Urlaub in Italien: Gondel-Trick von Tiktok legt Alltag in Venedig lahm
Venedig gilt als eine der faszinierendsten Städte der Welt – gebaut auf Pfählen und durchzogen von Kanälen. Millionen Besucher:innen zieht es jedes Jahr hierher, um durch enge Gassen zu schlendern, über prachtvolle Plätze zu staunen und das Flair dieser scheinbar zeitlosen Lagunenstadt zu erleben.
Doch hinter der romantischen Kulisse kämpft Venedig ums Überleben. Nicht nur der steigende Meeresspiegel, sondern auch der Massentourismus belastet die fragile Stadtstruktur. Sie ist auf den Tourismus angewiesen, um den Fortbestand der Stadt finanzieren zu können. Doch Social Media ist voll mit Travel-Hacks, die einen günstigen Besuch ermöglichen sollen.
Venedig: Kontroverser Geheimtipp statt teurer Gondelfahrten
Eigentlich sind die großen Gondeln, die sogenannten Traghetti, nur ein simples, aber notwendiges Verkehrsmittel in Venedig. Für 70 Cent fahren Einheimische damit über den Canal Grande, Tourist:innen zahlen zwei Euro pro Fahrt.
Sie werden im Urlaub zunehmend zur günstigeren Touri-Alternative statt der teuren Gondel-Fahrt.
"Die Fähren sind zum neuesten Trend für Touristen geworden, die wenig ausgeben und trotzdem in eine Gondel steigen wollen", sagt der venezianische Künstler Andrea Morucchio gegenüber der "Times". Mittlerweile bilden sich stundenlange Schlangen, der Andrang ist groß. Verständlich: Eine 30-minütige Gondelfahrt schnell zwischen 80 und 100 Euro, da können sich Besucher:innen einiges sparen.
Die klassischen Gondeln und Traghetti ähneln sich auf den ersten Blick, doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich ein deutlicher Unterschied.
Die klassische Gondel ist elegant geschwungen und schmal, mit kunstvoll geschnitztem Bug und oft reich verzierten Sitzpolstern. Sie ist gesteuert von einem einzelnen Gondoliere.
Die Traghetti hingegen gehören zur öffentlichen Infrastruktur Venedigs. Um ihren Zweck zu erfüllen, sind sie breiter gebaut, weniger kunstvoll gestaltet und ohne dekorative Ausstattung. Gesteuert werden sie in der Regel von zwei Gondolieri. Statt luxuriöser Sitze gibt es einfache Planken, auf denen man meist stehend die kurze Überfahrt absolviert.
Tiktok debattiert Belastung der Einwohner Venedigs
Daher erklären User:innen auf Tiktok: "NICHT MACHEN! Das ist ein öffentliches Verkehrsmittel, keine Touristenattraktion."
Doch nicht alle sehen darin ein Problem. Auf Tiktok, Youtube und Instagram sind unzählige Videos, die es als den "Budget Hack" schlechthin verkaufen.
Auch die Youtuberin Giovanna Santoro erklärt laut der "Times": "Mit dieser Gondel kannst du für nur zwei Euro in vier Minuten den Canal Grande überqueren – gerade genug Zeit, um ein Foto zu machen und es deinen Freunden zu schicken."
"Seit Influencer das Traghetto als einen der Tipps für eine günstige Gondelfahrt verkaufen, gibt es lange Warteschlangen, die Stunden dauern können", kritisiert eine Person auf Tiktok. "Das schränkt die Mobilität der Einheimischen ein. Genau darüber beschweren sie sich.“
Und: "Wenn du es dir leisten kannst, Venedig zu besuchen, solltest du auch das Geld haben, für die echte Erfahrung zahlen zu können." Denn "Touristen, die immer nach den günstigsten Deals suchen und sich danebenbenehmen, ruinieren überall alles", findet eine weitere Person.
Venedig: Die Wasserfahrten könnten noch teurer werden
Doch wie könnte Venedig dem Problem entgegensteuern? In den Kommentarspalten kursieren mögliche Lösungen. Ein Ansatz: "zwei Warteschlangen". Die eine könne für Italiener:innen mit Anwohnerausweis sein, Tourist:innen müssten die andere benutzen. So hätten Einheimische immer Vorrang, Tourist:innen dürften erst mitfahren, wenn keine Bewohner:innen mehr anstehen würden.
Doch die Stadt hat andere Pläne mit den Traghetti. Der stellvertretende Bürgermeister, Simone Venturini, kündigte in der "Times" an: "Eine Erhöhung wäre gerechtfertigt, da Touristen den Dienst als Ersatz für eine Gondelfahrt nutzen." Mit den Einnahmen könnten dann weitere Fährstellen entstehen.