Ich arbeite (minimum – no offense watson!) 40 Stunden die Woche, meine Mitbewohner feiern (mindestens) so viel. Willkommen in meiner Realität einer in Vollzeit beschäftigten Redakteurin, die mit zwei Studenten zusammenwohnt. Ich kann nur eines sagen: Es nervt hart! Eigentlich kann man sich das denken, oder? Hab ich auch. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Gedanken "ziehe nicht mit Pärchen und/oder Studenten zusammen". Wieso höre ich nicht auf meine eigenen Ratschläge?!
Heute Morgen, bestes Beispiel: Normalerweise bin ich mit einem echt großem Abstand die erste, die aufsteht. Nein anders. Es gibt nur ein Szenario, in dem meine Mitbewohner und ich unter der Woche zur selben Zeit wach sind: wenn sie gerade vom Feiern nach Hause kommen. Ja, die gehen auch am Montag auf Partys. Und Dienstags. Und natürlich Donnerstags, vor allem aber Sonntags! Dit is Berlin und das macht ja auch den Charme der Hauptstadt aus und ich bin krass doll selber Schuld. Aufregen tue ich mich trotzdem. Meine Wut auf mich selbst projiziere ich auf sie. Ich weiß, bitte schreibt keine Kommentare zu meiner persönlichen Dummheit, Meine WG-Situation ist schon Bestrafung genug.
Aber zurück zur Story: 6.45 Uhr. Ich will duschen. Bewaffnet mit Handtuch und Schlaf in beiden Augen versuche ich ins Bad hineinzustolpern. Ohne Erfolg, denn es ist besetzt. Fuck! Eigentlich sagen wir einander bescheid, wie lange wir etwa noch brauchen, sobald jemand versucht, hineinzukommen. Diesmal höre ich kein dumpfes "bin gleich fertig", dafür dumpf einen anderes Geräusch, das ich ganz klar einordnen kann. Es ist der Sound eines Partygängers, der sich überschätzt hat.
"Wie lange brauchst du noch. Und sorry. Und gute Besserung", stammele ich vor meinem ersten Kaffee vor mich hin. Er bemüht sich zu beeilen. 20 Minuten später kann ich endlich ins Bad und komme demnach 20 Minuten zu spät. Glücklicherweise verzeiht mein Arbeitgeber das, solange eine Geschichte dabei herauskommt. Et voilá!
Ne Quatsch, das war erst der Anfang und eine sehr einseitige Betrachtung der Thematik. Es geht erstens noch viel, viel, viel schlimmer und zweitens regen sich unterschiedliche Menschen über unterschiedliche Eigenarten der Menschen auf, mit denen man sich die Wohnung teilt. Der Einfachheit halber (oder so) werden die Studenten fortlaufend als "Gegner" bezeichnet.
Der Klassiker! Diejenigen mit geregeltem Tagesablauf sind genervt von den grenzenlosen Freiheiten ihrer Mitbewohner, die ein Leben führen wie Peter Pan. Dazu habe ich mehr Stories, als mir lieb ist, zuzugeben. Wenn ich mich schon am Samstagmorgen so leise verhalte wie Tinkerbell, wieso können sie dann nicht am Donnerstagabend genauso viel Rücksicht auf mich nehmen? Nein, gerade dann wird der Bass der Anlage soweit aufgedreht, dass sogar der Club ein paar Häuser weiter am liebsten bei uns klingeln würde (nicht, dass das jemand hören würde!), um zu fragen, wie wir so viel Power aus einer so kleinen Box bekommen.
Ich habe wirklich alles versucht: doppelte Oropax, die neuesten Noice-Cancelling-Kopfhörer, diese schicken gelben Baulärm-Schützer und große Möbel vor die angrenzende Wand hiefen. Nichts hat etwas gebracht. Letzte Instanz: ansprechen! Die Antwort: "Man stell dich doch nicht so an, so oft machen wir das ja nun auch nicht." Als Antwort war das nicht nur extrem frech, sondern auch noch hart gelogen, denn die Semesterferien hatten gerade begonnen. Zwölf Wochen blanker Horror stünden mir bevor. Aber dass sich unsere Küche für diese Zeit zum neuen "Place to be" entwickeln würde, ahnte ich dann noch nicht. Viel Glitzer gemischt mit Jägermeister, Schweiß und "anderen Sekreten" würden auf mich zukommen. Und einige Nackte, die versehentlich in meine Tür hineinstolperten. Ach, und natürlich dieser Bass. Dieser Gottverdammte BASS!
