Die alljährliche Weihnachtsgans und die unzähligen Plätzchen von Oma sind gerade verdaut, schon steht das große Silvester-Raclette bei den Nachbar:innen an. Spätestens ab dem 2. Januar kehrt dann allerdings in viele Haushalte das schlechte Gewissen zurück.
Neben Trends wie dem Veganuary starten viele zum Jahresbeginn mit einer Fastenkur, melden sich im Fitnessstudio an oder achten vermehrt auf eine ausgewogene Ernährung. Für letzteres finden Verbraucher:innen ab dem kommenden Jahr auch veränderte Kennzeichnungen im Supermarkt, die eine ausgewogene Ernährungsweise für alle zugänglicher machen sollen.
Konkret betrifft die bevorstehende Änderung vor allem Speiseöle verschiedenster Marken, deren Etikett mit dem sogenannten Nutri-Score versehen ist oder in Zukunft versehen werden soll. Für bestehende Produkte gilt dabei eine Übergangsfrist von zwei Jahren, neue Produkte müssen bereits jetzt eine entsprechende Kennzeichnung erhalten.
Durch die neue Einstufung erhalten Rapsöle und Olivenöle künftig den Nutri-Score B anstatt C, Sonnenblumenöl und Leinöl wird von D auf die bessere Benotung C hochgestuft. Palmöl und Butter bleiben mit der Kennzeichnung D und E hingegen im roten Bereich der Einstufung.
Grund für die Veränderung auf den Öl-Etiketten sind laut Bundeslandwirtschaftsministerium neue Berechnungsgrundlagen, die aktuelle Ernährungsempfehlungen miteinbeziehen. Mit der Kennzeichnung solle künftig die gesundheitsfördernde Wirkung der Öle besser differenziert werden können.
Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) begrüßte die Neuerung in der Branche, äußerte allerdings auch Kritik in Bezug auf fehlende Veränderung bei Fertigprodukten.
"Im Nutri-Score etwa einer Tiefkühlpizza ist weiterhin unzureichend berücksichtigt, dass sich höhere Anteile mehrfach ungesättigter Fette positiv auf die Gesundheit auswirken", heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.
Die überarbeitete Berechnungsformel enthalte demnach keine Verbesserungen für Palmöl, das laut OVID allerdings zahlreiche gesunde ungesättigte Fettsäuren enthalte. Produkte mit Palmöl stehen seit Jahren vor allem wegen ihrer schlechten CO₂-Bilanz in der Kritik. Ob dies bei der Berechnung des Nutri-Scores miteinbezogen wurde, ist unklar. Für die Klimaschädlichkeit von Produkten verwenden einige Hersteller eine eigene Skala.
Die Neuerungen beim Nutri-Score umfassen ab 2024 unter anderem auch eine negativere Kennzeichnung für Produkte mit hohem Salz- und Zuckergehalt. Die Kennzeichnung bleibt insgesamt allerdings für die Hersteller weiterhin freiwillig.
Da aber ohnehin die wenigsten Menschen die konkreten Richtwerte für die Ernährungsampeln auf den Produkten kennen und durch die neue Bewertung sogar zwei Skalen gleichzeitig zum Einsatz kommen, bleibt der Nutri-Score wohl auch im neuen Jahr nicht die optimale Leitlinie für eine ausgewogene Ernährung.