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Trendyol flutet Social Media: Was du zur Billig-Fashionmarke wissen musst

Trendyol war 2022 die am zweitschnellsten wachsende Modeplattform Deutschlands.
Trendyol war 2022 die am zweitschnellsten wachsende Modeplattform Deutschlands.bild: instagram/Trendyol
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Trendyol flutet Social Media: Was du zur Billig-Fashionmarke wissen musst

07.05.2023, 14:27
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Werbung von Trendyol ist aktuell überall: Vielen begegnet sie beim Scrollen durch Instagram oder beim Abspielen von Youtube-Videos. Auch auf Tiktok kann man Trendyol kaum ausweichen. Influencer:innen machen ein Haul nach dem nächsten und bieten ihren Follower:innen teilweise verlockende Rabattaktionen an.

Die Billig-Fashionmarke kommt aus der Türkei und wird deshalb von einigen auch als türkisches Shein verspottet. Trendyol will sein Geschäftsgebiet jetzt erweitern und den deutschen Markt erobern. Um hiesigen Platzhirschen wie Zalando und Asos Konkurrenz zu machen, fährt Trendyol eine große Werbekampagne mit der bekannten Agentur Jung von Matt.

Die Clips dazu, in denen Models auf Wolken schwebend Seifenblasen platzen lassen, aus denen dann Trendyol-Lieferungen fallen, werden in den nächsten vier Wochen vermehrt auf diversen Social-Media-Kanälen gespielt.

Was hat es mit dem neuen Big Player auf dem deutschen Fashion-Markt auf sich? Wie passen das ethische und nachhaltige Bild, das Trendyol auf seiner Homepage von sich zeichnet, mit dem Billigmode-Geschäft zusammen?

Eine watson-Anfrage dazu ließ Trendyol trotz langer Antwortfrist unbeantwortet. Im Folgenden findest du einen Überblick zu allen wichtigen Infos, die über das Unternehmen bekannt sind.

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Wer ist Trendyol?

Trendyol ist 2010 von der türkischen Unternehmerin Demet Mutlu gegründet worden. Die heute 41-Jährige, die noch immer CEO ist, soll damals ihr Studium an der Havard Business School abgebrochen haben, um das Unternehmen auf die Beine zu stellen. In den folgenden Jahren wächst und wächst ihr Online-Modeshop, der Kleidung unter einer Eigenmarke sowie von externen Händler:innen verkauft.

2018 übernimmt der chinesische Internetkonzern Alibaba die Mehrheit des Unternehmens. Nach dem Vorbild seines neuen Besitzers erweitert Trendyol daraufhin sein Angebot: Neben einem virtuellen Second-Hand-Marktplatz zählen heute auch ein eigener Zustellungsdienst, die Lieferung von Lebensmitteln und ein Zahlungsdienst zur Produktpalette von Trendyol.

Seit 2021 ist das Unternehmen das erste türkische Decacorn – so werden Start-ups genannt, deren Marktwert bei über zehn Milliarden US-Dollar liegt.

Wo steht Trendyol in Deutschland?

Trendyol verkauft schon seit 2018 Mode in Deutschland. Anfangs über die Marktplätze von About You, Asos und Zalando. Das Unternehmen will künftig aber auf eigenen Beinen stehen und fährt deshalb die aktuelle Werbekampagne.

Im vergangenen Jahr war Trendyol laut des Analyse-Unternehmens Similar Web bereits die am zweitschnellsten wachsende Modeplattform in ganz Deutschland. Der Konzern wirbt vor allem mit günstigen Preisen, kostenlosem Versand und flexiblen Zahlungsmöglichkeiten.

Nach der Influencer-Werbekampagne, für die Trendyol einige der größten deutschen Influencer:innen an Bord geholt hat – unter anderem Julienco, Bibis BeautyPalace und Julia Beautx – setzt der türkische Modekonzern jetzt also auf eine knallig-bunte Werbekampagne und spielt diese gefühlt überall.

Denn das Unternehmen hat ehrgeizige Ziele: "Wir haben im vergangenen Jahr 90 Millionen Euro in Deutschland umgesetzt, dieses Jahr werden es schon 400 Millionen Euro sein", so Çağlayan Çetin, Präsident der Trendyol-Gruppe, im Juni 2022 gegenüber "Handelsblatt". Bis 2025 soll das Geschäftsvolumen in Deutschland auf drei Milliarden Euro anwachsen.

Welche Kritik entzündet sich an Trendyol?

Nach außen gibt sich Trendyol nachhaltig und mit großem ethischem Bewusstsein. Sie werben mit Slogans wie "Nachhaltigkeit = Transparenz & Local Empowerment". Einem zweiten Blick halten viele dieser Angaben jedoch nicht stand. Auf der Website des Unternehmens finden sich zum Beispiel keine wirklichen Informationen zu einer Nachhaltigkeitsstrategie und auch keine Angaben zu konkreten Maßnahmen wie CO₂-Kompensation.

Auch zu welchen Arbeitsbedingungen die Kleidung hergestellt wird, will Trendyol gegenüber watson nicht sagen. Die Frage, was die günstigen Artikelpreise möglich macht, bleibt somit unbeantwortet. Auch wie sich kostenlose Retouren mit den formulierten Umweltansprüchen vertragen sollen, ist unklar. Fehlende Informationen wie diese hinterlassen ein Fragezeichen hinter dem Saubermann-Image, mit dem sich der Fast-Fashion-Konzern schmückt.

Als "Business Insider" im vergangenen Mai gegenüber Trendyol-Manager Çağlayan Çetin die fehlenden Informationen zur Nachhaltigkeitsstrategie ansprach, räumt dieser ein: "Da haben Sie recht, daran müssen wir noch weiter arbeiten und sind noch nicht da, wo wir hinmüssen." Das Unternehmen fange aber gerade damit an, Prozesse zu hinterfragen und nachhaltiger zu gestalten.

Womöglich versteht das Unternehmen die auf der Website betonten Werte also eher als Ziel und nicht als Ist-Zustand.

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