Die Einschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus haben für die Wochen von Mitte März bis Ende Mai einen krassen Einschnitt für den Reiseverkehr bedeutet. Wie heftig der Einbruch war, zeigen die Passagierzahlen an einzelnen großen deutschen Flughäfen, die watson angefragt hat: In Frankfurt gingen die Passagierzahlen demnach etwa im April um 96 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück, in München sogar um 99,4 Prozent. Auch die Flughäfen in Düsseldorf und Berlin meldeten drastisch gesunkene Passagierzahlen während der Kontaktbeschränkungen.
Bei der Bahn waren während der stärksten Kontaktbeschränkungen 90 Prozent weniger Menschen als im Vorjahr in den Zügen unterwegs.
Das Reisebuchungsportal weg.de spricht für März und April von einem Einbruch um 95 Prozent bei den Buchungen, wie das Unternehmen gegenüber watson mitteilte.
Mittlerweile lassen sich auch wieder mehr Menschen an den Flughäfen blicken. Das zeigen Zahlen, die watson angefragt hat:
Es geht also langsam wieder bergauf – aber das Niveau liegt noch deutlich unter dem von vor der Corona-Krise.
In Flugzeugen, Bahnen und Bussen und an den Flughäfen, Bahnhöfen und Busbahnhöfen gelten weitgehend dieselben Regeln zum Infektionsschutz wie in öffentlichen Gebäuden. Durch Markierungen und Begrenzungen soll ein Mindestabstand 1,5 Metern eingehalten werden, die Personenzahl an bestimmten Orten wird beschränkt. In Flugzeugen, Zügen und Bussen gilt eine Maskenpflicht, ebenso wie an Bahnhöfen.
Auch an den Flughäfen, die watson angefragt hat, müssen Fluggäste Mund und Nase bedecken – obwohl eine bundesweite Pflicht bisher noch nicht in Kraft getreten ist.
Die Bahn hat außerdem in der Navigator-App, die viele für Buchungen und Reiseinfos nutzen, eine Auslastungsanzeige eingeführt. Über die sehen Kunden, wenn ein Zug mindestens zur Hälfte ausgebucht ist. Trotzdem können Kunden aber weiterhin spontan in jeden Zug einsteigen – also auch in stark gebuchte. Um trotzdem möglichst viel Abstand zwischen den Fahrgästen zu ermöglichen, unterstützten Bahn-Mitarbeiter sie während der Reise dabei, "sich innerhalb der Züge bestmöglich zu verteilen", wie ein Bahnsprecher mitteilt.
Beim Fernbus-Unternehmen Flixbus wird in den Fahrzeugen laut einem Sprecher außerdem mehr gelüftet als früher. Der Einstieg ist nur noch durch die hintere Tür möglich, Desinfektionsmittel steht an Bord zur Verfügung. Und bei der Buchung der Busse können Kunden auf der Website – und, wie Flixbus gegenüber watson ankündigt, bald auch in der App – vorab die Auslastung der Busse überprüfen.
In den Unterkünften sollen höhere Hygiene-Standards gelten: Das Buchungsportal Booking.com verspricht gegenüber watson, online Reinigungs- und Hygieneinformationen zu Hotels und Ferienwohnungen zu veröffentlichen. Airbnb hat laut einer Sprecherin ein Schritt-für-Schritt-Reinigungshandbuch entwickelt, das Gastgebern künftig zur Verfügung stehen soll.
Auch mit der Bahn sind wieder deutlich mehr Fahrgäste unterwegs. Inzwischen liege die Zahl der Buchungen wieder bei rund 50 Prozent der Vorjahreszahlen, sagt ein Bahnsprecher zu watson. ICE- und IC-Züge sind nach seinen Angaben zu 20 bis 30 Prozent ausgelastet.
Der internationale Bahnverkehr kommt auch ins Rollen: Ab Juni sind alle Nachbarländer Deutschlands von Dänemark bis Österreich wieder im Fernverkehr erreichbar.
Auch die Direktverbindungen nach Italien werden wieder aktiviert: Ab 25. Juni fahren die Eurocity-Züge aus München nach Innsbruck wieder nach Italien weiter. Und ab Ende Juni starten auch die Nachtzüge der Österreichischen Bahn zwischen München und Rom, Mailand und Venedig wieder. Auch eine Nachtzug-Verbindung von München nach Rijeka, an die kroatische Adriaküste, soll es dann wieder geben.
Fernbus-Unternehmen hat die Corona-Krise besonders heftig getroffen: Die Busse von Flixbus standen von Mitte März bis in die zweite Maihälfte komplett still. Inzwischen fährt Flixbus wieder 80 Ziele innerhalb Deutschlands an, wie das Unternehmen gegenüber watson mitteilt.
Ab 18. Juni sind von Deutschland aus auch wieder internationale Flixbus-Reisen möglich – unter anderem nach Amsterdam, Prag, Wien und Zürich. Tickets dafür sind laut Flixbus schon jetzt buchbar. Welche Ziele in Zukunft dazukommen? "Das weitere Angebot wird sich an der Kundennachfrage orientieren", teilt Flixbus mit. Man sei "zuversichtlich, bald noch mehr internationale Verbindungen anbieten zu können".
Bei Portalen und Veranstaltern zeichnet sich in diesen Wochen ein Trend ab: Deutlich mehr Menschen als in den Vorjahren planen einen Urlaub im eigenen Land. Laut der Plattform Booking.com haben ihre Nutzer deutlich mehr inländische Unterkünfte auf ihren Wunschlisten vermerkt haben. Dahinter rangieren demnach europäische Länder: Österreich, Spanien und Italien.
Auch Airbnb bestätigt einen klaren Trend zu Inlandsreisen. Ende Mai habe die Mehrheit der Airbnb-Nutzer in Deutschland Reisen an Orte gebucht, die zwischen 80 und 320 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt sind – und die meisten sich für Unterkünfte im Inland entschieden.
Die Zahl der Buchungen geht inzwischen auch wieder deutlich nach oben: Laut Airbnb ist in der Woche zwischen Ende Mai und Anfang Juni die Zahl der gebuchten Nächte sogar schon wieder um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Vom Reiseportal Weg.de heißt es gegenüber watson: "Der Aufschwung ist im vollen Gange." Die Buchungen seien inzwischen wieder zehnmal höher als im April.
Die Tui Group spricht von einem "immens steigendem Interesse" bei den Kunden, vor allem für Reisen ans europäische Mittelmeer sowie nach Portugal und Österreich – und für Inlandsreisen. Den Trend zum Mittelmeer-Urlaub bestätigen auch das Portal Weg.de und . Interessant sei, dass auch die Suchanfragen für Ägypten und die Türkei stiegen – obwohl die Reisewarnungen für diese Länder noch bestehen.
(se, ak, lin)