vonseiten von Flixbus.
Hält sich allerdings jeder an die zumutbare Zumutung, in Bus und Bahn einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, ist jedem ein wenig geholfen. Zug- und Buspersonal sowie Polizei werden nicht überstrapaziert, und viel wichtiger noch: Die Gesundheit der Fahrgäste wird nicht unnötig gefährdet. Deswegen: Maske auf!
(ak)