Als ich unsere neue Partyküche also in besagter Nacht verließ, hörte ich diesen zu meiner Erleichterung nicht mehr, da die in mir kochende Wut mir nämlich plötzlich aus den Ohren entwich. Endlich ein wenig Lärmschutz!
Noch wütender als zuvor ging ich nach dieser Aktion ins Bett. Wenn sie schon so laut sind, dass Schlafen für Menschen und Tiere in einem Umkreis von 10 Kilometern unmöglich ist, wieso bieten sie mir nicht wenigstens einen ihrer Kräuterschnäpse an?
Schnell merke ich, ich bin nicht allein betroffen. Weiter geht's mit den Beispielen meiner Kollegen aus der Morgen-Konferenz:
Mein Kollege ist nicht so der Frühaufsteher. Seitdem ihm folgende Situation passiert ist, mag er sich am Morgen nicht einmal mehr einen Kaffee kochen.
"Vor allem am Samstag-, Sonntag-, und Montagmorgen ist meine Stimmung besonders mies. Denn dann breche ich als watson-Frühdienst öfter mal genau dann zur Arbeit auf, wenn meine Mitbewohner gerade vom Feiern nachhause kommen. Die Freude ist groß, wenn man sich vor der Haustür trifft – bei ihnen. Ich würde am liebsten nochmal ins Bett. In einem vorherigen Job (natürlich auch Frühdienst) traf ich meinen Mitbewohner Arm in Arm mit einer frischen Eroberung über die Türschwelle schwanken. Etwas zu laut sagte er, als ich an den beiden vorbei zur Arbeit huschte: "Mensch, toll. Dann können wir ja auch in die Küche gehen." Seitdem hab ich den Küchentisch immer ein wenig skeptisch beobachtet: Was ist auf dir bloß passiert?"
Soll's ja auch geben, erzählt von meiner Kollegin L.:
"Bis vor einem halben Jahr haben mein Freund und ich noch in WGs gewohnt. Meist unter der Woche in seiner, am Wochenende bei mir. Er hat mit zwei Studentinnen zusammengelebt. Wir sind beide schon berufstätig gewesen. Es gab mehrere Probleme. Einmal waren wir denen immer zu "müde". Heißt: Wir haben gearbeitet, kamen nach Hause und wollten nur noch was essen und ins Bett. Das haben seine Roomies als Beleidigung empfunden und wollten, dass wir uns, egal wie anstregend unser Alltag ist, immer zu ihnen kommen, fragen, wie ihr Tag war und quatschen. Wir waren dann "die Unsozialen", weil wir darauf selten Lust hatten. Ansonsten haben die zwei Mädels gerne um 22:30 Uhr angefangen zu kochen oder den Abwasch zu machen. Unser Zimmer war direkt an der Küche. Gleichzeitig, wenn man morgens loswollte, wurde mann vor 12:00 Uhr grundsätzlich angezickt, weil man zu laut war. Ich spreche hier nicht von Unterhaltungen. Sie haben sich über das Klappern des Wohnungsschlüssels beschwert. Kein Scheiß!"
Reddit-User haben zu fast jedem Thema genau die richtige Horror-Story parat. Und so mangelt es dort auch nicht an schlimmen WG-Geschichten. Einmal musste das FBI sich einschalten und auf den Teppich zu pinkeln scheint weiter verbreitet, als man vermuten würde. Aber lest einfach selbst:
Bei Adam Sandler wäre mir auch der Geduldsfaden gerissen!
Gut, nach dieser Story lobe ich mir dann doch meine wenn auch manchmal nervige WG-Situation, denn die Polizei hat sich (bisher) noch nicht blicken lassen!