Spätestens bei Einführung der ersten Maßnahmen gegen Corona wird auch der letzte Mensch hierzulande bemerkt haben, mit was für einem stark ansteckenden Virus wir es bei Sars-CoV-2 zu tun haben: Strenge Hygiene- sowie Abstandsregeln sind notwendig, um sich vor einer möglichen Erkrankung an Covid-19 zu schützen.
Obwohl das Coronavirus laut Expertenmeinung nicht so ansteckend ist wie eine Grippe und mit einfacher Seife und Wasser zerstört werden kann, hat es die weltweit schwerste Pandemie seit Jahrzehnten ausgelöst.
Viel wissen wir über das neuartige Virus noch nicht. Nahezu täglich erreichen uns neue Informationen, die von Wissenschaftlern und Medizinern bewertet werden: Genau das tut auch Christian Drosten in seinem NDR-Podcast "Coronavirus-Update".
In der jüngsten Folge spricht der Virologe von der Berliner Charité über eine chinesische Studie, die Aufschlüsse darüber gibt, wann wir nach einer Infektion mit dem Coronavirus am meisten ansteckend sind. Diese Erkenntnis ist wichtig, um mögliche Infektionswege besser nachvollziehen zu können.
Laut einer epidemiologischen Modellierungsstudie unter Gabriel Leung von der University of Hong Kong (HKU) passieren 44 Prozent des Übertragungsgeschehens schon vor Symptombeginn. Das heißt: Der Forscher und sein Team haben aufgrund von statistischen Daten berechnen können, dass fast die Hälfte aller Corona-Patienten sich bei Personen anstecken, die noch keine Symptome zeigen.
Laut Drosten ist es sogar möglich, den im Mittelwert infektiösesten Tag eines Patienten zu ermitteln:
Das heißt also, jemand, der das Coronavirus in sich trägt, hat die höchste Virenkonzentration einen Tag, bevor er selbst Symptome einer Erkrankung zeigt. Zu diesem Zeitpunkt kann er am einfachsten eine andere Person über Tröpfchen, die auch beim Sprechen abgegeben werden, anstecken.
Laut Drosten ist man nicht den gesamten Krankheitsverlauf über ansteckend. Der Großteil der Infektionstätigkeit ist nach vier Tagen mit Symptomen bereits vorbei. "Und nach einer Woche Symptomatik" sei man nicht mehr infektiös, sagt der Virologe.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt übrigens eine Kohorten-Studie in München, wo die Infektiösität mithilfe recht aufwendiger Tests untersucht wurde, wie Drosten im Podcast erzählt. Die Tatsache, dass die Forscher der Münchner Studie andere wissenschaftliche Mittel genutzt haben als die chinesischen Epidemiologen, ist laut Drosten übrigens ein gutes Zeichen:
Wichtig zu wissen ist: Auch wenn die Patienten nicht mehr ansteckend sind, können sie mithilfe eines PCR-Tests immer noch positiv auf das Coronavirus getestet werden. Ob das Virus an sich noch nachweisbar ist oder ob man noch ansteckend ist, hat laut Drosten "nichts miteinander zu tun".
Die Aussagen, die Drosten aus der chinesischen Studie wiedergibt, basieren zwar nicht "auf schnöden, direkten Nachweisen in irgendwelchen Labortests", sondern "auf allerbestens aufgearbeiteten statistischen Daten von Infektionsketten, also von wirklichen Übertragungsereignissen." Aber man könne Modellierungsstudien wie dieser getrost vertrauen, um neue Erkenntnisse über das Coronavirus zu gewinnen:
Außerdem spricht Drosten mit dem NDR noch über Herdenimmunität, wie sehr Kinder von der Krankheit betroffen sind und ob die Deutschen jetzt sorgloser mit dem Virus umgehen. Den ganzen Podcast findet ihr hier,
Solltet ihr Lust auf weitere Podcasts zum Thema Coronavirus haben, könnt ihr euch auch den Gesundheits-Podcast von den Kollegen von t-online anhören.
(ak)