In wohl jedem Wohnaufgang klebt mindestens an einem Briefkasten ein Sticker mit der Aufschrift "Bitte keine Werbung". Trotzdem landet in den meisten Briefkästen regelmäßig das ein oder andere Werbeprospekt.
In Zukunft könnte dieses Phänomen aber immer seltener werden. Nicht nur die Supermarktkette Rewe hat zum Juli den Vertrieb ihres Print-Prospektes eingestellt, auch die Deutsche Post zieht nun drastische Konsequenzen im Werbegeschäft.
Im Frühjahr 2024 soll laut Konzernangaben der Vertrieb von "Einkauf aktuell" eingestellt werden. Damit reagiere die Deutsche Post auf die gesunkene Nachfrage, aber auch auf gestiegene Energiekosten.
Seit 2003 erhielten Millionen deutsche Haushalte mit "Einkauf aktuell" ein Bündel an Prospekten verschiedener Unternehmen inklusive aktuellem TV-Programm. Wegen wachsender Kritik kam das Paket seit vergangenem Jahr größtenteils mit einer Papierhülle statt wie zuvor in einer Plastikverpackung.
Dem Unternehmen falle die Einstellung des Prospektdienstes nicht leicht, heißt es von Benjamin Rasch, Marketingchef der Deutschen Post. Mit dem Schritt reagiere man auf die allgemeine Entwicklung, "dass der Handel die Ausgaben für klassische wöchentliche Prospekte zur Handelswerbung reduziert".
Rewe stellte vor wenigen Tagen das eigene Prospekt ein und folgte damit dem Beispiel des Baumarktes Obi, der seine Prospekte bereits 2022 einstellte. Umweltschützer:innen unterstützten diese Entwicklung aufgrund der folgenden Ressourcenschonung und der Müllvermeidung. Insgesamt erhalten deutsche Verbraucher:innen ungefragt etwa 28 Milliarden gedruckte Werbeprospekte im Jahr.
"'Einkauf aktuell' ist ein Symbol für die überholte deutsche Wegwerfgesellschaft", erklärte Greenpeace-Sprecherin Viola Wohlgemuth. "Eine nicht zielgerichtete Printwerbung führt dazu, dass Unmengen an Papier ungelesen in den Mülleimer wandern", fügte sie hinzu.
Die Deutsche Post hatte ihre Werbesammlung "Einkauf aktuell" seit 2003 jeden Samstag an Verbraucher:innen verteilt. Bis April 2024 soll nun eine Übergangsphase herrschen, die für Geschäftskunden und Druckereien eine Anpassung zulässt.
In anderen Bereichen will die Deutsche Post Printwerbung hingegen beibehalten. "Print behält seine Daseinsberechtigung im Werbe-Mix", erklärt Marketing-Chef Rasch.
Der Vertrieb von "Einkauf aktuell" lohnt sich laut Unternehmensangaben auch aufgrund der gestiegenen Preise für Papier, Energie und Personal nicht mehr. Zahlreiche Geschäftspartner hätten die Kooperation im Zuge der Inflation ohnehin bereits eingestellt.
Lange Zeit gehörte der Werbeservice der Deutschen Post zu den meistgenutzten wöchentlichen Printpublikationen in Deutschland. In den ostdeutschen Bundesländern wurde "Einkauf aktuell" jedoch lediglich in den Ballungsräumen Berlin und Leipzig verteilt.