Die Gastronom:innen sind neben den Landwirt:innen derzeit am stärksten in den Medien vertreten: Und zwar wegen der Mehrwertsteuerrückerhöhung, wie das Wort so schön in Beamtendeutsch heißt. Während der Corona-Krise mussten die Wirte die letzten Jahre nur 7 Prozent Mehrwertsteuern zahlen. Doch zum 1. Januar ist diese Ermäßigung vorbei: Jetzt wird für die Gastronomie wieder der reguläre Steuersatz von 19 Prozent fällig.
Viele Betreiber:innen von Restaurants und Cafés sind entrüstet: Sie beklagen, wegen der hohen Kosten durch die Mehrwertsteuer ihre Betriebe schließen oder ihre Speisen teurer beziehungsweise kleiner machen zu müssen.
Der Frankfurter Wirt der Ebbelweiwirtschaft "Mainlust" jedoch, hat kein Verständnis für die ganze Aufregung. "Das ist kein Gejammer mehr, das ist schon Geschrei – und mir platzt gerade der Kragen deswegen", sagt Louie Hölzinger gegenüber der "Frankfurter Neuen Presse".
Der Wirt sieht überhaupt keinen Grund dafür, die höheren Kosten an seine Gäste abzudrücken. "Wer sich als Wirt geschickt anstellt, kann auch mit der neuen Situation fertig werden." Und der Wirt der Schwanheimer Traditions-Ebbelweiwirtschaft hat da gleich ein paar Tricks parat: "Schwächere Birnen einschrauben, eine Stunde später aufmachen und geschickt, auch mit anderen zusammen, einkaufen, verhandeln", erklärt Louie Hölzinger.
Eine Möglichkeit sei auch, bar statt mit Karte zahlen zu lassen. So spare man die teuren Abrechnungsgebühren.
Sein Entschluss steht fest: Die Preise für Speisen in seiner Kneipe würden nicht teurer werden. "Die Preiserhöhung weiterzugeben, das wäre unfair", sagt der Gastronom. Schließlich hätte ja auch kaum jemand der Betreiber:innen von Gastronomieeinrichtungen die Senkung der Mehrwertsteuer an die Gäste weitergegeben.
"Das floss alles in unsere Taschen – und hat unsere Ausfälle mehr als nur kompensiert", ist seine Meinung. Wegen der Rückerhöhung der Mehrwertsteuer müsse kein Lokal schließen, es sein kein "Damoklesschwert, das uns in den Ruin treibt".
Wenn ein Lokal zum Beispiel monatlich 20.000 Euro Umsatz mache, und jeweils 10.000 Euro für Getränke und Speisen einnehmen würde, hätte man bei sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen bislang 654 Euro gezahlt. Bei erneuten 19 Prozent seien es dann 1596 Euro. "Für meinen Betrieb zahle ich also 974 Euro mehr; das sind 4,7 Prozent vom Gesamtumsatz. Wenn ein Lokal deswegen pleite macht, "dann gehört es so – sorry", lautet sein knallhartes Urteil.
Wenn ein Restaurant also finanziell auf gesunden Füßen stehe, müsse es die Mehrwertsteuerrückerhöhung verkraften, findet der Frankfurter Gastronom.
Der Branchenverband Dehoga geht jedoch davon aus, dass durch die Mehrwertsteuererhöhung rund zwölf Prozent der hessischen Betriebe, wie Hotels und Gastgewerbe, schließen müssten. Er setzt sich darum bei der Politik dafür ein, den niedrigen Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent zu behalten.