Die meisten haben wohl schon damit gerechnet: Am Mittwochabend verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass der Teil-Lockdown bis zum 20. Dezember verlängert wird. Die Maßnahmen müssen wohl, mit einer zwischenzeitlichen Lockerung um die Weihnachtsfeiertage und Silvester, bis Anfang Januar bestehen bleiben. Außer, die Werte fallen unter den Inzidenzwert von 50 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner.
Zudem wird die Maskenpflicht ausgeweitet, schärfere Einschränkungen ab 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner eingeführt sowie Kontakte weiter beschränkt: Nun dürfen sich lediglich maximal fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Kinder unter 14 Jahren sind von der Regelung ausgenommen.
"Leider kommen diese Beschlüsse und ihr Einsetzen ab dem 1. Dezember sehr spät", findet Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon-Hochschule in Berlin. Mit ihm hat watson über die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern gesprochen.
Allgemein sei die Verschärfung der Maßnahmen zu begrüßen, sagt Ulrichs gegenüber watson. Die Beschlüsse "könnten dazu beitragen, eine Trendwende in den Neuinfiziertenzahlen einzuleiten – allerdings erst zeitversetzt in zirka zehn Tagen, also erst zum 3. Advent", gibt der Epidemiologe zu bedenken. Er kritisiert außerdem, dass schon beim vergangenen Bund-Länder-Treffen absehbar gewesen wäre, dass die Zahl der Neuinfektionen nicht signifikant zurückgehen würde:
Die einzelnen Maßnahmen, die nun verlängert oder verschärft worden sind, kommentiert Ulrichs wie folgt:
Dass sich nun lediglich fünf Personen aus maximal zwei Haushalten treffen dürfen, "ist eine sinnvolle und logische Verschärfung". Selbst "eine zeitweise Lockerung auf zehn Personen über die Feiertage ist epidemiologisch zwar riskant, aber vertretbar", findet Ulrichs.
Die Weihnachtsferien sollen dieses Jahr bundesweit schon ab dem 19. Dezember stattfinden, damit Kinder und Jugendliche vor einem Familienbesuch über die Feiertage genügend Zeit haben, sich zu isolieren und so eine Virenübertragung zu vermeiden. "Dazu müsste die Vorquarantänezeit auch wirklich genutzt werden", mahnt Ulrichs. "Treffen mit Personen aus anderen Gruppen als der eigenen Schulklasse wären sehr kontraproduktiv."
Dass die Maskenpflicht auch an öffentlichen Plätzen ausgeweitet werden soll, begrüßt Ulrichs. Zusätzlich zur Kontaktreduktion findet er diese Maßnahme "sinnvoll, auch und gerade in Übergängen, zum Beispiel vor Geschäften und in belebten Innenstädten." Zwar ist es draußen generell weniger riskant, sich mit dem Coronavirus anzustecken, weil sich außerhalb von Innenräumen Aerosol besser verteilen kann. Allerdings ist bei dichtem Gedränge auch im Außenraum Vorsicht geboten.
An sogenannten Corona-Hotspots, also den 62 Orten in Deutschland, bei denen der Inzidenzwert die Marke von 50 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner überschreitet, soll ab der 7. Klasse eine allgemeine Maskenpflicht auch im Unterricht gelten. Diese Maßnahme "hätte schon viel früher, also noch vor dem November-Lockdown, in den Hygienekonzepten der Schulen enthalten sein sollen", findet Ulrichs. "Es ist auch durchaus zumutbar."
Merkel und die Ministerpräsidenten haben sich letztlich gegen ein allgemeines Böllerverbot an Silvester entschieden. Dennoch soll vermieden werden, dass sich zu den Neujahrsfeierlichkeiten große Menschenmengen ansammeln. Deswegen gilt zumindest an großen, öffentlichen Plätzen ein Böllerverbot, auch werden professionelle Feuerwerks-Shows ausgesetzt. Ulrichs sagt dazu: "Hier ist zusätzlich der Appell wichtig, das Böllern möglichst klein zu halten, damit auch hier möglichst wenig Kontakte entstehen."