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Der Trend zu New Work: Remote Work als Arbeitsmodell boomt

Arbeiten mit Sonnenuntergang: Für viele Reiselustige der perfekte Deal.
Arbeiten mit Sonnenuntergang: Für viele Reiselustige der perfekte Deal.Bild: iStockphoto / Olezzo
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Schreibtisch mit Aussicht – Remote Workerin erzählt: "Im Moment passt einfach alles zu meinem Lebensstil"

23.05.2022, 11:0023.05.2022, 16:28
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Da arbeiten, wo andere Urlaub machen. Klingt in der ersten Sekunde vielleicht eher doof, aber mal ganz ehrlich, beim zweiten Gedanken hat dieses Erwerbsmodell durchaus seinen Reiz: Geld verdienen und abends ins Meer, auf den Berg oder an den Pool? Remote Work wird nicht umsonst zunehmend beliebter und erlebt vor allem seit Corona einen wahren Boom. Denn immer mehr Firmen entdecken, dass ihre Angestellten nicht zwingend ins Büro kommen müssen, um zu arbeiten. Die Arbeitskultur hat sich gewandelt, vom 9-to-5 Job zur "New Work".

Was versteht man unter Remote-Arbeit?

Remote Work steht eigentlich für eine berufliche Tätigkeit, die von überall aus erledigt werden kann, also nicht an die Anwesenheit in einem Büro gebunden ist. Meist ist mit Remote Work die Arbeit zu im Home Office gemeint, sie kann aber auch mobil von überall erledigt werden.

Ein Studie des Softwareunternehmens Textkernel, basierend auf den Zahlen der Arbeitsbörse Jobfeed, fand heraus, dass der Prozentsatz der Remote-Arbeit in Deutschland gar der höchste in ganz Europa ist und von 2018 bis 2021 um das Vierfache stieg.

Einige Reiselustige nutzen den neuen Trend für flexibles Arbeiten aber auch gleich für eine "Workation" aus, also eine Mischung aus Arbeit und Urlaub. Das heißt, sie arbeiten nicht im Home Office von zu Hause aus, sondern sie verlegen ihr Büro gleich mal an die schönsten Orte dieser Erde.

Was kann man Remote arbeiten?

Wer längerfristig im Ausland arbeiten will, muss sich allerdings ausführlicher mit den Arbeitsbestimmungen und Steuerverordnungen vor Ort auseinandersetzen. Bei einer zweiwöchigen "Workation" ist die rechtliche Lage jedoch deutlich unkomplizierter. Deutsche Firmen, die Remote Work anbieten, hat diese Website aufgelistet.

Laut der Textkernel-Studie ist der höchste Anteil der Fernarbeit in den Berufsgruppen der Informations- und Kommunikationstechnologien und Kommunikation, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, gefolgt von Management, Politik und Governance sowie Versicherungen und Finanzen. Nach Branche aufgelistet, weist die IT-Branche den höchsten Prozentsatz an Fernarbeit auf. Weitere Branchen mit einem hohen Prozentsatz an Telearbeit sind Medien/Kommunikation, Unternehmensdienstleistungen und Finanzen/Versicherungen.

New Work Kultur: Die besten Länder und Städte für Remote Work

Neben diesen bürokratischen Hürden solltest du nicht den Zeitunterschied bei deiner Planung vergessen. Wenn du erst 18 Uhr deutscher Zeit mit der Arbeit startest, sind Meetings eher schwierig. Für manche Firmen kann es aber sogar von Vorteil sein, wenn jemand freiwillig die Nachtschicht übernimmt.

Wichtig für ein funktionierendes Remote Work Arbeitsmodell ist auch die Internetverbindung, mit der eigentlich alles steht und fällt: Schließlich brauchst du Zugang zum Internet und Servern, sowie Chat- oder Videoprogrammen für deine Arbeit. Dies sollte also ebenfalls ein Auswahlkriterium für deinen Reiseort sein.

Das Reisemanagementunternehmen Travelperk hat einige Vorschläge ausgewertet, in welchen Ländern ein Arbeitsurlaub am besten klappt.

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Wer es warm mag und den Laptop gern am Strand aufklappt, ist vor allem mit Orten in Portugal und Spanien gut beraten. Ein geringer Zeitunterschied, ein kurzer Flug, relativ günstige Übernachtungen und hohe Temperaturen sind eine gute Alternative zu good old Germany. Bei den Städten liegen dagegen Dublin, Lissabon, London und Reykjavik ganz vorne, wobei eine Übernachtung in Dublin eventuell einen ganzen Tageslohn auffrisst.

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travelperk

Wer also günstigere Unterkunft sucht, ist eher mit Städten wie Antananarivo in Madagaskar, Sofia in Bulgarien, Warschau oder Bukarest gut beraten. Wer auf den Strand nicht verzichten will, kann es sich in Sansibar, Antalya, Port Louis, Wien oder Rhodos schön machen. Bei einigen der Länder wie Mauritius oder Tansania muss man allerdings mit einem langen und möglicherweise teuren Flug rechnen.

Mobiles Office: Durch die Welt reisen und dabei Geld verdienen

Auch so kann es gehen: Marketing-Expertin Ariane Sophie Schneider hat sich dafür entschieden, nach ihrem Studium freiberuflich zu arbeiten, um durch die Welt reisen zu können. Die letzten zwei Jahre hat sie mit ihrem Freund in Vietnam verbracht und dort in ortsansässigen Firmen gearbeitet.

