Die Katze ist gerade gestorben, die Master-Arbeit steht an und generell ist auch viel Stress in der Familie. Wer Freund:innen gegenüber sitzt, die mit einem "Ich will gerade keine Beziehung" abgespeist wurden, staunt oft, wie viel Erklärungsversuche gefunden werden für eine doch eigentlich klare Aussage.
Noch schlimmer: Viele Abservierte halten diesen Satz sogar für schwammig. Heißt das, es lohnt sich dranzubleiben? Ist er oder sie später bereit für eine Beziehung? Wenn die Trennung verwunden ist, die Uni abgeschlossen, der Sommer vorbei?
Mehr als einmal hat sich schon gezeigt, dass ebenjene Menschen nämlich durchaus zu einer Beziehung bereit sind – allerdings mit der nächsten Person. Ist dieser Spruch also nur eine Ausrede, ein höflicher Weg, um zu sagen: Ich bin nicht ausreichend in dich verknallt?
Wir sprachen darüber mit Birgit Fehst. Die Buchautorin ("Harte Wahrheiten") studierte Psychologie und arbeitet heute als Paar- und Sexualtherapeutin in Berlin.
Im Prinzip fehlt bei diesem Schluss-Mach-Satz eine entscheidende Präzisierung, erklärt Birgit Fehst: "Wenn ein Date sagt, er sei noch nicht bereit für eine Beziehung, dann sagt er damit, dass er nicht bereit für eine Beziehung mit dir ist."
Mag sein, dass der Unwille gegenüber allen potenziellen Partner:innen besteht, aber auf jeden Fall gegenüber dir. "Und das ist Aussage genug, um das Weite zu suchen", spricht die Expertin es ganz deutlich aus.
Sie ist dagegen, sich zu quälen mit weiteren Hoffnungen an eine Beziehungsoption, die vielleicht unter diesen oder jenen Voraussetzungen doch noch funktionieren könnte. Jemand sollte schließlich gerne mit dir zusammen sein wollen, dich als Bereicherung empfinden, auch oder gerade in stressigen Lebensphasen.
Die Expertin sieht bei einer Absage wie dieser nur noch eine "statistisch geringe Wahrscheinlichkeit, dass es doch noch klappt" mit der Liebe und wird daher deutlich:
Denn auch wenn es höflich formuliert war, vermutlich in der Hoffnung, dir nicht weh zu tun, bleibt ein "Ich will gerade einfach keine Beziehung" ein Nein.
Was im Kern dahintersteckt, kann viele Ursachen haben, die du vielleicht herausfindest, vielleicht auch nicht, die im Prinzip für dich aber auch keine Rolle spielen sollten.
"Vielleicht passt ihr einfach nicht zusammen, er hat Bindungsängste oder ist sich einfach zu unsicher", sagt die Expertin. Aber: "Egal, was es ist, laufe niemanden nach!"
Ausnahmen bestätigen zwar die Regeln, gibt sie zu, aber auch dann läge der entscheidende Teil nicht in deiner Hand. Vielleicht hat dein Crush tatsächlich "Bindungsängste und kann sich nicht richtig einlassen", spielt Fehst ein Szenario durch. "Dann sollte er aber gewillt sein, daran zu arbeiten und mit dir im Gespräch bleiben."
Es ist nicht deine Aufgabe, diese Person mit allen Mitteln der Verführung umzustimmen. Wenn ehrliches Interesse besteht, wird dein Gegenüber dir erklären, was genau los ist, wie lange dieser Zustand dauert und wie er oder sie gedenkt, ihn aufzuheben. "Wenn das nicht der Fall ist, dann sieht es schlecht aus", wird die Berliner Therapeutin deutlich.
Eine Absage tut weh. Aber noch schmerzhafter ist es, sich an eine Person zu binden, die das gar nicht möchte. Daher ist es wichtig, sich eine Sache ganz klarzumachen, sagt die Expertin. Eine solche Abfuhr "hat nichts mit deinem Wert als Person zu tun." Im Gegenteil.
Jeder Mensch wird mal abgewiesen, manchmal passt es eben nicht. Aber du bist es wert, dass jemand sagt: "Kann kaum erwarten, dich wiederzusehen. Ich hoffe, das wird was Festes."