Leben
Geschichte

Barbie als "Spiegel der Zeit": So hat sich die Puppe verändert

01.02.2023, Bayern, N
Ob mit Down-Syndrom, mit dunklerer Hautfarbe oder im Rollstuhl: Barbie ist im Laufe der Zeit immer diverser geworden. Bild: dpa / Daniel Karmann
Geschichte

Barbie als "Spiegel der Zeit": So hat sich die Puppe im Laufe der Jahre entwickelt

27.04.2023, 11:0727.04.2023, 12:47
Mehr «Leben»

Sie kennt jeder. Wer in der Kindheit nicht selbst mit Barbies gespielt hat, der hat sie zumindest schon gesehen. Seit 1959 die erste Barbie auf den Markt kam, hat sie eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht.

Das bestätigt auch Bettina Dorfmann aus Düsseldorf. Sie ist die Person mit der größten Barbie-Sammlung weltweit. Mit ihren über 18.500 Puppen steht sie seit 2022 sogar im Guinnessbuch der Rekorde. Es gibt wohl kaum Menschen auf der Welt, die mehr über die Barbie und ihre Geschichte wissen.

Barbie-Sammlerin Bettina Dorfmann besitzt unter anderem die erste Barbie-Puppe der Welt.
Barbie-Sammlerin Bettina Dorfmann besitzt unter anderem die erste Barbie-Puppe der Welt. bild: privat

Klar ist, die Spielzeug-Puppe ist im Laufe der Jahrzehnte immer diverser geworden. Nun kommt sogar eine Barbie-Puppe mit Down-Syndrom auf den Markt. Und Bettina Dorfmann? Die hat natürlich bereits ein Exemplar in ihrer Sammlung in Düsseldorf, genauso wie die erste Barbie der Welt, die mittlerweile bis zu 10.000 Euro wert ist.

Diese Barbie mit Down-Syndrom kommt nun auf den Markt.
Diese Barbie mit Down-Syndrom kommt nun auf den Markt. Bild: Bettina Dorfmann

Watson wirft im Gespräch mit Bettina Dorfmann einen Blick auf die Entwicklung der Barbie und auf ganz besondere Exemplare. Die Sammlerin bezeichnet die Puppen als "Spiegel der Zeit". Gleichzeitig seien sie schon immer ihrer Zeit voraus gewesen.

Die Geburt der Barbie: Die erste Puppe war noch steif und schwer

Im Jahr 1959 kam in den USA die erste Barbie-Puppe der Welt auf den Markt. Die Firma Mattel stellte sie auf der American Toy Fair in New York vor. Viele Exemplare gab es von der ersten Auflage nicht, deshalb war sie schnell ausverkauft. "Sie erinnert mehr an eine frühere Schneiderpuppe", sagt Bettina Dorfmann. In der Tat sollte die Puppe als eine Art Mannequin fungieren. Deshalb auch ihr glatteres Material, durch das das An- und Ausziehen der Kleidung einfach von der Hand ging.

Die ersten Barbie-Puppen waren viel unbeweglicher als heutige Exemplare. Sie konnten nur ihre Arme und Beine bewegen. Außerdem war der Kopf beweglich. Die Puppen waren zudem viel massiver und schwerer als die späteren Puppen und, anders als heute, noch nicht hohl.

Die erste Barbie-Puppe der Welt ist bis zu 10.000 Euro wert.
Die erste Barbie-Puppe der Welt ist bis zu 10.000 Euro wert. Bild: Bettina Dorfmann

Erst 1964 ist die Puppe in Deutschland erschienen. Im selben Jahr kam auch erstmals Barbies Freundin Midge auf den Markt. Sie wurden damit beworben, dass man die Kleidung der beiden Puppen tauschen konnte. Alle Barbie-Puppen hatten deshalb lange Zeit das gleiche Maß.

In den 60ern wurde sie beweglicher – und bestach mit schrillem Look

In den 60ern entwickelte sich die Barbie mehr zur Spielpuppe. "In den Jahren 1965 und 1966 erschienen die ersten Barbies mit Knick-Bein", erzählt Bettina Dorfmann.

Ein Jahr später kam es nicht nur am Bein, sondern auch modisch zum Bruch. Die Outfits der Barbie wurden schriller, bunter, das Make-up auffälliger. Außerdem wurden Röcke auch mal kürzer, endeten schon oberhalb des Knies. Das war vorher unvorstellbar. Die Ära der Miniröcke begann.

Im selben Zeitraum erschien übrigens auch die erste farbige Barbie. Der erste Schritt in Richtung mehr Diversität.

