Microsofts KI verstört mit einer unpassenden Umfrage. Bild: LightRocket / SOPA Images
Digital
Eigentlich handelt es sich bei Microsoft Start um ein mehr oder weniger harmloses Nachrichten-Programm. Auf der Website und auch in der App werden Nutzer:innen verschiedene News angezeigt. Die Auswahl basiert auf dem jeweiligen Standort und den persönlichen Interessen. Die Quellen variieren dabei.
Nun sorgte jedoch eine geschmacklose Umfrage für Unverständnis und Empörung bei vielen User:innen. Hinter den gruseligen Fragen steckte eine künstliche Intelligenz (KI).
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Ursprung war ein gewöhnlicher Artikel der britischen Tageszeitung "The Guardian". Darin wurde vom Tod der Wasserpolo-Trainerin Lilie James berichtet. Sie sei vor einer Woche leblos auf einer Schultoilette in Sydney gefunden worden. Die australische Polizei ermittle in dem Fall, auch wegen Verletzungen am Kopf der Leiche.
Aktuell sorgt der Artikel jedoch nicht wegen seines Inhalts für Furore.
Eigentlich ist Microsoft Start ein Nachrichten-Programm. Bild: LightRocket / SOPA Images
Auch auf Microsoft Start wurde der Bericht geteilt. Soweit so unspektakulär – das Portal hat Lizenzen für die Artikel. Problematisch war jedoch, dass auf der Seite auch Inhalte zu sehen sind, die von einer KI generiert werden. Sie werden durch die Bemerkung "Insights from AI" kenntlich gemacht. So auch eine geschmacklose Umfrage neben dem "The Guardian"-Bericht, in der die KI fragte:
Bieten sich solche Abstimmungs-Tools vielleicht bei vielen anderen Themen an – man denke an Mode oder Essen – ist eine Todes-Nachricht wohl eher weniger geeignet. Der KI fehlte hier jedoch scheinbar das richtige Fingerspitzengefühl. In der Umfrage sollten Leser:innen über die Todes-Ursache von Lilie James abstimmen.
Lilie James: Leser sollen über Todesursache abstimmen
Zu der Frage, "Was glauben Sie, ist der Grund für den Tod der Frau?", gab es drei Antwort-Möglichkeiten. Leser:innen konnten zwischen Suizid, Mord und Unfall wählen.
Vielen Leser:innen war offenbar nicht aufgefallen, dass die geschmacklose Umfrage von einer KI erstellt worden war. Sie brachten die unangemessene Aktion mit "The Guardian" in Verbindung und beschwerten sich. Die britische Zeitung ließ das nicht auf sich sitzen. Die CEO der "Guardian Media Group", Anna Bateson, wandte sich mit einem Brief an den Microsoft Vize-Präsidenten Brad Smith.
Die Microsoft-KI sorgte mit einer Umfrage für Ärger und Verwirrung.Bild: E+ / Ivan Pantic
"The Guardian" empört über Umfrage
Bateson forderte Microsoft in dem Schreiben dazu auf, seine KI-Tools nicht für Texte der Zeitung zu nutzen. Die geschmacklose Umfrage hätte dem Ruf von "The Guardian" geschadet und die Angehörigen der toten Frau verstört.
Microsoft hat die unangemessene Umfrage entfernt. Laut einer Anfrage von "The Verge" sei die automatische Generierung derartiger Befragungen aktuell deaktiviert. Man suche nach den Ursachen für den geschmacklosen Inhalt.
Zeitungen und Online-Portale setzen vermehrt auf Künstliche Intelligenz und lassen diese vereinzelt auch ganze Texte schreiben. In der Regel muss das jedoch gekennzeichnet werden, zudem werden die Inhalte meist noch von Redakteur:innen kontrolliert.
Manchmal, wenn ich abends die Schnauze voll habe, weil unerwartet das nächste Problem aufgetreten ist, das ich jetzt wieder tagelang lösen muss, sage ich diesen einen Satz: "Irgendwann werde ich einfach wieder Redakteur, arbeite meine acht Stunden, lasse den Stift fallen und über die Katastrophen sollen sich andere abends den Kopf zerbrechen."