Eimerweise Wärme schwappt durch den Körper und für einen Moment verabschiedet sich das Hirn ins Weltall. So oder so ähnlich fühlt es sich an, wenn der sexuelle Höhepunkt angerauscht kommt. Die meisten Frauen haben das (hoffentlich) schon einmal erlebt und doch wissen viele kaum Bescheid, was eigentlich in ihrem Körper passiert, wenn dieser "kommt".
Ejakulieren Frauen auch? Und welchen Einfluss hat die Periode auf den weiblichen Orgasmus? Gynäkologin Mandy Mangler und Urologin Sabine Brookman-May klären auf.
Die beiden Professorinnen sind Mitglieder des medizinischen Beirats bei der Frauengesundheitsplattform MySummer und dem Medical Board von Wellster Healthtech. Mit weiblicher Lust und Unlust sind sie aus der Arbeit bestens vertraut.
"Ebenso wie die weibliche Sexualität, ist auch der weibliche Orgasmus ein unglaublich komplexes Phänomen", erklärt Mandy Mangler. Während dem Sex gäbe es unterschiedliche Erregungszustände. Diese folgten einem bestimmten Muster und lassen sich in vier Phasen einteilen, von denen die dritte als Orgasmusphase bezeichnet wird.
Für den Körper ist der Höhepunkt eine willkommenes, natürliches High, das auch der Psyche Gutes tut. Die Gynäkologin:
Damit ist das große Finale der sexuellen Lust ein willkommener Balsam für Körper und Geist und das ganz ohne Fitnessstudio oder Meditationsapp. Wie praktisch.
Viele Frauen wissen, wie groß der Einfluss ihres Zyklus auf das Leben sein kann: Einige können am Zustand ihrer Haut ablesen, wann "die Tage" kommen, andere fühlen sich je nach Nähe zum Eisprung besonders energiegeladen oder auch sehr schlapp. Entsprechend könnte man sich gut vorstellen, dass sich auch ein Orgasmus unterschiedlich anfühlt, je nachdem, wann man ihn im Monat erlebt. Aber ist das so?
Ja, bestätigt Sabine Brookman-May: "Der Zyklus kann Einfluss darauf haben, ob und wie sie kommt." Das läge einerseits an hormonellen Veränderungen:
Andererseits ändere sich auch die Gemütslage und damit die Lust im monatlichen Rythmus, wie auch ihre Kollegin Mandy Mangler bestätigt. "Beispielsweise gibt es viele Menschen mit Uterus, die um die Zeit des Eisprungs sehr aktiviert und sexualisiert sind", erklärt sie. "Deshalb kann es sein, dass sie da höhere Lust empfinden. In der zweiten Zyklushälfte ist man manchmal ein bisschen müder und hat unter Umständen nicht so viel Lust auf Sex."
Natürlich gelte das aber nicht für jede. Das Auf und Ab im monatlichen Zyklus ist hoch individuell. "Manche mögen während der Menstruation keinen Sex, andere sind total heiß drauf", weiß die Gynäkologin. Einige könnten sich auch gerade während der Menstruation beim Sex besser gehen lassen, "weil es dann sehr unwahrscheinlich ist, dass sie schwanger werden."
Aus Pornos ist die weibliche Ejakulation, oft auch Squirting oder Gushing genannt, kaum mehr wegzudenken. Doch wer sie noch nie erlebt hat, fragt sich wohl: Ist das eine Technik, die Darstellerinnen erlernen oder können gar nicht alle Frauen abspritzen?
Erst einmal müsse man verstehen, dass es sich hier um zwei "verschiedene Vorgänge" handelt, erklärt Sabine Brookman-May zu dem Thema. "Bei der weiblichen Ejakulation wird eine dicke Flüssigkeit von den Skene-Drüsen abgesondert, der weiblichen Version der Prostata", sagt sie. "Diese Drüsen sind allerdings nicht bei allen Frauen vorhanden, weshalb auch nicht jede Frau eine Ejakulation haben kann."
"Squirten" hingegen bedeute, "dass eine oft geruchlose, klare Flüssigkeit in größeren Mengen aus der Blase austritt." All diese feuchten Phänomene können beim weiblichen Orgasmus vorkommen, müssen aber nicht.
Die meisten Menschen haben besonders in den Anfängen einer neuen Beziehung das Gefühl, der Sex sei bombastisch und die Orgasmen unvergleichlich. Lässt uns da dir rosarote Brille grelle Farben sehen oder sind Höhepunkte von Verliebten tatsächlich "besser"?
Nein, sagen die Expertinnen. Im Gegenteil: "Es gibt einige Studien dazu, die zeigen, dass Orgasmen zu Beginn einer Beziehung nicht so wichtig sind", berichtet Mandy Mangler. "Das mag daran liegen, dass man am Anfang so begeistert von der anderen Person ist. Dann ist es oft egal, ob man Orgasmen hat oder nicht."
Für immer hält dieser Zustand aber nicht an, warum es ratsam ist, sich schon früh um eine beiderseits befriedigende Sexualität zu bemühen, weiß die Gynäkologin: "Später merkt man dann: Hoppla, mir sind Orgasmen irgendwie doch wichtig! Wenn der Partner oder die Partnerin einem dann keine Orgasmen verschafft, ist das häufig das Ende der Beziehung."
Ergänzend weißt Urologin Sabine Brookman-May darauf hin, dass Orgasmen "sich immer wieder anders anfühlen". Körperliche Faktoren haben Auswirkungen auf den Höhepunkt, aber natürlich auch das Innenleben, zum Beispiel "wie offen und vertraut man in einer Beziehung miteinander umgeht."
Und das sind gute Nachrichten für alle, die mit ihren Orgasmen noch nicht ganz zufrieden sind: Es ist nichts in Stein gemeißelt. "Für viele Frauen verändert sich die Intensität oder Art des Orgasmus generell im Laufe des Lebens", weiß Brookman-May. Da kann also noch was "kommen".