Es gehört zu den lästigen Pflichten des Erwachsenseins, die Mahlzeiten der Woche im Voraus zu planen und im besten Fall schon am Wochenende für alle Tage einkaufen zu gehen. Viel zu oft vergisst man dabei, dass Supermärkte in aller Regel sonntags geschlossen haben.
Hinzu kommt nicht nur bei der Arbeit im Schichtdienst, dass die regulären Öffnungszeiten auch unter der Woche teils schwer mit dem eigenen Alltag zu vereinbaren sind. Eine Edeka-Filiale in Schleswig-Holstein testet hierfür aktuell ein Konzept.
Bereits vor zwei Jahren wurde im norddeutschen Hohwacht eine sogenannte Hybridbox direkt neben dem lokalen Edeka-Markt betrieben, die nach Ladenschluss Zugang zum gewohnten Sortiment bot.
Die Betreibenden haben auch eine Filiale in Schönberg, die nun mit einem ähnlichen Konzept nicht nur den Kund:innen entgegenkommen soll, sondern auch den Fachkräftemangel im deutschen Einzelhandel ausgleichen könnte.
Seit Anfang April können Verbraucher:innen in der Kleinstadt an der Ostsee außerhalb der gewohnten Öffnungszeiten in ihrem Edeka-Markt einkaufen gehen. Dank eines sogenannten Hybrid-Konzeptes benötigen sie für den Eingang lediglich eine Bankkarte oder die Edeka-App.
Hintergrund ist laut Angaben von Seniorchef Willi Alpen auch der Wunsch seiner Mitarbeitenden nach kürzeren Arbeitszeiten. Künftig dürfen diese zwar um 14 Uhr in den Feierabend, doch die Kund:innen können auch am späten Nachmittag noch ihre Einkäufe erledigen.
"Wir müssen dem Personalmangel begegnen und die Technik nutzen", unterstreicht Alpen gegenüber den "Kieler Nachrichten". Für die aktuelle Testphase schließt auch der Selfservice-Markt um 18 Uhr. Eine baldige Ausdehnung hält man aber schon jetzt für sinnvoll, vor allem weil Schönberg im Sommer als beliebter Ferienort gilt.
Vor allem für einige Tourist:innen könnte allerdings ein Aspekt an dem neuen Edeka-Konzept zum Problem werden. Denn in einer Kategorie gibt es Einschränkungen, sobald die Mitarbeitenden den Laden verlassen: beim Alkohol.
Der Zugang zum gesamten Spirituosen-Sortiment wird für den autonomen Betrieb vollständig gesperrt, Grund sind offenbar hohe Diebstahl-Zahlen in diesem Bereich. Zur Abteilung für Bier, Wein und Sekt hingegen kommt man weiterhin, allerdings nur nach einem Check-in mit dem Führerschein oder einem Ausweis.
Mithilfe der bereits installierten Überwachungskameras und dem Feedback der Kund:innen soll das Konzept noch weiter verbessert werden. Bei Bedarf werde man weitere Hinweisschilder für den Autonom-Betrieb anbringen.
Edeka Nord betreibt mehrere Filialen in Schleswig-Holstein, die in der Hochsaison zudem viele Tourist:innen an der Ostsee versorgen. Vor allem die entsprechend schwankenden Besucherzahlen in den Sommer- und Wintermonaten könnte das neue Hybridmodell künftig abfedern. Auch für viele Arbeitnehmende im Schichtdienst dürfte dieses aber eine Erleichterung werden.