Die Welt ist nicht fair. Das wissen wir. Das heißt aber zugleich nicht, dass wir nichts daran ändern können. Gerade zwischen den Geschlechtern gibt es viele Ungleichheiten. Auf finanzieller, rechtlicher, wirtschaftlicher und ja, auch auf sexueller Ebene.
Beispiel gefällig?
Darf ich vorstellen. Der Oral Sex Gap.
Dahinter steckt ein Phänomen, das wohl einige von uns von heterosexuellem Sex kennen. Männer bekommen dabei häufiger Oralsex als Frauen. Und das ist nicht nur ein diffuses Gefühl, das zeigt sich auch in Umfragen.
Nach einer kanadischen Studie, bei der College-Studierende befragt wurden, gaben 63 Prozent der männlichen Befragten an, beim letzten heterosexuellen Sex Oralsex bekommen zu haben, während es bei den Frauen nur 44 Prozent waren.
Auch in einer anonymen Online-Befragung der University of Georgia zeigte sich, dass junge Frauen mehr Oralsex geben, als das sie ihn bekommen.
Diese Zahlen verblüffen ein Stück weit. Denn Umfragen zeigen auch immer wieder, dass Oralsex bei Männern wie Frauen ziemlich beliebt ist. Auch ist Oralsex für Frauen ein sehr verlässlicher Weg, zum Orgasmus zu kommen.
Aber warum dann der Gap?
Nun. Nicht nur ist die Welt nicht fair, sie ist auch nicht ganz einfach. Beim Oralsex Gap spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Auf der einen Seite ist die soziale Erwartungshaltung, das männliche Lust und männlicher Orgasmus eine Art Vorfahrtsrecht genießt, immer noch sehr stabil.
Und auf der anderen Seite wird Oralsex an Frauen oftmals als etwas Besonderes beschrieben. Als etwas besonders anstrengendes.
In einer Studie der London School of Hygiene, bei denen 16-18-Jährige nach ihren Einstellungen zu Oralsex befragt wurden zeigte sich, dass junge Männer Vulvas oft sehr negativ beschreiben. Die jungen Frauen wiederum hielten Oralsex an Männern für einfacher und gaben an, Scham wegen ihrer Vulva zu empfinden.
Mit anderen Worten: Wie schade! Denn Vulven sind, genau wie Penisse, nun einmal nichts zum schämen. Doch Scham lässt sich auch nicht mit dem Hauruck-Verfahren bekämpfen. Viele kleine Schritte sind notwendig. Die Sexualpädagogin Agi Malach rät Frauen daher, sich intensiv mit ihrem Geschlechtsteil zu beschäftigen. Einen Spiegel in die Hand zu nehmen und zu schauen: Wie sieht es aus, was mag man an sich, wovor hat man Sorgen? Und falls es die gibt, die Sorgen dann auch mit dem Gegenüber teilen.
Gemeinsam besprechen, was man fühlt und fühlen möchte. Auch das ist vielleicht nicht ganz einfach, aber der erste Schritt zu ein bisschen mehr Gleichberechtigung.
Zumindest beim Sex.