Die erbarmungslose Hitzewelle und Brände auf mehreren Ferieninseln haben Griechenland weiter fest im Griff: Bis Mittwoch werden Höchsttemperaturen bis 46 Grad erwartet. Erschwerend zur Hitze kommt noch starker Wind hinzu, der die Brände auf den Inseln Rhodos, Korfu und Euböa weiter anfacht. Auch in anderen Mittelmeerregionen wie auf Zypern und der italienischen Insel Sizilien kämpft die Feuerwehr mittlerweile gegen Brände. Erst am Donnerstag wird eine Abkühlung auf Temperaturen um die 35 Grad erwartet.
Bei den Waldbränden wurden nach Schätzungen von Experten laut ARD "Tagesschau" etwa 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutzte Fläche zerstört, auch Nutztiere und seltene Tierarten wie das Dama-Dama, eine Damwildart, kamen in den Flammen ums Leben. Doch auch für den Menschen ist nicht nur das Feuer, sondern auch der Rauch lebensgefährlich.
Watson sprach mit Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann vom Universitätsklinikum Augsburg über die Gefahren, die vom Rauch der Waldbrände ausgehen und warum die Probleme mit dem Löschen nicht enden.
"Die Rauchbildung ist so stark, dass man kaum atmen kann", sagte Konstantinos Traraslias, stellvertretender Bürgermeister von Rhodos, bereits vergangenes Wochenende dem Athener Nachrichtensender Skai. Einige Menschen mussten laut Athener Regierung sogar mit Atemwegsbeschwerden ins Krankenhaus gebracht werden.
Dass der Rauch von Waldbränden zahlreiche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben kann, sagt die Umweltmedizinerin Traidl-Hoffmann gegenüber watson:
Erschwerend hinzu komme, dass die Verbrennung von Biomasse mit verstärkten Grippefällen und Covid-19-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden könne.
Die Ursache für die Erkrankungen liege in der Zusammensetzung des Rauchs, erklärt Traidl-Hoffmann: "Der Rauch von Waldbränden ist ein komplexes Gemisch zahlreicher Luftschadstoffe, zeichnet sich jedoch häufig durch erhöhte Konzentrationen von Feinstaub aus, die über Tage, Wochen oder Monate auch weit entfernt vom Brandherd anhalten können."
Dieser Feinstaub mit einem aerodynamischen Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) ist vor allem aufgrund seiner geringen Größe ein Gesundheitsrisiko, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Webseite. Die feinen Partikel können tief in die Atemwege eindringen, dort lange bleiben und die Lunge nachhaltig schädigen.
Doch auch wenn die Brände längst gelöscht, die Hotels und Gastronomie von Asche und Staub gesäubert wurden und wieder für Touristen öffnen, kann ein Waldbrand noch Schaden anrichten: indirekt durch die anschließende Wasser- und Bodenverschmutzung.
Die Umweltmedizinerin zählt noch einen weiteren Punkt auf, der vor allem die einheimische Bevölkerung treffen dürfte: "Auch die mentale Gesundheit wird stark beeinträchtigt durch den Stress und das Trauma, die mit der Vertreibung, dem Verlust von Eigentum und dem Verlust von Menschenleben verbunden sind."
Ein weiteres Problem ist die langanhaltende Verteilung des Feinstaubes über große Flächen. Der Rauch von Waldbränden kann sich über Tausende von Kilometern ausbreiten und zu weitreichenden Gesundheitsschäden führen. "Die tatsächlich verbrannte Fläche ist oft relativ klein im Vergleich zu der Gesamtfläche, die von einem Flächenbrand betroffen sein kann", erklärt Claudia Traidl-Hoffmann.
So könne beispielsweise der Rauch eines 10.000 Hektar großen Waldbrandes Menschen in einem 10- bis 15-mal größeren Gebiet treffen, die die Flammen noch nie gesehen haben.
"Nicht zuletzt, kommt es zu erheblichen Treibhausgasemissionen und Waldverlusten durch die Waldbrände", sagt Traidl-Hoffmann. Diese werden, so befürchtet die Klimaexpertin, den Klimawandel wahrscheinlich noch weiter beschleunigen und möglicherweise zu einer verstärkenden Rückkopplungsschleife führen.
(mit Material der afp und dpa)