Mehrfach wurden Corona-Ausbrüche in deutschen Schlachthöfen bekannt, zuletzt war ein Betrieb im niedersächischen Dissen mit 92 infizierten Mitarbeitern betroffen. Und während sich Politiker und Gewerkschafter noch streiten, woran das liegt, fragt sich der Verbraucher vor allem: Ist der Virus auch in meinem Fleisch?
Im NDR-Podcast "Coronavirus Update" äußerte sich Virologe Christian Drosten kürzlich deutlich zu diesem Thema und stellt seine eigene Vermutung an, warum gerade Schlachthöfe für schnelle Infektionsketten so prädestiniert sind.
Wer im Supermarkt zum Fleisch greift, muss sich weiterhin keine Sorgen machen – zumindest nicht wegen Corona. "Diese Viren werden über diesen Weg jetzt eigentlich nicht weitergegeben", sagt der Experte dazu. "Das Fleisch lagert ja auch eine ganze Zeit. Die Viren sind dann doch nicht so stabil." Abgesehen davon würden sich auf der Oberfläche eines Stückes Fleisch "allerhand biologische Substanzen" befinden, die das Virus angreifen, proteinabbauende Enzyme zum Beispiel.
Mit der Hitze einer Pfanne oder eines Grills könne das Covid-19-Virus es nicht aufnehmen, es sei temperaturinstabil. Die Sorge um den fleischessenden Konsumenten sei jedenfalls nicht das, was einen derzeit umtreiben müsse.
Allerdings sei es laut dem Wissenschaftler durchaus bemerkenswert, dass Schlachthöfe weltweit von massiven Übertragungen betroffen sind. Drosten: "Man muss sich schon überlegen, ob das wirklich immer nur an den prekären Wohnbedingungen der Mitarbeiter liegt, oder ob vielleicht noch ein anderer Faktor hinzukommt." Das wäre die Umgebungstemperatur am Arbeitsplatz. Immerhin würden in den hallenähnlichen Schlachthöfen zum Teil Kühlschranktemperaturen herrschen.
Das sei ein Faktor, der zwar in der Öffentlichkeit noch nicht viel besprochen wurde, für ihn aber auf der Hand läge, auch wenn Datenerhebungen dazu noch ausstünden. "Ich denke, dass man sich das schon jetzt mal anschauen muss..."
(jd)