Wenn sich extrem viele Menschen mit Omikron anstecken, steigt auch die Zahl der schweren Verläufe, warnen Experten. Bild: dpa / Christoph Soeder
Analyse
13.01.2022, 12:2114.01.2022, 14:54
Das neue Jahr ist noch keine zwei Wochen alt, aber die schlechten Corona-Nachrichten haben bereits eine beachtliche Masse erreicht.
Am Donnerstagmorgen meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) erneut einen neuen Höchststand bei den Covid-Neuinfektionen: Die Gesundheitsämter meldeten 81.417 Fälle in 24 Stunden.
"Wir stehen am Anfang der Omikron-Welle", teilt Markus Scholz auf watson-Anfrage mit.
Die Pandemie bestimmt weiter den Alltag in Deutschland.Bild: dpa / Frank Rumpenhorst
Der Professor am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie an der Universität Leipzig rechnet mit weiter deutlich steigenden Fallzahlen "und neuen, bisher nicht gesehenen Rekorden bei den Inzidenzen". Dies werde kurzfristig alle Bundesländer betreffen.
"Uns stehen nochmal einige sehr angespannte Wochen bevor"
Durch die Impfungen gebe es zwar trotz hoher Infektionszahlen weniger schwere Fälle. Trotzdem sei eine erneute Überlastung der Gesundheitssysteme wahrscheinlich. "Uns stehen nochmal einige sehr angespannte Wochen bevor", befürchtet Markus Scholz.
Eintritt gibt es in der Gastronomie künfitg nur nach der 2G-Plus-Regel.Bild: picture alliance
Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr durch die Omikron-Variante drohen neue Einschränkungen im Alltag. Zuletzt hatten sich Bund und Länder auf eine 2G-Plus-Regel für die Gastronomie geeinigt. Demnach dürfen künftig nur noch Geimpfte und Genesene mit einem tagesaktuellen negativen Test oder einer frischen Boosterimpfung in Restaurants oder Bars einkehren.
Diese Maßnahme stößt bei vielen Expertinnen und Experten auf Zuspruch. Markus Scholz warnt:
"Die Ansteckungsgefahr in voll besetzten Restaurants ohne Sicherheitsabstände muss als hoch eingeschätzt werden, da Masken nicht sinnvoll getragen werden können." Die 2G-Plus-Regel sei als Mindeststandard notwendig, um Superspreading zu vermeiden.
"Es besteht die Gefahr, dass mehr oder weniger alle in Kontakt mit dem Virus kommen"
Das Besondere an dieser neuen Episode der nun ins dritte Jahr gehenden Pandemie ist, dass diesmal wohl kaum jemand "davon kommen" werde. Die Ansteckungsrate ist hoch – das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist: Die neue Covid-Variante ist gesundheitlich offenbar weniger verheerend als ihre Vorgängerinnen.
"Es besteht tatsächlich die Gefahr, dass jetzt mehr oder weniger alle in Kontakt mit dem Virus kommen", schreibt Scholz. "Jetzt rächt sich die niedrige Impfquote."
Die Gastronomie muss sich einschränken.Bild: picture alliance
Geimpfte hätten einen ausreichenden Schutz vor schweren Verläufen durch Omikron, wenn die letzte Impfung nicht mehr als 6 Monate zurückliege.
"Boosterung verbessert noch mal den Schutz vor schweren Verläufen und schützt zeitweise auch vor Ansteckungen", schreibt der Experte, und schränkt ein: "Der Schutz ist aber wie immer nicht 100 Prozent."
Als kurzfristig wirksames Mittel zur Eindämmung der Pandemie würden nur weitere Kontaktbeschränkungen helfen, ergänzt er. Parallel sollten die Impfungen weiter vorangetrieben werden.
"Nach meiner Einschätzung kommen wir in Deutschland so nicht gut durch die Welle"
Bei einer unzureichenden Impfquote drohe eine Überlastung des Gesundheitssystems. "Diesbezüglich steht Deutschland nicht gut da. Nach meiner Einschätzung kommen wir in Deutschland so nicht gut durch die Welle", bilanziert Markus Scholz.
Die Omikron-Variante trifft Deutschland also mit voller Wucht. Ausgerechnet in Zeiten, in denen eine Kontaktnachverfolgung wichtiger denn je ist, gibt es Probleme mit der Luca-App. Diese sollte die Kontaktnachverfolgung ursprünglich erleichtern, steht nun aber offenbar kurz vor dem Aus.
Zwölf Bundesländer prüfen nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa derzeit, ob sie die Luca-App zur Nachverfolgung von Kontakten in der Corona-Pandemie weiter vertraglich nutzen möchten.
Schleswig-Holstein hat dem Bericht zufolge entschieden, die Lizenz nicht über März zu verlängern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen haben keinen Vertrag mit dem Betreiber. Die übrigen Länder müssen sich noch entscheiden.
Die App hatte zuletzt vor allem bei Datenschützern für Kritik gesorgt. Anlass dafür war unter anderem ein Vorfall in Mainz Ende 2021. Bei Ermittlungen zu einem tödlichen Sturz in einer Gaststätte griff die dortige Polizei in Mainz ohne Rechtsgrundlage über das Gesundheitsamt auf Daten aus der App zu, was auch bei den Betreibern der App und einzelnen Politikern für Empörung sorgte.
Die FDP-Politikerin und ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger schrieb am Donnerstag auf Twitter:
"Die illegale Verwendung der Luca Daten ist Wasser auf die Mühlen von Corona-Leugnern und Schwurblern. Dass sich die Mainzer Staatsanwaltschaft entschuldigte, reicht nicht aus."
Der Deutsche Landkreistag beurteilt Luca indes positiv. "Das Luca-System kann die Gesundheitsämter entlasten und sollte deshalb weiterhin im Einsatz bleiben", sagte eine Sprecherin laut dpa.
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