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Schufa-Neuerung: Was sich jetzt für deine Schuldeneinträge ändert

Ein schlechter Schufa-Eintrag hat viele negative Auswirkungen auf dein Leben.
Ein schlechter Schufa-Eintrag hat viele negative Auswirkungen auf dein Leben. Bild: iStockphoto / Jovanmandic
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Schufa-Neuerung: Was sich jetzt für deine Schuldeneinträge ändert

26.04.2023, 15:5826.04.2023, 15:59
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Endlich schuldenfrei! Der heutige Tag dürfte für 250.000 Menschen in Deutschland ein Anlass zum Feiern sein.

Denn die Schufa, kurz für "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung", gab heute bekannt, das EU-Datenschutzrecht umzusetzen. Das heißt konkret: Gewisse Schuldeneinträge in den Auskunfteien werden bereits nach sechs Monaten gelöscht. Bis vor kurzem waren es noch drei Jahre. Dies betrifft in Deutschland derzeit vor allem die 250.000 Menschen, die Privatinsolvenz anmelden mussten.

In der privatwirtschaftlichen Wirtschaftsauskunftei Schufa schließen sich Unternehmen zusammen, die Kredite gewähren. Sie profitieren von gegenseitigem Austausch zur Bonität der Kunden: Die Firmen müssen Daten ihrer Kund:innen an die Schufa weitergeben und dürfen im Gegenzug selbst Auskünfte von der Schufa über sie verlangen. So wird überprüft, welches Kreditrisiko ein:e potentielle:r Kund:in darstellt.

Auch das 49-Euro-Ticket konnten Menschen mit Schufa-Eintrag bis vor Kurzem nicht kaufen. Nach einiger Kritik soll sich das laut dem Verband deutscher Verkehrsunternehmen nun ändern: "Für diese Fahrgäste werden wir über andere Lösungen nachdenken müssen, damit sie doch ein Ticket bekommen können, zum Beispiel, indem man per Vorkasse bezahlt", sagte der VDV-Präsident Ingo Wortmann dem Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND).

Das Schuldenproblem betrifft nicht wenige Menschen, wie eine Statista-Umfrage zeigt: Der Schuldneratlas 2022 gibt an, dass rund 740.000. Personen zwischen 18 und 30 Jahren bereits überschuldet sind.

Vor allem die 30- bis 39-Jährigen sind häufig verschuldet.
Vor allem die 30- bis 39-Jährigen sind häufig verschuldet. statista/Creditreform - SchuldnerAtlas Deutschland 2022, Seite 66

Watson hat die wichtigsten und überraschendsten Punkte der Neuerungen bei der Schufa für dich zusammengefasst.

Warum ist die Speicherverkürzung wichtig?

Dieser Schritt der Schufa ist für Verbraucher:innen bedeutend. Denn einen positiven Schufa-Nachweis braucht man oft für den Abschluss von Miet- oder Handyverträgen, aber auch für die Beantragung eines Kredits bei der Bank.

Vermieter:innen vergeben oft nur Wohnungen an schuldenfreie Bewerber:innen und auch andere Verträge schließen verschuldete Menschen meist aus. "Für die meisten der 250.000 Verbraucherinnen und Verbraucher verbessert sich die Bonität durch die Verkürzung der Speicherdauer", sagte Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder.

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Warum verkürzt die Schufa die Speicherdauer der Daten?

Der Hintergrund ist das neue Datenschutzrecht, das seit Mai 2018 in der Europäischen Union gilt. Da sich dieses auch auf die Speicherungen der Personendaten durch die Schufa auswirkt, gibt es am Europäischen Gerichtshof (EuGH) und Bundesgerichtshof (BGH) mehrere laufende Rechtsstreitigkeiten.

Erst Mitte März hatte sich das EuGH in zwei Schufa-Fällen aus Deutschland sehr kritisch zu der bisherigen Praxis geäußert: Denn die Restschuldbefreiung solle es den Betroffenen ermöglichen, wieder am Wirtschaftsleben teilzunehmen – durch die lange Speicherung der Schulden werde das aber vereitelt.

Ab wann stehe ich in der Schufa?

Was viele nicht wissen: Nahezu jede volljährige Person ist in der Schufa vermerkt. Sobald du ein Girokonto und eine Kreditkarte besitzt oder Verträge abgeschlossen hast, geben die Anbieter diese Daten an die Schufa weiter und du bekommst einen Eintrag. Somit hat die Schufa, Deutsch­lands größte Auskunftei, Daten von über 86 Millionen Bürger:innen gespeichert.

Einen negativen Eintrag bekommst du zum Beispiel bei zwei schriftlichen Mahnungen innerhalb von vier Wochen. Wird diesen Mahnungen oder Rechnungen nicht widersprochen oder die Rechnung inklusive Mahngebühren vor der Meldung an die Schufa nicht beglichen, ebenfalls.

Auch negativ fallen laut Stiftung Warentest Voll­stre­ckungs­bescheide, Inkasso­- und Verbraucherinsolvenz­verfahren bei der Berechnung deines Schufa-Scores ins Gewicht. Dieser reicht von null (schlechte Bonität) bis 100 (beste Bonität) und soll Vertragspartner:innen informieren, wie wahrscheinlich ein Zahlungsausfall ist.

