Der Trend in der Arbeitswelt geht zunehmend in Richtung guter Work-Life-Balance. Überstunden sind vermehrt ungern gesehen. Zudem nimmt der Wunsch unter Arbeitnehmenden zu, eine Vier-Tage-Woche einzuführen. Besonders jüngere Menschen in Deutschland gewichten die Arbeitszeit im Leben anders als ältere Generationen. Aktuell geht auf Social Media ein Video viral, das zu dieser Entwicklung passt. Allerdings schießt eine Influencerin in ihrem auf Tiktok gegen ihre Kolleg:innen mit Kindern. Dafür erhält sie viel Zustimmung.
Die Reaktionen zeigen: Unternehmen sollten aufpassen, wie sie mit ihren Mitarbeitenden umgehen.
Tiktokerin Andra Berghoff beklagt sich in dem Video auf Tiktok, dass sie sich benachteiligt fühle. Denn: Am Arbeitsplatz würden Kolleg:innen mit Kindern immer wieder bevorzugt. Diese hätten etwa "regelmäßig" die Möglichkeit gehabt, von zu Hause aus zu arbeiten, während es kinderlosen Mitarbeitenden nicht einmal in Ausnahmefällen erlaubt worden war.
Dass da der Frust hochkocht, ist klar.
Sie kritisiert allerdings auch das Verhalten der Kolleg:innen mit Kindern selbst. Diese würden regelmäßig Arbeit auf die anderen, kinderlosen Kolleg:innen abwälzen und in ihren Homeoffice-Schichten kaum etwa machen sowie diese als freie Tage betrachten. Insgesamt hätten Mitarbeitende mit Kindern viel mehr Freiheiten als Kinderlose.
Als Anlass für dieses Video hat die Influencerin einen Artikel der Kolumnistin Alison Green aus dem Magazin "The Cut" genommen. Diese beschreibt ebenfalls, dass sie immer wieder abends zu beruflichen Terminen musste, weil ihre Kollegin – eine Mutter – diese nicht wahrnehmen könne. Auch hier wieder das gleiche Problem: Auf die Bedürfnisse Greens sei keine Rücksicht genommen worden.
Bezahlte Elternzeit und andere Privilegien seien laut beiden Frauen verständlich. Das Problem liege viel eher darin, dass sie den Ausfall der Kolleg:innen kompensieren müssten. Bedeutet: mehr Arbeit, Überstunden sowie die Selbstverständlichkeit der Arbeitgebenden, dass Kinderlose spontan einspringen. "Ich habe das Gefühl, dass es eine totale Doppelmoral gibt: Zum Nachteil für diejenigen von uns, die keine Kinder haben", sagt die Tiktokerin Andra im Video.
Mit ihren Aussagen trifft sie offenbar einen Nerv. Das Video hat innerhalb weniger Tage über 50.000 Likes gesammelt, wurde etwa 3.5000-mal gespeichert und erntete Tausende Kommentare. Der Tenor in der Kommentarspalte ist größtenteils zustimmend.
Offenbar fühlen sich viele im Vergleich zu Kolleg:innen mit Kindern im Nachteil. Ein User kommentiert etwa: "Und dann behandeln sie mich wie ein Kind, weil ich mich im Notfall um mein Haustier kümmern muss." Eine andere Person schreibt: "Ich habe vier Jahre hintereinander an Weihnachten gearbeitet. Dieses Jahr wollte ich einmal freihaben und musste mit aller Kraft darum kämpfen. Als würden die vier Jahre nichts bedeuten." Ähnlich sieht es ein User, der klarstellt:
In den Kommentaren gibt es aber durchaus auch Verständnis für Eltern und deren Bedürfnisse. "Die meisten Eltern nehmen sich für gewöhnlich nicht einfach frei, nur weil sie das möchten. Ich hatte drei Kollegen, die gefeuert wurden, weil ihre Kinder zu oft krank waren", erzählt etwa ein User.
Die Flut an zustimmenden Kommentaren zeigt, dass das Problem vor allem am Umgang der Unternehmen mit seinen Angestellten liegt. Das sehen auch unter dem Video mehrere Personen so. Eine schreibt dazu: "Arbeitgeber sollten einfach insgesamt mehr Rücksicht nehmen. Es geht nicht um Eltern oder Nicht-Eltern, sondern um eine Frage des Arbeitgebers." Eltern Vorteile einzuräumen, ist also offenbar für viele okay, solange auch anderen Mitarbeitenden entgegengekommen wird – etwa mit Homeoffice-Tagen oder freien Feiertagen.