Der Baumarkt-Boom aus Corona-Zeiten nahm in den vergangenen Jahren ein jähes Ende. Es stiegen infolge der Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Energiekosten und die Inflationsrate – und dadurch auch die Preise. An die hohen Umsätze konnte die Branche in den vergangenen Jahren also nicht mehr anknüpfen.
Die angeschlagene Baumarktkette Hellweg zieht daraus nun Konsequenzen.
Wie das "Handelsblatt" aus Unternehmenskreisen erfahren haben will, möchte Inhaber Markus Semer mindestens sieben weitere Filialen schließen. Eine Entscheidung, die laut Bericht intern als "Befreiungsschlag" bezeichnet werden soll.
Für die Filialen in Hanau und Münster soll die Schließung bereits feststehen.
Gegenüber dem "Handelsblatt" bestätigt Hellweg, dass man sich den geänderten Marktbedingungen anpasse. Damit schaffe man "die nachhaltige strukturelle Grundlage", um sich "auf unser profitables Standortportfolio zu konzentrieren".
Der Baumarkt Hellweg kämpft bereits seit einiger Zeit mit seiner wirtschaftlichen Situation. Im April 2024 leitete das Unternehmen unter anderem wegen Umsatzrückgängen eine Restrukturierung ein, berichtete die "Lebensmittel Zeitung" (LZ). Danach hatte man mit Rabattaktionen Bestände abgebaut, Stellen gestrichen und bereits erste Filialen geschlossen.
Laut Bericht des "Handelsblatt" soll einem Insider zufolge der Abschluss einer Refinanzierung mit den Banken nun kurz bevor stehen.
Die Corona-Pandemie hatte die Leute zuvor in die Baumärkte gelockt. Plötzlich waren durch Lockdowns und den damit verbundenen umfangreichen Schließungen die Freizeitmöglichkeiten gering. Das brachte viele auf die Idee, Do-It-Yourself-Projekte zu starten.
Im Gegensatz zu anderen Geschäften durften Baumärkte relativ lange geöffnet bleiben. Und so stürmten die Kund:innen hinein, um sich für Haus- und Garten-Projekte mit dem nötigen Material einzudecken. In Medienberichten war sogar vom "Baumarkt-Tourismus" die Rede, als Bürger:innen die Grenzen der Bundesländer für einen Baumarktbesuch passierten, weil sie daheim bereits schließen mussten.
Doch der Aufwärtstrend hielt nicht ewig an. Im vergangenen Jahr waren die Umsätze in der Branche zum zweiten Mal hintereinander rückläufig, auch wenn sie immer noch höher als vor der Corona-Pandemie lagen.