Es ist Frühling und nicht nur die Knospen, sondern auch die Bräute in spe ploppen überall hervor. Kurz vor Beginn der Hochzeitssaison werden traditionell und oft durch markante Erkennungszeichen wie Schleier, Krone, Motto-T-Shirts oder Alkoholpegel viele Junggesell:innenabschiede gefeiert.
Der Trend geht inzwischen – für viele, die bereits einmal in die Fänge einer wild gewordenen Gruppe von Junggesell:innen geraten sind, dankenswerterweise – weg von Saufkoma und peinlichen Challenges hin zu ruhigeren Events wie Wellness oder sportlichen Erlebnissen. Dies ergab kürzlich auch eine repräsentative Studie von Jochen Schweizer in Zusammenarbeit mit der Marktforschungsplattform Appino. Vor allem Wochenendtrips stehen bei der Planung eines JGA hoch im Kurs.
Diese Art von Junggesell:innenabschied erfordern jedoch einiges mehr an Planung. Nicht selten erlebt man auf der Arbeit genervte Kolleg:innen, die manisch zwecks Planung in JGA-Chats schreiben.
Denn die Geschmäcker und Geldbeutel sind oft sehr unterschiedlich: Für manch eine:n ist ein Wochenende im Wellnessressort zu teuer, der andere trinkt keinen Alkohol oder ist allergisch gegen Schalentiere. Es gibt bei der Planung des Junggesell:innenabschieds nicht wenig zu beachten und Trauzeug:innen kann die Ausarbeitung eines solchen den letzten Nerv kosten.
Watson hat deshalb mit Josina Kaiser gesprochen, einer Hochzeitsplanerin, die mit ihrem Unternehmen "Hochzeitsverliebt" auch Junggesell:innenabschiede plant. Sie verrät, was man auf keinen Fall tun sollte, wenn man will, dass der Tag ein Erfolg wird. Josina Kaiser hat früher komplette JGAs geplant,. Inzwischen bietet sie auf ihrer Website lieber einzelne Events an.
Natürlich wollen Trauzeug:innen einen möglichst unvergesslichen Junggesell:innenabschied veranstalten. Sammelt man dann auch noch Ideen unter den Teilnehmenden, wird es schnell zu viel Action und der Tag nur stressig. Hier empfiehlt die Weddingplanerin Josina Kaiser deshalb, auszusortieren und es ruhig angehen zu lassen:
Oft seien schon sechs Personen zu viele, um wie geplant von A nach B zu kommen. "Der größte Fehler in der Planung ist wirklich die Einschätzung des zeitlichen Ablaufs."
Deshalb sollte von vornherein klar sein: Wie lange brauchen wir wofür? Es sollte ein realistischer Plan aufgesetzt werden, damit am Ende nicht die beste Aktivität aus Zeitgründen hinten runterfällt. "Von daher lieber weniger als mehr und mehr Luft einplanen. Aber natürlich nicht so, dass die Langeweile aufkommen kann. Ein gutes Mittelmaß und eine realistische Zeitenschätzung sind auf jeden Fall wichtige Faktoren, damit das Ganze gelingt."
Natürlich ist es schade und auch ein bisschen seltsam, wenn man nicht alle Freund:innen, die auch zur Hochzeit kommen, zu diesem besonderen Event einladen kann. Aber bevor zwanzig Leute zum Jungesell:innenabschied kommen, sollte man sich doch überlegen: Was bedeutet das für die Organisation? Bekommen wir für so viele Leute auch einen ausreichend großen Tisch im Restaurant, Spa oder Theater? Wie lange werden die Wegzeiten, siehe vorheriger Punkt, und stresst es mich nicht eher, wenn ich nur mit der Hälfte davon sprechen kann?
