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Umfrage: 0 Promille am Steuer? Was die Menschen von einer Verschärfung halten

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Sollte eigentlich die Regel sein, ist aber nicht gesetzlich vorgeschrieben: 0,00 Promille am Steuer.bild: IMAGO / Jochen Tack
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Null Promille am Steuer: Was die Menschen von einer Verschärfung der Alkoholgrenze halten

28.04.2023, 08:3628.04.2023, 10:44
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Immer wieder ereignen sich schwere oder sogar tödliche Unfälle im Zusammenhang mit Alkohol am Steuer. So machte zuletzt ein Unfall nahe dem thüringischen Bad Langensalza am 1. April Schlagzeilen.

Der mutmaßliche Verursacher des Unfalls war mit 1,3 Promille im Blut auf einer Landstraße in den Gegenverkehr gerast. Unter den sieben Toten waren fünf erst 19-jährige Jugendliche. Der Wagen, in dem alle zusammen saßen, war nach dem Zusammenstoß in Flammen aufgegangen. In einem anderen Unfallfahrzeug war ein 60-Jähriger verbrannt. Auch der mutmaßliche Verursacher des Unfalls schwebte lange Zeit selbst in Lebensgefahr, einer seiner Beifahrer überlebte den Crash ebenfalls nicht.

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Schreckliche Unfälle unter Alkoholeinfluss, wie dieser am 1. April bei Bad Langensalza, ereignen sich immer wieder.Bild: dpa-Zentralbild / Silvio Dietzel

Aus diesem Anlass hat watson zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey von 24. bis 26. April in einer repräsentativen Stichprobe 5.000 Bundesbürger:innen gefragt: Sollte die Promillegrenze auf 0,0 abgesenkt werden? Glauben die Befragten, dass eine strengere Handhabung der erlaubten Alkohol-Promillegrenze für Autofahrer einen positiven Einfluss auf die Unfallstatistik hätte?

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Über die Hälfte der Deutschen befürwortet Absenkung der Promillegrenze

Auf die Frage, ob die Alkohol-Promillegrenze, bis zu der man noch Auto fahren darf, auf 0,0 gesenkt werden sollte, antwortete über die Hälfte der Deutschen positiv: 52 Prozent befürworten eine deutlich strengere Handhabung von Alkohol hinterm Steuer.

Umfrage Promillegrenze absenken
bild: civey

Acht Prozent gaben sich unentschieden und 40 Prozent lehnten eine Absenkung der Promillegrenze ab. Auch in der Altersauswertung sahen die meisten Deutschen die Frage ähnlich (52 Prozent dafür, 41 Prozent dagegen).

Am ehesten zeigten sich Meinungsunterschiede zwischen den beiden ältesten Altersgruppen: Während 50- bis 64-Jährige die Frage nach einer Absenkung der Promillegrenze nahezu unentschieden beantworteten – 47 Prozent stimmten mit "Ja", 46 Prozent mit "Nein"– war die Mehrheit der nächsthöheren Altersgruppe ab 65 Jahren mit 57 Prozent deutlich für eine strenge Promilleregelung.

Umfrage Promillegrenze absenken
bild: civey

Die Auswertung nach Parteipräferenz zeigt: Mit 67 Prozent findet die Anhängerschaft der Grünen am ehesten, dass die Promillegrenze auf 0,0 gesenkt werden sollte. Gefolgt von der Anhängerschaft der Linken mit 63 Prozent. Dagegen lehnen die Anhänger der FDP mit 57 Prozent am häufigsten eine 0,0 Promillegrenze ab, knapp gefolgt von der AfD-Wählerschaft mit 52 Prozent.

Umfrage Promillegrenze absenken
bild: civey

Geltende Grenzwerte für Alkohol am Steuer

Dies ist insofern politisch konsequent, als die Grünen schon 2014 mit einem Antrag auf Gesetzesänderung im Bundestag eine Herabsetzung der Promillegrenze forderten.

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Trotz relativ großzügiger Gesetze nie eine gute Kombi – Alkohol und Autofahren.Bild: IMAGO / Daniel Scharinger

Umgesetzt wurde die Forderung offenbar nicht: Nach der geltenden gesetzlichen Regelung liegt die Grenze beim Autofahren bei 0,5-Promille im Blut. Bis zu diesem Wert darf man sein Auto straffrei nutzen, sofern man nicht auffällig fährt oder einen Unfall baut. Denn hier wird nochmal unterschieden: Ab einem Wert von 0,3 Promille müssen Autofahrer bei alkoholbedingten Ausfallerscheinungen oder nach Unfällen dennoch um ihren Führerschein bangen. Bis zu dieser Grenze wird von einer relativen Fahruntüchtigkeit gesprochen und das beschwipste Fahren wird lediglich als Ordnungswidrigkeit angesehen.

Die strenge 0,0-Promille-Regel gibt es übrigens schon in Deutschland, aber nur für Fahranfänger in der Probezeit (zwei Jahre nach Führerscheinerwerb) und Fahrer unter 21 Jahren. Diese Personen dürfen gar keinen Alkohol getrunken haben, wenn sie sich ans Steuer setzen.

Für Fahrrad, E-Scooter und sogar Fußgänger gelten übrigens wieder andere Regeln, diese findet ihr hier.

Deutsche sehen Zusammenhang zwischen Unfallstatistik und Alkohol am Steuer

Auf die Frage "Hätte eine Herabsetzung der erlaubten Alkohol-Promillegrenze für Autofahrer Ihrer Einschätzung nach einen positiven Einfluss auf die Unfallstatistik?" antwortete eine deutliche Mehrheit der Befragten, dass sie hier einen Zusammenhang sehen. 57 Prozent vermuteten einen positiven Einfluss strengerer Promillegrenzen auf die Unfallstatistik. 39 Prozent der Deutschen verneinten einen Zusammenhang und vier Prozent gaben sich unentschieden.

Umfrage Promillegrenze absenken
bild: civey

Die Auswertung der Ergebnisse nach Alter zeigt: Die jüngeren und älteren Deutschen denken häufiger, dass die Herabsetzung der Promillegrenze einen positiven Einfluss auf die Unfallstatistik hätte.

Die 40- bis 49-Jährigen halten mit 49 Prozent einen Zusammenhang am wenigsten für wahrscheinlich.

Umfrage Promillegrenze absenken
bild: civey

Die Auswertung der Antworten nach Wahlabsicht der Befragten ergibt, dass die Anhängerschaft der Linken, Grünen und SPD am häufigsten einen Zusammenhang zwischen einer Herabsetzung der Promillegrenze und einer positiven Entwicklung der Unfallstatistik vermuten. So sind es bei den Wählern der Linken sogar ganze 79 Prozent, bei den Grünen 75 Prozent, bei der SPD 69 Prozent, und immerhin noch jeder zweite Wähler von CSU/CDU (50 Prozent) sähe einen positiven Effekt in einer Promilleabsenkung.

Umfrage Promillegrenze absenken
bild: civey

Interessant ist in diesem Punkt: Die Wählerschaft glauben zwar größtenteils (79 Prozent), dass es einen Zusammenhang zwischen dem Alkohol-Einfluss auf Fahrende und den Unfallstatistiken gibt, allerdings sind nur 63 Prozent für eine gesetzliche Absenkung der Promillegrenze.

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