Angesichts der großen Liebe der Deutschen zur Apfelschorle könnte man meinen, Apfelsaft wäre hierzulande ungeschlagen der beliebteste unter den Säften. Auf dem ersten Platz landet allerdings ein Getränk, das beim Frühstück nicht fehlen darf: der Orangensaft.
Mit jährlich mehr als sieben Litern pro Kopf greift der Durchschnittsdeutsche wohl auch über den Tag hinweg gerne einmal zu einem Glas Orangensaft. Wie ein Experte nun offenbart, könnte es in den kommenden Jahren allerdings zunehmend brenzlig um das beliebte Vitamingetränk stehen.
Bereits im vergangenen Jahr machten Expert:innen auf eine der schwersten Krisen in der Orangenernte seit den 1960er Jahren aufmerksam. Der Kilopreis für in die Europäische Union importierte Orangen stieg innerhalb eines Jahres um 89 Prozent. Das berichtet der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie (VdF) gegenüber Capital.
Die Auswirkungen dieser Krise machen sich nun auch in deutschen Supermarktregalen bemerkbar. Eine 0,7-Liter-Flasche Orangensaft der Marke Voelkel kostet mittlerweile 3,69 Euro.
Grund für die enormen Preissteigerungen beim Grundprodukt sind neben politischen Unruhen auch besonders schwache Ernten in den Anbauländern.
Brasilien etwa baut einen Anteil von 35 Prozent der weltweit verwerteten Orangen an. Die Klimakrise führt dort allerdings verstärkt zu Dürren und entsprechend zu Ernteeinbußen.
Auch in Spanien drohen durch die immer häufiger werdenden Hitzewellen und Krankheiten bei den Bäumen höhere Preise bei den Erzeugern. Noch heftiger sieht es aktuell bei Blutorangensaft aus: Hier kostet eine große Flasche im Schnitt etwa fünf Euro.
Zwar sind Verbraucher:innen durch die Krisen der vergangenen Monate bereits an heftige Preissteigerungen gewöhnt. Die sogenannte "Climateflation", also Inflation durch Einflüsse der Klimakrise, könnte die Preise in deutschen Supermärkten allerdings nachhaltig prägen – und das nicht im guten Sinne.
"Die Orangensaftkrise wird noch Jahre andauern", erklärt etwa Unternehmer Boris Voelkel von der gleichnamigen Saftmarke gegenüber dem "Handelsblatt".
Bereits im vergangenen Sommer warnten Expert:innen vor Lieferengpässen durch den anhaltenden Krisenmodus. Nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums der USA könnte die weltweite Orangensaftproduktion schon im kommenden Jahr um sieben Prozent sinken.
Insgesamt erleben Konsument:innen in Deutschland aktuell heftige Preissteigerungen. Zwar schwächt sich die Inflationsrate in der gesamten Eurozone immer weiter ab, doch Energiekrise und der anhaltende Krieg in der Ukraine sorgen weiter für Preisdruck in den Supermärkten.
Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) konstatierte zuletzt smhaggle-Chef Sven Reuter, dass etwa ein Viertel aller Produkte im Supermarkt im Jahresverlauf noch teurer werden dürften. Dass Orangensaft darunter fällt, ist wohl mittlerweile unumstritten.