Kaiser sagt, es gebe nicht die perfekte Anzahl an Teilnehmenden für den Junggesell:innenabschied: "Es muss ja jeder selber wissen, mit wem und wie vielen Leuten er gerne Zeit verbringt." Sie gibt aber zu bedenken: "Es wird immer schwieriger, je mehr Personen mit im Spiel sind: Die Kommunikation und Rückmeldungen zu bekommen, weil es einfach viel mehr Leute sind und der zeitliche Ablauf, weil noch mehr Personen herumwuseln. "
Oft sind die Gruppen der Junggesell:innenabschiede, gerade anfangs, noch relativ groß. Irgendwer sagt später immer wieder ab. Doch in der Gruppe zu besprechen und demokratisch zu entscheiden, wie der JGA ablaufen soll, "ist immer ein Fehler", sagt Kaiser. "Es sollte wirklich einer bis maximal zwei Personen den Hut auf haben und sich um alles kümmern und der Rest fügt sich dann dem Ganzen. Dann funktioniert auch eine etwas komplexere Planung sehr gut."
Diese eine oder zwei Personen planen alles gemeinsam durch, bevor sie es den anderen präsentieren: "Die sagen: Wir entscheiden, wir machen das und das, dann und dann, vielleicht mit zwei verschiedenen Alternativterminen, das kostet das Ganze und fertig." Das heißt, man gründet beispielsweise eine WhatsApp Gruppe mit allen, die Braut oder Bräutigam dabei haben wollen, gibt alle Informationen zum Event und fragt: Wer ist dabei? "Und dann verabschieden sich die, die da nicht dabei sein möchten, können, sollen und fertig ist der Lack. "
Manchmal gehen gerade Familienmitglieder von Braut und Bräutigam oder solche, die es nach der Hochzeit werden, ganz selbstverständlich davon aus, dass sie beim Junggesell:innenabschied dabei sein werden. Nicht immer sind Braut oder Bräutigam aber von dieser Idee angetan. Wer will schließlich im Worst Case riskieren, dass der Schwiegervater zusieht, wie man rotzevoll ist oder einen Lapdance bekommt? Oder dass die Schwägerin von den Bettqualitäten aller Exfreunde erfährt ...
Hier ist die Courage der oder des Trauzeug:in gefragt: "Da kann ich absolut empfehlen, zu sagen: Ich bin der Schutzschild, ich habe die Verantwortung. Ich bin die Trauzeugin, ich hab die Macht und ich lade sie höflichst aus", sagt Kaiser. Natürlich kommt es immer auf den richtigen Ton an. "So selbstbewusst kann man schon sein, dass man sagt: Wir können noch ein gemeinsames Essen zusammen machen, aber dieser Junggesellenabschied, da wollen wir Mädels oder Jungs unter uns sein."
Irgendwie ein bisschen selbstverständlich, doch wird der Fehler immer wieder gemacht: den Junggesell:innenabschied auf den Abend vor die Hochzeit legen. Davor warnt Kaiser eindrücklich – unabhängig vom Level des Alkoholkonsums: Das solle man "auf gar keinen Fall" tun. Am besten sei es, den JGA mit viel Vorlauf zu planen und lieber lange "davor noch einmal richtig reinhauen und krachen lassen".
"Am Hochzeitstag sollten alle unverkatert und ordentlich parat stehen können, weil der Tag einfach unglaublich lang wird. Das darf man auch nicht unterschätzen", so die Hochzeits- und JGA-Planerin. "Es geht ja auch darum, dass man den Tag gut schaffen muss. Es geht meist schon relativ früh am Morgen los und mit unglaublich vielen Eindrücken, es wird sehr emotional. Und man will ja auch noch in der Lage sein, seine eigene Hochzeitsparty zu erleben."
Ansonsten spreche natürlich nichts dagegen, wenn man am Abend vor der Hochzeit noch gemütlich mit seinen Jungs oder Mädchen zusammen säße und mit einem Drink anstoße. Nur fit genug muss man eben am Hochzeitstag wieder sein.