Ariane Sophie Schneider arbeitet seit dem Ende ihres Studiums als Freiberuflerin.
Ariane Sophie Schneider arbeitet seit dem Ende ihres Studiums als Freiberuflerin.privat

Seit letztem Sommer lebt und arbeitet sie in Frankreich und Deutschland, plant aber bereits die nächsten Workation-Stationen – Hauptsache, der Laptop ist dabei und das Internet ist gut. Über ihr Leben als Remote Worker sagt Ariane:

"Es hat viele Vor-, aber auch ein paar Nachteile. Ich finde es super, denn gerade im Moment passt einfach alles zu meinem Lebensstil und zu dem, was ich mir erhoffe. Vor allem schätze ich es, Freiheit und Unabhängigkeit zu haben, mein eigener Chef und flexibel zu sein – auch was den Ort angeht."

Als Remote Worker kann Ariane überall arbeiten und ihr Geld verdienen – im Café, im Zug, am Pool, im Büro oder Zuhause. Alles was sie braucht, ist ihr Laptop und Internet. Als weiteren Vorteil sieht sie, dass man "aktiv bleibt". Denn gerade als Freiberufler befinde man sich immer auf der Suche nach neuen Kunden und probiere so immer wieder etwas Neues aus. Was manch einem als anstrengender Lebensstil erscheinen mag, bereitet der jungen Frau wegen wechselnder Jobs und Ländern "wahnsinnig viel Spaß".

"Man muss sich wirklich dahinterklemmen, Jobs suchen und versuchen, mit Leuten Kontakt aufzunehmen."
Ariane Sophie Schneider

Einfach ist es allerdings auch nicht, von heute auf morgen sein Geld als digitaler Nomade zu verdienen. "Man muss sich wirklich dahinterklemmen, Jobs suchen und versuchen, mit Leuten Kontakt aufzunehmen. Einfach mal einen Kaffee trinken gehen: Kommunikation ist so wichtig. Denn über die Leute lernt man wieder jemand anderen kennen", rät sie.

Eine andere Möglichkeit, an Jobs zu kommen, sind Freiberufler-Plattformen wie Malt. Ariane: "Es ist wirklich wichtig, dass man sein Profil gut pflegt. Dadurch bekommt man echt ganz gute Aufträge, für die man auch meistens komplett remote arbeiten kann."

Gerade für den Anfang als Freiberufler sei es nützlich, wenn man bereits ein oder zwei feste Kunden habe, "wo man weiß, da kommen immer Aufträge rein. Und wenn man dann über Kontakte oder Plattformen noch mal schaut, kann man auch Kurzzeit-Projekte noch zusätzlich bekommen", sagt Ariane.

Remote Work ist nicht für jeden etwas

Bevor man sich für so einen Lebensstil entscheidet, sollte man sich Ariane zufolge erst mal über ein paar Dinge klar werden: "Wenn man viel im Ausland arbeiten möchte, muss man sich erst einmal fragen: Will man dort auch vor Ort in einem lokalen Vertrag angestellt sein? Oder ist es so, dass man sich doch überlegt, freiberuflich zu arbeiten?"

Solche Überlegungen sind wichtig für die Versicherung: Denn wer länger als zwei Wochen im Ausland lebt und arbeitet, muss sich aus dem deutschen System abmelden und eine Expat-Versicherung abschließen.

Kaum arbeitsrechtliche Regelungen für Remote Work

"Noch steht im Arbeitsrecht kaum etwas zum Thema Remote Work", sagt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht der Wochenzeitung "Welt". Zum Home Office gebe es erste Gesetzesentwürfe, aber "sämtliche andere Punkte zum Remote Office sind individuelle Vereinbarungen über den Arbeitsort zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber."

"Noch steht im Arbeitsrecht kaum etwas zum Thema Remote Work"
Juristin Nathalie Oberthür "Welt"

Beispielweise fehlt die rechtliche Gestaltung der Arbeitszeiten bei Remote Work, denn normale Angestellte müssen eine Ruhezeit von elf Stunden einlegen. Es lässt sich feststellen: Beim mobilen Arbeiten von überall auf der Welt "haben Arbeitnehmer Freiheiten – aber auch mehr Eigenverantwortung" als beim reinen Home Office, sagt Oberthür.

Mobiles Arbeiten ist meist ein Modell für kinderlose Singles

Ariane kann sich gut vorstellen, diesen Lebensstil noch einige Jahre zu verfolgen. Auch wenn sie ein wenig Angst vor der Rückkehr ins Büro danach hat: "Ich glaube, es ist danach besonders schwer, zu einer Vollzeitposition zurückzugehen, wo man die gleiche Routine hat. Wo man jeden Tag ins gleiche Büro geht zu den selben Leuten."

"Ich bin ein sozialer, kommunikativer Mensch und ich arbeite sehr viel alleine vor meinen Laptop."
Ariane Sophie Schneider

Doch Ariane sieht auch Einschränkungen ihres Arbeitsmodells: "Natürlich kommt es auch ein bisschen darauf an, wo man in seinem Leben gerade ist." Zum Beispiel wenn es ums Thema Nachwuchs gehe, für die Ariane dann doch etwas "mehr Sicherheit und einen festen Wohnort" gut findet.

Was ihr dagegen beim mobilen Arbeiten fehlt, ist, ein "festes Team" zu haben. "Ich bin ein sozialer, kommunikativer Mensch und ich arbeite sehr viel alleine vor meinen Laptop." Für die berufliche Zukunft wünscht sich Ariane eine Teilzeittätigkeit "so dass man Unterstützung hat und mit Leuten zusammenarbeitet, aber auch noch freiberuflich sein und immer wieder neue Jobs machen kann." Wenn sie einen Arbeitgeber findet, der das ermöglicht.

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