
Wer verzeiht und wem vergeben wird, fühlt sich oft von einer schweren Last befreit.Bild: Getty Images/iStockphoto / MangoStar_Studio
Fragen der Liebe
02.03.2025, 14:3802.03.2025, 14:38
Manche Menschen würden eher eine geliebte Person für immer verlieren, anstatt "Entschuldigung" zu sagen. Andere geben in der Liebe keine zweiten Chancen und halten das für stark. Alles nicht gut, sagt Michael Cöllen, denn ohne Vergebung könne keine Liebesbeziehung sich weiterentwickeln.
Wann sollte man in Partnerschaften einen Vertrauensbruch verzeihen? Verletzt man sich damit nicht selbst? Wir sprachen mit dem Dipl.-Psychologen darüber. Paar- und Sexualtherapeut Cöllen ist auch Autor von "Lieben und Verzeihen – wie sich Paare wiederfinden".
Entschuldigen und Vergeben ist die Königsklasse der Beziehung
Er sagt: "Verzeihen und Um-Verzeihung-Bitten gehören zu den wichtigsten menschlichen Fähigkeiten, um Liebesbeziehungen erfolgreich gestalten zu können."
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Momente der Vergebung sind groß, auch weil wir uns selbst dabei selbst überwinden müssen. Zu vergeben sei eine Fähigkeit, die Menschen allerdings nicht angeboren sei, wir müssten sie erst erlernen, erklärt der Psychologe:
"Kleinkinder können noch nicht verzeihen. (...) In der kindlichen Entwicklung gehört es zu den frühen Reaktionsmustern, auf Verletzung und Kränkung wütend zu reagieren und zurückzuschlagen. Das dient zunächst unserem Selbstschutz."
Der Weg aus diesem kindlichen Verhalten heraus, "fällt uns allen schwer", sagt der Therapeut. Es ist viel leichter, nach Rache zu sinnen oder sich beleidigt zu versperren. Für eine "friedfertige Konfliktlösung" sei Vergebung aber elementar wichtig, "damit wir in unserer Liebesbeziehung gemeinsam aus den Fehlern lernen, wachsen und reifen können."
In guten Zeiten einander wohlgesonnen zu sein und dem oder der Partner:in beizustehen ist einfach. "Letztlich ist aber das Verzeihen-Können die entscheidende Reifeprüfung, das Abitur für die Liebe", sagt Cöllen. "Verzeihen ist Ergebnis einer ausgereiften Persönlichkeit."
Wer vergibt, verlässt die Opferrolle und heilt sich damit auch selbst
Nun widerspricht das vielen Wahrnehmungen. Viele Menschen sind sogar stolz darauf, dass sie sich nicht "verarschen lassen" und bei sogenannten Red Flags sofort das Weite suchen. Vergebung wird als Schwäche empfunden.
"Menschliches Verzeihen einzuüben, fängt schon in der Kita an – und wird im hohen Alter noch gebraucht."
Psychologe Michael Cöllen
Dabei sei es eine Stärke, meint Cöllen. "Verzeihen bedeutet, nicht nur dem Partner, sondern vor allem auch sich selbst die Chance zu geben, durch die Krise zu lernen."
Groll durch Großherzigkeit zu ersetzen, sei in erster Linie gesund für einen selbst. Der Therapeut rät allen Menschen, sich diese Fähigkeit zu erarbeiten, denn sie würde "im hohen Alter noch gebraucht".
Leicht sei das nicht, da wahres Verzeihen immer auch bedeutet "über den eigenen Schatten springen zu können", das Ego hinten anzustellen. Im Ergebnis fühle man sich danach aber oft stärker, "statt sich immer weiter als Opfer fühlen zu müssen."
Wann Vergebung nicht gesund ist
Mit Ausnahmen! Natürlich gäbe es einige Fälle, in denen Vergebung zu weit gehe, man sich selbst schade. Da ist auch der Paartherapeut sicher:
"Ständigen Wiederholungstätern müssen Grenzen gesetzt werden durch Nicht-Verzeihen, – der eigenen Gesundheit, der eigenen Seele und der eigenen Würde wegen."
Wer nicht nur einmal oder zweimal um Verzeihung bitten muss, sondern immer wieder, weil er oder sie scheinbar nichts dazulernt, braucht keine Absolution mehr von dir, sondern ein Adieu.
Ein Klassiker der Kategorie Vertrauensbruch mit Wiederholungsgefahr? Der Seitensprung.
"Untreue und Fremdgehen, oftmals ein traumatisches Erleben, wird zum besonderen Prüfstein", weiß auch Michael Cöllen aus der Praxis. Er erklärt: "Für viele Betrogene wirkt es erst mal wie eine Bombe, – als ob der Boden unter den eigenen Füßen weggezogen wurde. Ein Abgrund tut sich auf."
"Notwendig und hilfreich ist ein absolut ehrliches Aufdecken, – ohne weitere Lügen und Heimlichkeiten."
Psychologe Michael Cöllen
In diesem Schockzustand sei es nur verständlich, dass man meint, man könne dem anderen nie wieder vertrauen, wolle nie mehr das Bett teilen. Dennoch sei es laut Cöllen, – "zumindest bei einmaligem Ereignis" – falsch, im Affekt "ein Ultimatum zu stellen oder gar die Trennung in die Wege zu leiten."
Im Gegenteil. Der Betrug könne, sofern er gemeinsam durchgearbeitet wird, sogar eine Chance sein, um sich und die Liebesbeziehung auf das nächste Level zu heben – auch wenn sich das im ersten Moment schwer vorstellbar anfühlt.
Der Psychologe führt aus:
"Diese Krise durchzustehen und daraus zu lernen, was nicht nur der 'Täter', sondern auch das 'Opfer' in der bisherigen Paarbeziehung nicht gesehen hat, bietet überhaupt erst die Chance, etwas dazuzulernen für das weitere Lieben und Leben."
Was nötig ist, um wirklich verzeihen zu können
Allerdings gelten dafür einige Bedingungen. Wem ein Vertrauensbruch ehrlich leid tut und sich Vergebung wünscht, sollte vollständig transparent sein. "Ein absolut ehrliches Aufdecken, – ohne weitere Lügen und Heimlichkeiten", sei laut Cöllen, dafür unbedingt "notwendig."
Er geht sogar noch weiter: "Um das sicherzustellen, sollten auch Familienmitglieder oder besser noch Freund:innen in diesen Aufarbeitungsprozess einbezogen werden. Paartherapie ist dabei besonders hilfreich."
Kein Sich-Wegducken mehr. Wer Vertrauen gebrochen hat, müsse alle Karten auf den Tisch legen und hoffen, dass der Gegenpart die Größe hat, den Fehltritt zu überwinden. Gelinge dies, sei die Partnerschaft danach oft stärker als zuvor. Eine solche erlösende Vergebung gäbe: "Schubkraft für eine kreative Neugestaltung der Beziehung, aber auch der ganzen Lebensgestaltung."
Schaffen Paare es nicht, ihre schlechten Erlebnisse loszulassen, belastet sie das deutlich länger, ist der Paartherapeut überzeugt. Das "Nicht-Verzeihen-Können" wirke oft noch jahrelang nach, "wie ein Krebs-Geschwür" und blockiere "neue Lebensfreude", sagt Cöllen.
Nicht umsonst bedeutet das Wort "nachtragend", dass jemand schwer an einer Last zu schleppen hat. Ehrliche Vergebung ist also nicht nur eine Erlösung für den "Bösewicht", sondern befreit noch jemanden anderen von zentnerweise Bitterkeit – dich selbst.
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