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Feminismus: Ja, ich bin Abfall – warum Frauen #MenAreTrash sagen dürfen

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Ja, ich bin Abfall – warum Frauen #MenAreTrash sagen dürfen 

16.08.2018, 19:5517.08.2018, 10:54
Jo stowasser
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Auf Twitter trendet der Hashtag #MenAreTrash nach diesem Tweet:

Viele sind empört. Diese unzulässige Verallgemeinerung helfe dem Diskurs nicht wirklich. Meine Gedanken dazu:

Ich bin Abfall.

Weil ich ein Mann bin und mich überhaupt zu diesem Thema äußere. Alleine das fühlt sich schon irgendwie übergriffig an. Ich mache es jetzt trotzdem, und ich weiß nicht so recht, warum eigentlich.

Ah, ich habe eine Idee: Vielleicht weil ich in einer Gesellschaft groß geworden bin, die mir gezeigt hat, dass meine Meinung als Mann zu beliebigen Themen eigentlich immer gefragt ist.

Und falls sie mal nicht gefragt sein sollte, kann ich sie einfach lauter sagen, dann hören trotzdem alle zu.

Das ist Jo Stowasser
Jo Stowasser ist ein Pseudonym. Der Autor erreicht mit seinem Twitter-Account "Assistenzarzt" mehr als 20.000 Follower. Er will anonym bleiben, da es in seinen Tweets oft um den Alltag in Krankenhäusern geht. 

Ich bin Abfall.

Weil Frauen Angst haben, wenn sie mit mir alleine nachts in einer Straßenbahn sitzen. Oder wenn ich ihnen nachts auf dem Gehweg entgegenkomme. Weil Mitmänner in solchen Situationen übergriffig werden. Ich nicht, schon klar.

Aber die Frau hat Angst, weil ich ein Mann bin. 

Nur deswegen.

Ich bin in diesem Moment für sie Abfall, weil ich ein Mann bin. Nicht weil ich selbst ein böser Mensch wäre. Wenn ich das abstrahieren kann, trifft mich die Bezeichnung "Müll" persönlich nicht.

Ich bin Abfall.

Und ich bin deshalb nicht beleidigt. Sondern denke darüber nach, in welcher Struktur ich eigentlich lebe, dass diese Frau Angst vor mir hat, nur weil ich ein Mann bin.

Ich bin Abfall.

"Ja aber ist das nicht eine unzulässige Verallgemeinerung? Nicht alle Männer! Ich habe nie vergewaltigt, gemordet, erniedrigt, unterdrückt!“

Glückwunsch, du hast keine schweren Straftaten begangen. Musst jetzt nicht unbedingt ein Lob dafür erwarten. Dass du im Moment deiner Antwort eine Frau darüber belehrst, dass solche Verallgemeinerungen aber gar nicht gehen, fällt dir da schon nicht mehr auf.

Und dann kommt die nächste Stufe, der Vergleich:

"Verallgemeinerungen sind gefährlich, was wäre wenn wir sagen 'WomenAreTrash, MuslimsAreTrash, ....'.

Oder auch gerne sowas wie "1933 wurde auch verallgemeinernd über eine Gruppe gesprochen".

Über den Sinn der Verallgemeinerung "MenAreTrash" streiten: Von mir aus, ich finde sie richtig, gleich dazu mehr.

Die Verallgemeinerung als gefährlich bezeichnen: völliger Blödsinn.

Es ist doch ein Unterschied, ob ich Gruppen pauschal beurteile, die von Diskriminierung betroffen sind, wie zum Beispiel Frauen oder Muslime, oder ob ich eine Gruppe pauschal beurteile, die das ganze System für sich optimiert hat und nicht von Diskriminierung betroffen ist, wie Männer.

Bei Ersteren sind Verallgemeinerungen und Pauschalurteile tatsächlich gefährlich, weil sie Ressentiments schüren können und Diskriminierung verschlimmern können.

Aber liebe Mitmänners, mal ganz im Ernst, das kann uns in diesem Land nicht passieren.

Und eigentlich auch sonstwo nicht. Da können noch so viele Pauschalurteile über Männer gefällt werden, wir halten doch die Zügel alle in der Hand. Für uns entsteht überhaupt keine Gefahr durch Verallgemeinerungen.

  • Wer soll denn zu einem Fackelmarsch gegen Männer aufrufen?
  • Oder zu Gewalt gegen Männer?

Das sind so Dinge, die machen sonst gegen andere Gruppen hauptsächlich Männer. Deswegen sind Vergleiche mit jeglichen anderen Gruppen und mit Pauschalurteilen über diese Gruppen unzulässig.

Ich bin Abfall.

Und sage es mal einfach: Benachteiligte Menschen verallgemeinernd beurteilen ist einfach nicht das Gleiche, wie überprivililegierte Menschen verallgemeinernd beurteilen.

Und Newsflash, überprivilegiert, das sind wir Männer.

Zeit, das zu verstehen und aktiv etwas dafür zu tun, dass das nicht so bleibt. Wir müssen etwas dafür tun, dass es alle in unserer Gesellschaft gleich leicht haben, etwas zu erreichen.

Dass wir Männer nicht immer mit Vorsprung ins Rennen gehen. Das ist halt ein bisschen unangenehm. Denn wir müssen uns Gedanken über die Privilegien machen, die wir nur durch das Mannsein bekommen. Ich gebe jetzt mal keine Beispiele, das ist eure Hausaufgabe. Googelt doch mal "Male Privilege".

Und dann: Schreibt keine wütenden Rants mehr auf Twitter, sondern tut etwas dagegen, dass wir alle Teil eines patriarchischen System sind, das uns Männer bevorteilt. Solange wir diesen Vorteil einfach beziehen, ihn vielleicht nicht einmal bemerken, jedenfalls nichts dagegen tun, solange gilt:

Wir sind Abfall.

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