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E-Zigaretten: Experten schlagen Alarm – so gefährlich sind sie wirklich

Zum Themendienst-Bericht vom 5. Mai 2021: E-Zigaretten eignen sich offenbar nicht, um sich das Rauchen abzugewöhnen.
E-Zigaretten sind zwar weniger schädlich als herkömmliche Glimmstängel – ungefährlich sind sie aber nicht.Bild: dpa-tmn / Franziska Gabbert
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Verdampfen statt Verbrennen: So gefährlich sind E-Zigaretten wirklich

24.05.2024, 19:12
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Man sieht sie überall: Bunte Plastikstäbe, die an Textmarker erinnern, mit einem Mundstück daran. Der Dampf riecht nach Apfel, Blaubeere oder Vanille. Beliebt sind die E-Zigaretten besonders bei jungen Menschen. Selbst manche Millennials, die nie normale Zigaretten geraucht haben, ziehen regelmäßig passioniert an ihrer E-Kippe.

Ganz klar ist: E-Ziga­retten sind weniger schädlich als Ziga­retten. Und dennoch sind sie alles andere als harmlos. Wie schädlich sind die Plastik-Glimmstängel tatsächlich?

Anders als bei den herkömmlichen Tabak-Kippen verdampfen E-Zigaretten Inhaltsstoffe wie Nikotin und Aromastoffe der entsprechenden Liquids, statt sie zu verbrennen. So weit schon einmal so gut, schließlich ist das Verbrennen von Tabak und Papier einer der gesundheitsschädlichen Faktoren an herkömmlichen Zigaretten.

Aerosole könnten krebserregend sein

Doch auch beim Verdampfen von Liquids gelangen ultrafeine Flüssigkeitspartikel über die Atemwege in den Körper – und können dort unter anderem das Herz-Kreislauf-System schädigen. Untersuchungen zu Langzeitfolgen gibt es bislang nicht.

Was allerdings bereits jetzt klar ist: Propylenglykol, das häufig als Vernebelungsmittel in den Liquids verwendet wird, kann laut AOK bei empfindlichen Menschen Atembeschwerden auslösen. In den USA seien im Zusammenhang mit dem Dampfen einige teils schwere Lungenentzündungen beobachtet worden. Auch einige der Aromen stünden im Verdacht, Allergien auszulösen.

Hinzu kommt das Nervengift Nikotin. Wie bei herkömmlichen Zigaretten ist dieser Stoff auch gesundheitsschädlich, wenn er verdampft wird. Denn Nikotin ist nicht nur der Stoff im Tabak, der für den Suchtdruck verantwortlich ist, es erhöht auch den Blutdruck, das Thromboserisiko und die Magensäureproduktion. Der Stoff regt außerdem die Ausschüttung von Stresshormonen an.

Aber auch Liquids ohne Nikotin sind alles andere als ungefährlich. Denn auch hier werden die Aerosole aus Geschmacks- und Aromastoffen, sowie den Substanzen für die Verdampfung freigesetzt.

Einige Substanzen, die beim Verdampfen als Aerosol in den Körper gelangen, stehen laut der Krankenkasse zudem im Verdacht, krebserregend zu sein. Die AOK weist aber auch darauf hin, dass die Schadstoffmenge meist deutlich unter der im Tabakrauch herkömmlicher Kippen liegt.

Die Plattform "Gesundheitsinformationen" warnt zudem, dass aus den Metallteilen und dem Heizdraht auch Metalle wie Chrom und Nickel in den Dampf gelangen und inhaliert werden können. Diese Substanzen gelten als entzündungsfördernd und zellschädigend.

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Krebsforschungszentrum schlägt Alarm

Auch im Jahr 2023 hat sich die Trendwende – weg von der Kippe, hin zum healthy Lifestyle – bestätigt. Laut des Statistischen Bundesamts sank die Menge der versteuerten Zigaretten im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent auf 64,0 Milliarden Stück.

2022 hatte das Minus sogar 8,3 Prozent betragen, der Rückgang hat sich also abgeschwächt. Im langfristigen Vergleich zu 1991 ging der Zigarettenabsatz um mehr als die Hälfte zurück. Trotzdem zeigen sich deutsche Krebsforscher alarmiert.

Jan Mücke begründet das Minus beim Zigarettenverkauf mit einem stärkeren Gesundheitsbewusstsein der Menschen und mit der Verfügbarkeit von Alternativen. Mücke ist der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse.

Dabei bezieht er sich unter anderem auf Tabakerhitzer, in denen der Tabak nur heiß gemacht, aber nicht verbrannt wird. Diese Geräte werden anders als die E-Zigaretten nicht mit Liquids gefüllt, sondern eben mit einem kurzen Tabakstück. Der Tabak wird nicht verbrannt, sondern wie bei E-Kippen erhitzt und verdampft. Laut der Barmer sollen so zwar weniger Schadstoffe als beim Rauchen entstehen – dennoch gelangten Partikel in die Lunge und ins Herz-Kreislauf-System.

Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) verweist in diesem Zusammenhang gegenüber der dpa auf eine Studie der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Demnach liegt der Raucheranteil der Ab-14-Jährigen bei einem Drittel (33,9 Prozent). Ein viel zu hoher Wert, sagt Schaller. Sie fügt an:

"Der Tabakrauch ist ein Giftcocktail, der etwa 90 Substanzen enthält, die krebserzeugend sind oder im Verdacht stehen, krebserzeugend zu sein."

Laut WHO gaben 11 Prozent der 13-Jährigen an, schon einmal eine Zigarette geraucht zu haben, während 16 Prozent schon einmal eine E-Zigarette geraucht hatten. Der Staat müsse entschlossener vorgehen, um das Rauchen einzuschränken. "Die Tabakprävention ist zu schwach in Deutschland", sagt die Expertin. Ihre Ideen:

  1. Eine starke Erhöhung der Tabaksteuer, um vor allem junge Menschen finanziell abzuschrecken.
  2. Ein komplettes Werbeverbot, auch in Verkaufsräumen, etwa Tankstellen.
  3. Keine farbigen und ansprechenden Verpackungen mehr. Stattdessen sollten Zigaretten in optisch langweiligen Einheitspackungen verkauft werden.

Raucher:innen solle nicht das Rauchen verboten werden, aber das todbringende Produkt sollte möglichst unattraktiv gemacht werden, stellt Schaller klar. Die steigende Nachfrage nach Alternativprodukten wie E-Zigaretten und Tabakerhitzern sieht sie skeptisch: "Mangels Langzeitstudien ist es unklar, welche Schäden und in welchem Ausmaß zu erwarten sind."

(Mit Material der dpa)

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