Das genaue Berechnungsverfahren des Schufa-Scores ist jedoch geheim, da es laut Gerichtsbeschluss dem Geschäftsgeheimnis unterliegt.

Beim Shopping gibt man schnell mehr Geld aus als man auf dem Konto hat.
Beim Shopping gibt man schnell mehr Geld aus als man auf dem Konto hat. Bild: iStockphoto / Jovanmandic

Welche Schulden werden erlassen?

Es gilt bei der Schufa-Neuerung allerdings zu beachten, dass nicht alle Schulden nach sechs Monaten verfallen. Nur Informationen zur Restschuldbefreiung werden nach Angaben der Auskunftei gelöscht. Die Restschuldenbefreiung ist eine Möglichkeit, verschuldete Menschen nach einigen Jahren, laut EU-Richtlinie maximal drei Jahren, von Schulden befreien zu lassen, die diese nicht zahlen können. Neuschulden dagegen, die nicht durch die Restschuldenbefreiung erlassen wurden, bleiben bestehen.

Wie komme ich gratis an die Schufa-Auskunft?

Viele Menschen wissen nicht, dass Privatpersonen bei der Schufa nicht nur einmal pro Jahr eine kostenlose Auskunft erhalten können, sondern sogar mehrmals. Zwar ist die Beantragung kompliziert und muss schriftlich erfolgen, doch immerhin ist sie gratis. Den Antrag findest du hier und eine genaue Anleitung zur Gratis-Beantragung bei Stiftung Warentest.

Laut Europäischer Datenschutzgrundverordnung sind Auskunfteien wie die Schufa verpflichtet, eine Kopie der personenbezogenen Daten zur Verfügung zu stellen. In diesem Schreiben kannst du alle Daten einsehen, die die Schufa über dich gespeichert hast. In der Datenkopie enthalten ist außerdem das oben erwähnte Scoring.

Ansonsten kostet die Bonitäts-Auskunft knapp 29,95 Euro. Diese kannst du dafür auch telefonisch beantragen und außerdem mobil abrufen. Außerdem weist sie den tagesaktuellen Stand auf. Am besten beantragst du die Auskunft direkt über die Schufa-Website, Drittanbieter verlangen oft zusätzliche Kosten.

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Einen Mietvertrag bekommt man häufig nur mit schuldenfreiem Schufa-Eintrag.Bild: iStockphoto / djiledesign

Wie lange sind Schufa-Auskünfte gültig?

Schufa-Auskünfte gelten nur drei Monate. Dies ist besonders ärgerlich, wenn man seine Schuldenfreiheit häufiger bestätigen muss, beispielsweise, wenn man auf Wohnungssuche ist: Erfahrungen zeigen, dass die Suche nach einer Wohnung oft weitaus länger als drei Monate dauern kann. Fällt dann auch noch ein Anbieterwechsel beim Handyvertrag an, wird wieder eine neue Schufa-Auskunft fällig.

Wie kann ich einen Schufa-Eintrag löschen lassen?

Es kann nicht schaden, sich seinen Schufa-Eintrag jedes Jahr zukommen zu lassen und ihn auf Fehler zu überprüfen. Bei falschen Einträgen kannst du die Löschung schriftlich direkt bei der Schufa verlangen. Am besten legst auch gleich Kopien von Unterlagen bei, die die Fehler beweisen. Gut zu wissen: Umstrittene Daten muss die Schufa bis zur Klärung sperren. Bei Problemen können sich Verbraucher:innen auch bei einem Schufa-Ombuds­mann beschweren auch an den Daten­schutz­beauftragten Ihres Bundes­landes wenden.

Unter bestimmten Voraussetzungen und mit etwas Kulanz kannst du einen negativen Schufa-Eintrag sogar vor der Ablaufzeit löschen lassen. Dafür gibt es jedoch ein paar Kriterien: Die Schuld war nicht höher als 2.000 Euro, die offene Rechnung wurde spätestens sechs Wochen nach dem Schufa-Eintrag beglichen iund es lief kein gerichtliches Mahnverfahren.

Schufa und Bonitätscheck – wo ist der Unterschied?

Der Bonitätscheck ist nicht das gleiche wie die Schufa-Bonitätsauskunft. Im Prinzip ist er eine verkürzte Online-Variante davon. Darin sind nur weniger Informationen enthalten, beispielsweise nur die, die für den Vertragsabschluss einer Wohnung notwendig sind. Den Bonitätscheck bekommst du als Privatkunde meist direkt über die Websites und Apps von Kooperationspartnern der Schufa, wie Banken, Versicherungen oder Vermietungsportale.

Whatsapp-AGBs ändern sich: Nutzer müssen akzeptieren oder wechseln

Privatsphäre und Nutzungsbedingungen sind für die meisten Verbraucher:innen seit Beginn des Smartphone-Zeitalters ein steter Begleiter – und ein nerviger obendrein. Es gab Zeiten, da gingen Kettenbriefe auf Whatsapp oder Facebook um, die zum Widerruf der jeweiligen Dienst-AGBs aufriefen. Meist wurde die Boomer-Generation – sprich: Eltern, Tanten und Onkel – von dem Trend angesprochen. Doch im Endeffekt erreichte das Thema auch die jüngeren Generationen.

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