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Virologe erklärt: 5 Regeln, damit es nicht zu einer Ausgangssperre kommt

Alexander Kekulé erklärt, wie man Corona-Infektionen vermeiden kann.
Alexander Kekulé erklärt, wie man Corona-Infektionen vermeiden kann.Bild: imago/ Klaus W. Schmidt
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Virologe erklärt: 5 Regeln, damit es nicht zu einer Ausgangssperre kommt

23.03.2020, 21:2123.03.2020, 21:27
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Laut Lothar Wieler, dem Leiter des Robert-Koch-Instituts, flacht die Ansteckungswelle möglicherweise ab. Ein Grund, bisherige Maßnahmen nicht mehr zu befolgen, ist das allerdings nicht: Sollten Ausgehbeschränkung und Kontaktverbot nämlich doch keine oder zu wenig Wirkung zeigen, steht immer noch die Möglichkeit einer Ausgangssperre zur Diskussion.

So einigten sich Bund und Länder in einer Telefonkonferenz am Sonntag bereits auf ein umfassendes Kontaktverbot. Darunter ist der Aufenthalt im öffentlichen Raum nur noch alleine oder mit einer weiteren, nicht im Haushalt lebenden Person gestattet. Einkaufen oder der Gang zur Arbeit und zum Arzt ist aber weiterhin gestattet.

Es ist nur zu hoffen, dass sich die Bevölkerung an diese Maßnahmen hält. Eine Ausgangssperre, bei der wir komplett zu Hause isoliert sein würde, hätte nicht nur weitere wirtschaftliche, sondern vor allem psychologische Konsequenzen.

Psychiater Michael Huppertz sagte dazu im Gespräch mit watson: "Es herrscht keine Ausgangssperre. Wenn sie kommen sollte, fände ich das psychologisch zu nachteilig. Wir brauchen Abwechslung, Kommunikation, andere Themen, Natur, nicht Isolation, Grübeln und permanent schlechte Nachrichten. Nur zu Hause einsperren sollten wir uns nicht. Spaziergänge, auch gemeinsam mit anderen, sind in Ordnung – solange man körperlichen Abstand voneinander hält."

Damit also keine noch drastischeren Maßnahmen ergriffen werden müssen und wir uns trotzdem vor einer Ansteckung schützen können, empfiehlt Virologe Alexander Kekulé in seinem MDR-Podcast "Kekulés Corona-Kompass", folgende Regeln einzuhalten.

Komm anderen Gesichtern nicht zu nahe

Die wichtigste Regel sei laut Kekulé Abstand zu den Gesichtern anderer zu halten. Das Virus wird unter anderem durch Sprechen oder Husten weiterverbreitet, wenn Tröpfchen auf die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase spritzen. Allerdings fliegen sie beim Sprechen maximal einen, beim Husten oder Niesen zwei Meter weit. Darum hilft Abstand halten. Auch sollte man sich beim Sprechen nicht gegenüber stehen, denn: "Von hinten kann man nicht infiziert werden."

Wasch die Hände, bevor du dir ins Gesicht fasst oder etwas isst

Wir alle verbringen wahrscheinlich gerade einen Großteil unserer Zeit mit Händewaschen. Laut Kekulé sei das aber gar nicht immer nötig, sondern vor allem dann, bevor man sich oder anderen ins Gesicht fasst oder vor dem Essen. Wenn man diese Regel beachtet, dann sei Hände waschen, bis sie schrumpelig sind, nicht mehr notwendig.

Umarme nur Menschen, mit denen du Viren austauschen willst

Diese Regel klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas suspekt. Hier geht es allerdings nicht darum, seine Feinde zu umarmen und mutwillig anzustecken, sondern um Wohngemeinschaften oder Familien. Laut dem Virologen sei es fast unmöglich, dass sich dort das Virus nicht verbreitet, denn "wenn's einer hat, haben's alle". Wenn man weiß, dass eine Verbreitung sowieso stattfinden wird, könne man diesen Personen auch nahe kommen.

"Soziale Distanzierung innerhalb der Familie oder engsten Angehörigen ist natürlich Quatsch."
Alexander Kekulé im MDR-Podcast

Natürlich sind von dieser Regel ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen ausgeschlossen. Wenn jemand einer Risikogruppe angehört, sollte auf jeden Fall eine Ansteckung vermieden werden – auch, wenn es sich bei der Person beispielsweise um den Ehepartner oder die Oma handelt.

Betrachte öffentliche Innenbereiche als kontaminiert

In geschlossenen Räumen der Öffentlichkeit können sich Coronaviren auf allen Oberflächen befinden, weshalb Kekulé rät, alle diese Innenbereiche als virenbelastet anzusehen. Er erklärt bildlich:

"Überall, wo ich in der Öffentlichkeit drinnen bin, das heißt im Bus, am Bahnhof (...), wenn ich da irgendetwas angefasst habe (...), dann müssen Sie sich vorstellen, Ihre Hände haben aus Versehen in Hundescheiße gelangt. (...) Sie müssen damit umgehen, als hätten Sie jetzt wirklich Hundekot an den Händen."

Das bedeutet wiederrum, dass man sich nach Kontakt die Hände waschen muss, um zu verhindern, dass der bildliche "Hundekot" und die tatsächlichen Viren beispielsweise im Gesicht verteilt werden.

Vermeide Kontakt zu anderen, wenn du Husten oder Fieber hast

Als kranke Person ist man nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch für seine Mitmenschen. Nur, weil man selbst fit und gesund ist, sodass man keine schweren Folgen befürchten muss, kann man dennoch seine Viren verbreiten – mal abgesehen davon, dass es auch schwerwiegende Verläufe von Covid-19 bei jüngeren Menschen gab.

Dennoch sollte es dringend vermieden werden, jemanden anstecken, der eine Erkrankung nicht so gut wegsteckt und daran sogar sterben könnte.

"Jemand, der Husten oder Fieber hat, ist ganz, ganz dringend in die Verantwortung genommen."

Wer Symptome zeigt, sollte laut Kekulé auf jeden Fall zu Hause bleiben. Wenn das nicht möglich ist, sei es laut dem Experten wichtig, sich und andere zu schützen, indem man vor dem Rausgehen seine Hände gründlich wasche und etwas vor das Gesicht binde, um zu verhindern, dass andere das Virus abbekommen.

Die inoffizielle sechste Regel

Neben diesen fünf Regeln nennt Kekulé noch einen weiteren wichtigen Punkt: Bleib gelassen! Damit meint er keineswegs, das Virus zu unterschätzen, wie viele andere pseudowissenschaftliche Quellen im Internet es tun, sondern stattdessen nicht in Panik zu verfallen.

Ja, Corona ist schlimmer als die gewöhnliche Grippe und kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Aber wenn man sich an die Maßnahmen der Regierung und diese fünf Regeln hält, kann man sich und andere einfach schützen.

(ks)

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