Die erste schwarze Barbie eroberte 1967 den Markt.
Die erste schwarze Barbie eroberte 1967 den Markt. Bild: Bettina Dorfmann

1976: Superstar-Ära beginnt und zeigt sich bei Barbie

Noch beweglicher wurde die Barbie in den späten 70ern. Dann kamen Puppen mit angewinkelten Ellenbogen auf den Markt. Gleichzeitig begann 1976 die "Superstar-Ära": Die Verpackungen wurden pink, die Haare farblich ausgefallener, mit teils blonden Strähnen in den Haaren.

Das Gesicht wurde ebenfalls bunter, mit mehr Bemalung, die Wimpern wurden hingegen kleiner als bei den Vorgängerinnen. Die Zeit der extralangen Fake-Wimpern war vorbei. Dafür wurde der Gesichtsausdruck freundlicher. "Der Disco-Look und der Glamour zogen sich weiter bis in die 80er und 90er Jahre", sagt Bettina Dorfmann.

Übrigens: Zusätzlich zur Standard-Version gab es seitdem auch meist eine preiswertere Variante der jeweiligen Puppen. Diese hatten steifere Arme und Beine.

Die Puppe aus der "Superstar-Ära" kam 1976 auf den Markt und hatte gebeugte Ellenbogen.
Die Puppe aus der "Superstar-Ära" kam 1976 auf den Markt und hatte gebeugte Ellenbogen. bild: Bettina dorfmann

In den 90er Jahren gewann Sport als Lifestyle an Bedeutung

In den 90ern wurde Sport als Lifestyle zunehmend wichtig. Das zeigte sich auch an den Barbies. Sie wurden nicht nur bunter, sondern auch sportlicher. Sowohl in Sachen Stil als auch in ihrer Beweglichkeit. So erhielten sie an den Armen und Beinen richtige Gelenke.

Besonders interessant: Dafür wurde ein altes System verwendet, das bereits bei Puppen aus dem 19. Jahrhundert verwendet worden war, wie Dorfmann erzählt: "Sie wurden richtige Funktionspuppen mit Gliederkörpern, die früher bei Antik-Puppen eingesetzt wurden. Sie erhielten Gelenke mit Stiften." Mit ihrer neuen Beweglichkeit waren sie perfekt geeignet, um sie im Spiel als "Sport-Puppe" zu verwenden. Die 1996 erschienene Aerobic-Barbie war so beweglich wie keine Barbie zuvor.

Die Aerobic-Puppe war eine Barbie mit beweglichen Gliederkörpern.
Die Aerobic-Puppe war eine Barbie mit beweglichen Gliederkörpern.Bild: bettina Dorfmann

Barbie wird zunehmend divers

Schon in den 60ern gab es die erste Barbie mit dunkler Hautfarbe. Im Laufe der Zeit wurden die Puppen dann immer diverser. Mit der Reihe "Fashionista" setzt Barbie seit Jahrzehnten in Sachen Diversität noch einen darauf. "Ob größer, dicker, kleiner, mit Beinprothese, eine Barbie im Rollstuhl oder mit verschiedenen Hautfarben", sagt Dorfmann. So erschien zu dieser Zeit etwa die Großmutter-Barbie der Reihe "Happy Family" mit leicht gräulichen Haaren und mehr Umfang:

Die Großmutter-Barbie gehört zur Reihe "Happy Family".
Die Großmutter-Barbie gehört zur Reihe "Happy Family".bild: Bettina Dorfmann

Oder nicht ultradünne Barbies:

Diese Barbies sind etwas dicker als jene mit Standard-Maßen.
Diese Barbies sind etwas dicker als jene mit Standard-Maßen.Bild: Bettina Dorfmann

Auch eine Barbie mit Beinprothese und die neue "Down-Syndrom-Barbie" gehören zur diversen "Fashionista-Reihe".

Diese Barbie hat eine Beinprothese.
Diese Barbie hat eine Beinprothese.Bild: Bettina Dorfmann

Barbie ist eine echte Berufs-Pionierin

Barbies sind nicht nur ein Spiegel der Zeit, wie Dorfmann es nennt, sondern sind meist auch ihrer Zeit voraus. Als Beispiel: Noch bevor es die ersten Frauen als Astronautinnen gab, gab es eine Weltraum-Barbie. Oder als das große Bienensterben in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt war. Schon kam Barbie als Imkerin auf den Markt. Auch was die Mode betrifft, ist sie oft schon einen Schritt voraus.

"Die Barbie sollte immer schon Mut machen. Sie zeigt: Ich kann alles werden, was ich will! Ob Präsidentin, Astronautin oder Polizistin", sagt Bettina Dorfmann.

Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update! Hier findest du unseren Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne hier auch auf Instagram.
Geschlechterunterschiede in "klassischen" Frauen- und Männerberufen nehmen ab

Frauen suchen sich einen Job als Erzieherin oder Krankenschwester und Männer werden im Baugewerbe oder technischen Sektor tätig. Das sind klassische Stereotype, die früher galten und auch heute noch teilweise in den Köpfen der Menschen verankert sind.

Zur Story